Apple und KI: 2 Funktionen, die mal wirklich interessant sind – und sogar eine ganz ohne KI
Apple steigt erst in eine neue Technologie ein, wenn sie wirklich reif ist – so heißt es. Und wenn sie etwas in-house entwickeln können, ohne ihr Ökosystem groß öffnen zu müssen. So hat das Unternehmen auf der knapp zweistündigen Keynote, die die Entwicklerkonferenz WWDC eingeläutet hat, die künstliche Intelligenz zu dieser neuen Technologie auserkoren, die iPhone, iPad und Mac mit neuen Features ausstatten soll.
Weil aber Google oder Microsoft schon länger KI in ihre Systeme integriert haben, waren viele der mit Pomp und Prunk gezeigten Features nicht wirklich etwas Neues. Emojis per KI erstellen, Bilder mit KI bearbeiten – man kennt das. Zwei Funktionen stachen aber heraus aus diesem KI-Mittelmaß. Genau wie eine dritte, die aber gar nichts mit KI zu tun hat.
Die KI zusammenfassen lassen
Wenn ihr zukünftig – denn die KI-Features sollen erst im Laufe des Sommers im Betaprogramm ausgerollt werden – eine Mail schreiben wollt, könnt ihr mit ein paar simplen Klicks die KI bitten, die Mail freundlicher zu formulieren. Oder professioneller. Oder sie vielleicht doch direkt ganz umschreiben lassen. Das ist vielleicht ein nettes Gimmick – wenn die umformulierten Texte dann auch wirklich nach einem Mensch klingen.
Ein anderes Text-Feature klingt aber weitaus praktischer. Ihr kennt das sicherlich: Jemand schreibt euch eine ellenlange Nachricht, in der die wichtigen Informationen irgendwo am Ende des Textes stehen. Oder ihr seid in einem Gruppenchat, in dem fünf Nachrichten die Minute verschickt werden.
Apple verspricht, dass die hauseigene KI, Apple Intelligence genannt, zukünftig Ordnung in diesen Textwust bringen soll, indem die wichtigsten Infos aus diesen vielen Nachrichten für euch zusammengefasst werden – in den Notifications, die ihr in eurem Lock-Screen sehen könnt.
Da steht dann etwa, dass eine Freundin euch eine Einladung zum Essen geschickt hat oder ein Termin verschoben wurde. Anders als bisher stehen in den Notifications dann nicht mehr die Anfänge der Nachrichten, sondern nur die wichtigen Infos – herausgefiltert von der KI.
Siri sucht Infos
Das zweite wirklich interessante Feature ist die Erweiterung von Siri durch KI. Das setzt aber freilich voraus, dass ihr mit euren Geräten sprechen wollt. Denn Apple setzt deutlich auf einen sprachlichen Umgang mit seiner KI.
Siri soll euch zukünftig besser verstehen können und auch registrieren, wenn ihr etwas falsch aussprecht oder euch verbessert. Auch soll sie fähig sein, den Kontext besser zu verstehen, wenn ihr etwa eine Anfrage auf einer anderen Frage aufbaut: „Siri, wo ist das Restaurant XYZ?“ Und dann: „Siri, mach eine Reservierung da“. Auch das sind nette Features, die im Alltag sicher helfen können.
Wirklich interessant wird es aber bei der durch KI ermöglichte Fähigkeit von Siri, Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenzuziehen. Wenn ihr etwa mit einer Person per Mail und iMessage kommuniziert, soll Siri zukünftig fähig sein, Anfragen basierend auf Informationen aus all diesen Quellen zusammenzufassen. Später soll das auch mit Drittanbieter-Apps funktionieren.
Wenn ihr also etwa fragt, wann eure beste Freundin am Flughafen ankommt und wann die Reservierung im Restaurant ist, wird Siri laut Apple alle Chats scannen, um die relevanten Infos dann präzise darzubieten – auch wenn der Termin am Flughafen per Mail kam und die Reservierung per iMessage.
Mehr noch: Siri soll fähig sein, Anfragen wie „Spiel den Podcast ab, den Steffi empfohlen hat“ zu verarbeiten. Oder „Schicke die Fotos vom gestrigen Grillfest an Peter“. Alles ohne eine vorherige Kategorisierung der Dateien durch euch – sondern durch KI.
Damit dürfte Siri also zu einer persönlichen Assistentin werden, die eure Daten genau kennt und die relevanten Infos heraussucht. Dabei verspricht Apple aber, dass dieses KI-System gerätintern läuft und nur dann auf Daten außerhalb eures iPhones oder Macs zurückgreift, wenn es nötig ist – und euch vorher darüber informiert.
Ganz ohne KI: iPhone auf dem Mac
Selbstredend wurden auf der Entwicklerkonferenz auch viele neue Features ohne KI vorgestellt. Alle Apple-Geräte werden Softwareupdates bekommen – wie es zu erwarten war. Viele der neuen Features sind nett, aber nicht unbedingt der Rede wert. Eine Neuerung ist uns aber doch besonders aufgefallen: der iPhone-Mirror.
Das ist eine neue App für den Mac, mit dem ihr auf euer iPhone zugreifen könnt. Wenn ihr das Programm aktiviert, öffnet sich ein Fenster in iPhone-Display-Größe. Mit dem könnt ihr dann so interagieren, wie ihr es auch mit dem Smartphone tun würdet.
Das bedeutet, dass ihr jede Mobile-App zukünftig auf eurem Mac nutzen könnt. Aber auch, dass ihr Daten von eurem Mac in Sekundenschnelle auf euer iPhone per Drag-and-Drop übertragen könnt. Daraus können sich viele praktische Anwendungsmöglichkeiten ergeben – nicht nur, wenn das iPhone in einem anderen Raum liegt und ihr nicht aufstehen wollt.