
Die Amazon-Tochter tut ihren Streamern zufolge zu wenig gegen Hate-Raids. (Foto: salarko/Shutterstock)
Die Aktiven fühlen sich häufig von Twitch im Stich gelassen und dieses Gefühl gipfelte unter anderem in dem Protest-Tag #ADayOffTwitch. Jetzt analysierten Medien die Ergebnisse: Es haben sich einige Streamer:innen verabredungsgemäß ferngehalten, das hat wiederum zu einem Einbruch bei den Zuschauerzahlen geführt. Andere kommen nicht mehr zurück und sind komplett zu Konkurrenzplattformen abgewandert. Dabei geht es jedoch nicht nur um den Kampf gegen Hate-Speech, sondern auch um Geld und verletzte Gefühle.
Boykott zeigt Wirkung
Sicher sind sich alle Beobachter in einem: Die Zahlen fielen am Boykott-Tag. Laut Gamesight Analytics waren 14.000 Kanäle weniger online und es wurden rund eine Million Stunden weniger Inhalte angesehen als im Durchschnitt der sieben Tage zuvor. In der Spitzenzeit seien normalerweise rund 4,5 Millionen User online, dieses Mal seien es nur 3,5 Millionen gewesen, heißt es. Medien sprechen demnach von möglicherweise 22 Prozent weniger aktiven Nutzern an diesem Tag.
Der Analyst Zach Bussey berücksichtigte zusätzliche Faktoren, die den Schwund erklären könnten. Zum einen begann in vielen Ländern wieder die Schule, sodass Schüler weniger Zeit auf Twitch verbrachten. Zum anderen verließen die beiden prominenten Twitcher DrLupo und TimTheTatman die Plattform. Sie wechselten zu Googles Youtube. Bussey kommt aber zu dem Schluss, dass selbst unter diesen Einberechnungen die Plattform am „Day Off“ immer noch einen Zuschauerschwund von 5 bis 15 Prozent verzeichnete.
Amazon-Tochter behält 50 Prozent der Einnahmen
Der Protest galt sogenannten „Hate-Raids“ – Hasskampagnen gegen insbesondere farbige und queere Streamer:innen, die über Bots und andere Mechanismen ausgeführt werden. Die Aktivisten kritisieren, dass Twitch nur wenige Schutzmechanismen dagegen bietet. Die Tools arbeiteten dermaßen unzureichend, dass viele marginalisierte Schöpfer sie ausschalteten und die Community selbst moderieren ließen. Jess Go, eine Streamerin, bemerkte gegenüber dem Magazin Kotaku: „Wenn wir all diese zusätzliche Arbeit leisten, warum nimmt Twitch dann einen so großen Anteil des Gewinns, den wir erwirtschaften?“ Die Amazon-Tochter behält die Hälfte der Einnahmen ein. Jess Go spricht damit etwas an, das vielen sauer aufstößt: Twitch zieht viel Geld ein und leistet dafür wenig.
Reformen und neue Mechanismen gefordert
Neben einer faireren Verteilung der Einnahmen – 70:30 und sogar 80:20 sind im Gespräch – mahnen die Streamer:innen bessere Werkzeuge an. Es sei für gebannte Nutzer viel zu leicht, neue Accounts zu erstellen und mit ihrem Tun weiterzumachen. Man könnte bei der Registrierung verlangen, eine Telefonnummer anzugeben und so das Umgehen von Verboten und Sperren durch neue Accounts zu erschweren. Zudem schlagen Betroffene vor, das Alter von Konten zu begrenzen, die im Chat antworten dürfen. Außerdem soll Twitch die Streamer:innen über eingehende Raids informieren und dann können die Moderatoren des Kanals entscheiden, ob sie ihn zulassen. So könne man ungewollte Kampagnen im Keim ersticken. Zuletzt fordern einige auch, Streamer auszuschließen, die ihre Kanäle für Hetze und Belästigung anderer nutzen.
Twitch kündigte bereits früh Besserung an und kommentierte auch den neusten Protest in diesem Sinne. Man arbeite hart daran, die Plattform zu einem sicheren Ort für Kreative zu machen.
Twitch wurde von Amazon aufgekauft
Randnotiz
Steht ja auch im Artikel