Amazon-Marketplace: Vernichten von Waren angeblich billiger als verschenken

Retouren zu spenden, birgt anscheinend ein großes Problem. (Foto: Amazon)
Die Zahl der Retouren steigt rund um den Black Friday unweigerlich – und damit kommt auch die Frage, was mit diesen Produkten passiert, einmal mehr auf. Laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace wird bei Amazon im niedersächsischen Winsen jede Woche mindestens eine Lkw-Ladung nicht verkaufter Ware entsorgt. Amazon nenne diese Arbeitsplätze „Destroy-Stationen“; entsorgt würden unterschiedliche Waren, von Büchern über T-Shirts bis hin zu Elektroartikeln, berichtete Greenpeace im Mai dieses Jahres und legte als Beleg dafür Filmaufnahmen vor.
Für die Entsorgung wird anscheinend eine Gebühr fällig
Besonders kritisch ist die Lage diesbezüglich bei Amazon Marketplace. Christian Pietsch, ein Unternehmer, der über Amazon Lederwaren verkauft, bestätigte laut Golem, dass Amazon Dritthändlern wie ihm die Entsorgung ihrer Ware anbiete, wenn deren bei Amazon gelagerten Waren nach einem bestimmten Zeitraum nicht verkauft wurden. In diesem Fall fielen nämlich hohe Langzeitlagergebühren an.
In einer öffentlich zugänglichen Amazon-Preisliste für Dritthändler heißt es, die Langzeitlagergebühr werde nicht berechnet, „wenn vor der Erhebung der Gebühr eine Entfernung oder Entsorgung der Einheiten angefordert wurde“. Für diese Entsorgung erhebt Amazon anscheinend eine Gebühr.
Spenden sei teurer als die Entsorgung
Ralf Kleber, Deutschland-Chef von Amazon, wehrt sich gegen den Vorwurf massenhafter Retouren-Vernichtung. „Bei der Ware, die uns gehört, liegt dieser Anteil im Promillebereich“, sagte er dem Handelsblatt. Es würden im Prinzip nur Dinge entsorgt, „die aus Gründen der Hygiene oder der Produkthaftpflicht nicht mehr verkauft werden dürfen“. Viel würde auch gespendet, etwa an lokale Tafeln.
Kleber gesteht aber ein, dass es bei Amazon Marketplace diesbezüglich ein Problem gibt. „Die gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland schreiben immer noch vor, dass auf Produkte, die gespendet werden, die Umsatzsteuer gezahlt werden muss“, klagt er. Damit sei das Spenden teurer als die Entsorgung. „Und viele kleine Händler können sich das schlicht nicht leisten.“ Kleber appellierte deshalb an die künftige Bundesregierung, die gesetzlichen Bestimmungen in diesem Bereich zu ändern.