Vor drei Jahren startete Amazon sein Lieferroboter-Projekt Scout in der Nähe seines Hauptsitzes Seattle. Später kamen die kleinen selbstfahrenden Roboter auch in weiteren Gegenden wie in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Georgia und Tennessee zum Einsatz.
Lieferroboter-Scout: Vollelektrisch und autonom
Die Mini-Fahrzeuge verfügten über sechs Rollen und fuhren vollelektrisch in Schrittgeschwindigkeit zu den Haushalten von Kund:innen, um Pakete kontaktlos auszuliefern. Hindernissen wie Fußgänger, Tiere oder Straßenschilder sollten die Scout-Roboter ausweichen können.
Die belieferten Kund:innen konnten die Lieferungen dann per Eingabe eines speziellen Codes aus den Boxen der Roboter entnehmen. Die eigentlich auf vollautonomen Betrieb ausgerichteten Gefährte wurden derweil meist von einem Menschen begleitet, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen.
Auch in Deutschland wurde offenbar an der Weiterentwicklung des Lieferroboter-Projekts gearbeitet – bis jetzt. Denn wie Bloomberg und Reuters unter Berufung auf Insider übereinstimmend berichten, hat Amazon das Scout-Programm gestoppt. Die 400 zuletzt noch an dem Projekt beteiligten Entwickler:innen sollen andere Tätigkeiten in dem Konzern übernehmen.
Lieferung: Amazon grübelt über Scout-Nachfolger
Noch ist das Projekt aber wohl nicht ganz gestorben. Ein Rumpfteam soll die Idee eines autonomen Lieferroboters weiterverfolgen, heißt es. In der jetzigen Form scheint es aber nicht zu funktionieren.
Amazon-Sprecherin Alisa Carroll zufolge gebe es Aspekte des Programms, die die Bedürfnisse der Kund:innen nicht erfüllten. Daher würden die Tests beendet und das Programm neu ausgerichtet. Welche Aspekte konkret das gewesen sind, sagte Carroll aber nicht. Auch zur möglichen Neuausrichtung gab es bisher keine Informationen.
Amazon spart wegen schwächelnden Wachstums
Bei Bloomberg wird derweil vermutet, dass der Stopp des Lieferroboter-Projekts mit Sparmaßnahmen in Zusammenhang steht, die Konzernchef Andy Jassy aufgrund des schwächelnden Umsatzwachstums verordnet hat.
So wurde Anfang der Woche bekannt, dass Amazon Glow, ein speziell auf Kinder ausgerichtetes Videoanrufgerät, eingestellt wurde, ebenso mit Amazon Care der virtuelle Gesundheitsdienst des E-Commerce-Konzerns.
Das Aus für Scout kommt aber dennoch etwas überraschend. Noch vor wenigen Monaten hatte Amazon in Gegenden, wo es die Lieferroboter getestet hat, Veranstaltungen abgehalten, in denen den Bewohner:innen die Vorteile des Systems dargelegt wurden.
Mit Sean Scott hatte der für die Roboter-Entwicklung verantwortliche Amazon-Vice-President aber schon im vergangenen Jahr das Unternehmen verlassen.