Er gilt als Apple-Urgestein: Der Apple 1 begeistert Vintage-Fans rund um den Globus. Steve Wozniak und Steve Jobs produzierten insgesamt 200 Stück; laut dem Verzeichnis der „Apple-1 Registry List“, sind derzeit noch 82 erhalten. Dementsprechend begehrt sind sie in der Sammel-Community, immer wieder werden einzelne Exemplare versteigert und bringen teilweise Millionenbeträge ein.
Rätsel um den Apple 1: Wer nummerierte die Boards?
Warum sich die verbliebenen Geräte in ihrer Optik zunächst deutlich voneinander unterscheiden, ist schnell erklärt: Der Apple 1 wurde ohne großes Zubehör verkauft. Wer einen der Prozessoren erwarb, musste sich selbst um die weitere Ausstattung kümmern.
Jahrelang unbeantwortet blieb allerdings die Frage, warum einige – laut Apple-1-Register insgesamt 41 – der ersten Mainboards mit einer handgeschriebenen Seriennummer versehen worden waren. Unklar war außerdem, von wem die Nummerierung damals stammte.
Hatten etwa Steve Jobs oder Steve Wozniak die Boards mit einem schwarzen Filzstift nummeriert? Beide verneinten das im Laufe der Zeit, konnten sich nicht an die Nummerierung erinnern. Auch Daniel Kottke, der einst einige der Boards zusammengesetzt und getestet hatte, stritt ab, den Prozessoren Nummern verpasst zu haben.
Immer wieder vermuteten Fans, hinter den Seriennummern könnte Paul Terell stecken. Er hatte für seinen Byte Shop einst 50 Apple-1-Computer erworben und sie dort weiterverkauft – allerdings, so seine eigene Aussage, ohne sie zu nummerieren. Außerdem endet die Nummerierung der Boards nicht etwa bei 50. Die höchste entdeckte Seriennummer ist die 91 – auch das spricht gegen Terell als Urheber der Nummern.
Und dass die Tech-Produzenten, mit denen Jobs und Wozniak zusammengearbeitet hatten, eine Seriennummer aufwendig per Hand auf Teile schreiben ließen, scheint auch eher unwahrscheinlich.
Apple-1-Registry: Die Spurensuche des Achim Baqué
Achim Baqué, Betreiber der „Apple-1 Registry List“, hat im Laufe der Jahre alle noch auffindbaren Seriennummern – angefangen mit Board Nummer 6, mit diversen Lücken bis hin zu Board Nummer 91 – akribisch aufgelistet. „45 Jahre lang gab es Diskussionen und Suchen nach dem Urheber der Seriennummern“ – jetzt will der deutsche Apple-Enthusiast das Geheimnis gelöst haben.
In einem Blogbeitrag beschreibt er seine Suche, die er schon im Jahr 2015 begonnen haben will. Im Laufe der Zeit habe er Schriftproben gesammelt: von Steve Wozniak, Steve Jobs und Daniel Kottke, sogar von ehemaligen Beschäftigten des Byte Shop. Der Knackpunkt: „Bis zu diesem Zeitpunkt war noch unklar, wer die Seriennummer geschrieben hat. Steve Jobs‘ Briefe und Unterschriften erzielen bei Auktionen stets Rekordergebnisse. Solche Annahmen sind mit großer Vorsicht zu genießen“.
Baqué schlussfolgerte: „Es bedarf eines forensischen Gutachtens als Beweis.“ Das habe bis zu diesem Zeitpunkt niemand durchgeführt, weil Original-Schriftproben gefehlt hätten – und ein entsprechendes Gutachten nicht gerade günstig ist.
Apple-1-Seriennummer: Forensisches Gutachten bestimmt den Urheber
Ende 2021 setzte sich der Register-Betreiber schließlich mit dem kalifornischen Unternehmen PSA in Verbindung, das auf die Verifizierung von Autogrammen spezialisiert ist. Mit zwei der nummerierten Apple 1 und zahlreichen Fotos und Schriftproben im Gepäck flog er selbst in die USA, übergab das Material an Expert:innen.
Die nahmen Details wie Schriftgröße, Neigung und Stiftdruck unter die Lupe, und kamen schließlich zu dem Schluss: Die Nummern wurden wohl doch von Steve Jobs vergeben. „Nach 45 Jahren konnte geklärt werden, dass es sich um ein weiteres Vermächtnis von Steve Jobs handelt“, so Baqué. „Viele Besitzer eines originalen Apple 1 können sich nicht nur darüber freuen, einen der seltensten und wertvollsten Computer der Welt zu besitzen. Jetzt haben sie auch die persönliche Note von Steve Jobs‚ Handschrift“.
Mit 21 der Besitzer:innen steht der Register-Betreiber nach eigener Aussage persönlich in Kontakt – und die dürften sich über die Nachricht der geklärten Seriennummer-Frage durchaus gefreut haben.