- Airpods 4 mit ANC: Offenes Design passt nicht in alle Ohren
- USB-C im Case und neuer „Button“ für die Kopplung
- Bedienung der Airpods 4: Lautstärkensteuerung am Ohrhörer-Stiel wird vermisst
- Airpods 4 mit H2: Ein wenig Pro an Bord
- Airpods 4: Klang und ANC
- Fazit zu den Airpods 4 mit ANC: Gut gelungen, aber ...
Mit den Airpods 4 hatte Apple im Zuge des iPhone-16-Events neue „Einsteiger“-Ohrstöpsel mit offenem Design vorgestellt. Erstmals führt Apple mit der vierten Generation zwei Varianten ein: eine günstigere, die die Airpods 2 ersetzen und eine 50 Euro teurere, die die Airpods 3 ablösen. Die teurere Version hat erstmals aktive Geräuschunterdrückung und weitere Pro-Funktionen als auch einen induktiven Ladecase an Bord. Wir haben die ANC-Variante ausprobiert und mit den Pro 2 verglichen.
Airpods 4 mit ANC: Offenes Design passt nicht in alle Ohren
Rein optisch orientiert Apples sich bei den neuen Airpods weitgehend an den Vorgängern und behält das offene Design bei. Das heißt, dass die Ohrstöpsel keine Silikonpolster besitzen, sondern nur im Ohr Halt finden.
Wie die Vorgänger sitzen die Airpods ohne die Silikonpolster der Pros luftiger im Ohr und verfügen entsprechend nicht über eine passive Geräuschisolierung, wodurch Träger:innen nicht von der Außenwelt abgeschottet werden.
Die Form der In-Ear-Hörer wurden laut Apple neu gestaltet, damit sie zu mehr Ohrformen kompatibel sein sollen. So sind die Ohrstöpsel ein wenig runder und kürzer und der Tragesensor ein wenig umpositioniert worden.
Es ist daher durchaus möglich, dass die neue Form besser in Ohren Platz findet, die Passprobleme mit den Airpods 2 und 3 hatten. Bei mir bieten sie einen guten Halt, sodass sie nicht einmal aus den Ohren fliegen, wenn ich meinen Kopf wie ein Metal-Fan headbange.
Jedoch merke ich nach ein paar Stunden des Tragens, dass sich kleine Druckstellen an den Ohrknorpeln des äußeren Gehörgangs entwickeln, die leicht zu schmerzen beginnen. Bei der runderen Form der Airpods Pro 2 mit ihren Silikonpolstern habe ich das nicht.
USB-C im Case und neuer „Button“ für die Kopplung
Neu ist der Ladecase mit USB-C-Anschluss, den Apple radikal verkleinert hat. Er ist etwa ein Drittel kleiner als jener der AirPods Pro, hat in der ANC-Version dennoch Unterstützung für kabelloses Laden und einen kleinen Lautsprecher für das Finden per „Wo-ist?“- Netzwerk. Apropos kabelloses Laden: Der Case unterstützt die Beladung per Qi-Wireless-, Magsafe-Ladegeräten und dem Ladepuck der Apple Watch.
Gestrichen hat Apple den rückseitigen Kopplungs-Knopf am Case. Zum Koppeln müsst ihr bei der neuen Version einen Doppeltap auf die Vorderseite des Ladecases durchführen. Falls erforderlich: Für den Reset ist laut Apple ein dreifacher Doppeltap erforderlich.
Apple verspricht bis zu fünf Stunden Musikwiedergabe mit einer Akkuladung. Über das Nachladen per Akkucase sind zusätzliche 25 Stunden drin. Bei aktivierter Geräuschunterdrückung sollen es bis zu 4 Stunden Musikwiedergabe plus 16 Stunden durch Nachladen im Case sein. Das deckt sich mit unseren Erfahrungen.
Bedienung der Airpods 4: Lautstärkensteuerung am Ohrhörer-Stiel wird vermisst
Wer die Steuerung der Airpods über den Steg kennt, wird sich auch bei den neuen Modellen schnell zurechtfinden. Ein Druck auf den Stiel startet und pausiert die Wiedergabe, ein Doppel- oder Dreifachdruck lässt euch vor- und zurückspringen.
Auch Anrufe lassen sich annehmen oder ablehnen. Hierfür könnt ihr aber auch die neuen Kopfgesten nutzen, die mit iOS 18 beziehungsweise macOS 15 Sequoia eingezogen sind. Die Kopplung mit Apple-Geräten erfolgt bequem über die Bluetooth-5.4-Verbindung, indem ihr das Ladecase öffnet.
Wer die Airpods Pro nutzt und mit ihrer Steuerung vertraut ist, wird hingegen die Lautstärkeregelung bei den Airpods 4 über eine Wischgeste am Stiel vermissen. Diese bleibt den Pro-Modellen vorbehalten. Das ist aber vielleicht gar nicht so verkehrt, denn beim vergeblichen Versuch, die Lautstärke über die Kopfhörer zu regeln, hatte ich sie fast in der Hand und nicht mehr im Ohr. Wollt ihr die Lautstärke regeln, ist der Griff zum Zuspieler wie iPhone oder Mac erforderlich.
Wie bisher verbinden die Airpods sich jeweils mit dem Zuspieler, den ihr gerade bedient und mit eurem Apple-Account gekoppelt ist. Das ist kein waschechtes Multipoint-Bluetooth, wie es etwa einige Hersteller wie Sennheiser oder Google bieten. Wer im Apple-Kosmos unterwegs ist, wird diese Funktion zu schätzen wissen.
Die Airpods lassen sich auch mit Android- oder Windows-Geräten koppeln, jedoch können sie über diese Plattformen weder aktualisiert noch eingestellt werden. Nur über Apple-Geräte sind alle Funktionen und Einstellungen erreichbar, da sie Bestandteil des Systems sind – es gibt keine separate App.
Airpods 4 mit H2: Ein wenig Pro an Bord
Interessant ist, dass Apple seinen Airpods 4 den H2-Chip verpasst, der bislang nur in den Airpods Pro 2 zu finden war. Dieser sorgt etwa für eine Latenz, aber auch für eine Klangoptimierung. Ebenso unterstützen sie die Funktion „Konversationserkennung“, die registriert, wenn ihr sprecht, während ihr sie tragt. Die Airpods reduzieren dann automatisch die Lautstärke und heben sie nach dem Beenden des Gesprächs wieder an.
Die neuen Funktionen, mit denen die Airpods Pro 2 zu Hörgeräten gemacht werden, inklusive eines Hörtests, bleiben den teureren Modellen vorbehalten. Auch der H1-Ultrabreitbandchip (UWB) zur präziseren Ortung mit „Wo ist?“ bleibt ein Pro-Feature.
Ein praktisches Komfortfeature ist übrigens die automatische Pausierung der Wiedergabe, wenn ein In-Ear-Hörer aus dem Ohr genommen wird. Sobald er wieder im Ohr sitzt, wird die Musik prompt fortgesetzt. Die Funktionen haben mittlerweile viele Modelle, aber leider nicht alle.
Airpods 4: Klang und ANC
Und wie klingen die neuen Airpods? Kurz: Trotz der offenen Bauweise liefern sie einen überraschend guten und vollen Sound ab. Vor allem in ruhigeren Umgebungen überzeugen die neuen Ohrstöpsel mit einem voluminösen Sound mit gutem Bass und sauberen Höhen. Man kann den Sound mit einem Adjektiv am besten als warm beschreiben.
Sicher: So gut wie die Airpods Pro 2 klingen sie nicht, doch die teureren Ohrstöpsel verfügen auch über Silikonpolster, durch die der Sound ungefiltert und ohne Außengeräusche ins Ohr transportiert wird.
Die Silikonpolster tragen bei den Airpods Pro 2 letztlich auch zu einem besseren ANC bei, da sie zusätzlich eine passive Geräuschunterdrückung produzieren. Für ein offenes Design filtern die Algorithmen, die auf dem H2-Chip ausgeführt werden, zu beeindruckenden Resultaten.
Beim ersten Einsetzen der Airpods 4 am Flughafen München konnten die Ohrstöpsel die Geräuschkulisse beeindruckend gut ausblenden. Optional bieten die neuen Airpods Apples adaptive Geräuschunterdrückung, durch die sich das ANC an die Umgebungsgeräusche anpasst.
Ebenso gute Ergebnisse liefert der Transparenzmodus der Ohrstöpsel, mit dem die Umgebungsgeräusche per Mikrofon ans Ohr durchgelassen wird. Der Außenklang, der durch die Airpods dringt, wirkt zwar etwas reduziert in der Lautstärke, aber sauber. Das offene Design ist hier sicher auch ein ausschlaggebender Faktor.
Fazit zu den Airpods 4 mit ANC: Gut gelungen, aber …
Apple ist mit den neuen Airpods 4 ein solides Update gelungen. Der Sound kann überzeugen, über die Stärke der ANC-Funktion sind wir besonders wegen des offenen Designs positiv überrascht.
Nutzer:innen im Apple-Ökosystem denen die Airpods 4 passen und das offene Design gegenüber Ohrstöpseln mit Silikonpolstern vorziehen, machen nichts falsch.
Die 50 Euro für die Airpods 4 mit ANC gegenüber der Version ohne, sind zweifelsohne den Preis wert. Denn diese liefern nicht nur die aktive Geräuschunterdrückung, sondern auch einen kabellos aufladbaren Ladecase und ein paar Pro-Funktionen.
Wer indes auf die volle Funktionspalette, einen etwas besseren Sound und noch bessere ANC Wert legt, muss mittlerweile nicht mehr den vollen Kaufpreis von 280 Euro für die Pro 2 auf den Tisch legen. Denn der Straßenpreis liegt je nach Angebot nur knapp 30 Euro über den offenen Airpods 4 mit ANC.