Amazon Go: So kauft es sich im kassenlosen „Supermarkt der Zukunft“ ein
Amazon expandiert mit seinen Lebensmittelläden. „Es fühlt sich wie klauen an“, berichtet eine Kundin der Deutschen Welle (DW) über ihre Erfahrung mit dem „Just-walk out“-Shopping. Eine Reporterin des öffentlich-rechtlichen Kanals testete kürzlich den ersten kassenlosen Amazon-Go-Supermarkt in Europa. Alleine in Großbritannien sollen 30 weitere Filialen folgen. Zusätzlich gab Bloomberg bekannt, der Tech-Gigant plane den ersten Full-Size-Supermarkt in Brookfield, Connecticut. Der Unterschied: Dort soll es auch einen Pickup-Counter für Onlinebestellungen und eine Fleischtheke geben.
„Just walk out“ bedeutet wirklich kassenlos
Im Gegensatz zu anderen Modellen ohne Kasse kommen die Lebensmittelläden des E-Commerce-Marktführers auch ohne Selbstbedienungsscanner, Scannen mit einer App oder Check-Out aus. Über allerlei Hightech erreicht der Laden, dass Kunden nur durch das Herausnehmen und Zurücklegen der Waren ihren Online-Warenkorb füllen und leeren. Am Ende des Einkaufs verlassen sie einfach den Store und das verknüpfte Amazon-Konto wird automatisch belastet. Tester berichten, das fühle sich komisch an. Amazon setzt die „Just walk out“-Technologie seit über zwei Jahren in einem Dutzend Märkten in den USA ein. Tester beschreiben die Läden als relativ klein. Das soll sich mit dem geplanten Projekt in Brookfield ändern.
Massenhaft Kameras und Sensoren
Wie Amazon diese „Magie“ hinbekommt, ergibt sich für den Kunden, wenn er zur Decke schaut. Dort sind Hunderte Erfassungsgeräte angebracht, die die Bewegungen aufzeichnen und verarbeiten. Der Konzern selbst gibt an, die Kaufprozesse über rechnerverarbeitete Kamera- und Sensordaten sowie Deep-Learning-Algorithmen zu erzeugen. Die eingesetzte Technologie ähnele der in autonom-fahrenden Autos. Datenschützern entgegnet der Betreiber, die Kundendaten verknüpfe man nur 30 Tage lang mit dem jeweiligen Amazon-Konto. Bürgerrechtler befürchten jedoch, der IT-Gigant verarbeitete diese Daten in der Zwischenzeit weiter.
Ohne Kasse bedeutet nicht ohne Mitarbeiter
Trotz der fehlenden Kassierer*innen kommen die Amazon-Go-Läden nicht ohne Menschen aus. Abgesehen davon, dass die Regale aufgefüllt werden müssen, bieten die Männer und Frauen in den grünen Leibchen auch Hilfe und Unterstützung etwa bei der Produktsuche an. Angeblich brauchen die Shops sogar mehr Mitarbeiter als ein herkömmlicher Laden. Im Test der DW kam ein weiterer Grund dafür zum Tragen: Die Reporterin kaufte Alkohol und jemand musste ihren Ausweis kontrollieren.
Sie berichtet zudem von einer hohen Anzahl von Amazon-Eigenmarken: Das Grinsen prange auf Kartoffelbrei, Kochschinken und Schnittblumen. Experten sagten ihr, das Sortiment sei noch nicht voll konkurrenzfähig, die Kaufabwicklung hingegen schon. Amazon plant, das Go-Prinzip an andere Ketten zu verkaufen.