Weil die Anforderungen stark regulierter Industrien und sensibler Behörden an Cloudangebote gestiegen seien, bringt Amazon eine rein europäische Lösung an den Start. Die „AWS European Sovereign Cloud“ soll ausschließlich mit in der EU angesiedelten Rechenzentren umgesetzt und physisch sowie logisch von bestehenden AWS-Regionen getrennt sein.
Amazon: Souveräne AWS-Cloud für Europa
Damit ermöglicht Amazon eigenen Angaben zufolge die Erfüllung spezifischer gesetzlicher Anforderungen, was den Ort der Datenverarbeitung und den Betrieb der Cloud angeht. Los gehen soll es in Deutschland. Das Angebot werde allen Nutzer:innen in Europa zur Verfügung stehen, wie Amazon mitteilt.
Claudia Plattner, Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), lobte die geplante „souveräne“ Amazon-Cloud. „Der Aufbau einer europäischen AWS-Cloud wird es für viele Behörden und Unternehmen mit hohen Anforderungen an die Datensicherheit und den Datenschutz deutlich leichter machen, die AWS-Services zu nutzen“, so Plattner.
Heftige Kritik wegen Etikettenschwindels
Es gibt allerdings auch Kritik. So bezeichnete Frank Karlitschek, Gründer und Chef des alternativen Cloudanbieters Nextcloud, die AWS-Cloud in der FAZ als „Etikettenschwindel“. Datenschützer Thilo Weichert sieht ein Problem von angeblich „souveränen europäischen Clouds“, wie jener von Amazon, in der mangelnden Transparenz.
Weichert zufolge hätten Cloudanbieter grundsätzlich Zugriff auf Klardaten der Nutzer:innen. US-Behörden könnten diese Daten dann unter Bezugnahme auf „Cloud Act“ oder „Foreign Intelligence Surveillance Act“ anfordern. Denn laut diesen Gesetzen müssen US-Konzerne den Sicherheitsbehörden auf Anfrage auch im Ausland verarbeitete Daten zur Verfügung stellen.
Viele US-Konzerne haben EU-Cloudangebote
Neben der AWS-Cloud bieten auch andere US-Konzerne als „souverän“ betitelte Cloudlösungen in der EU an. Google etwa arbeitet in Frankreich mit Thales und in Deutschland mit T-Systems zusammen. Microsoft hat sich in Deutschland mit SAP zusammengetan. Auch Oracle hat eine rein europäische Lösung am Start.
Amazon zumindest sieht in der möglichen Anforderung von Daten durch US-Behörden offenbar kein größeres Problem. AWS gebe von sich aus keine Kundendaten heraus, sagte der bei Amazon für die Europa-Cloud zuständige Max Peterson der FAZ. Bisher habe Amazon noch in keinem Fall Kund:innendaten aus dem Ausland an Strafverfolgungsbehörden in den USA weitergegeben.