Erst kürzlich versuchte das Tech-Startup Nothing mithilfe des Drittanbieters Sunbird, Apples iMessage auf das Phone 2 (Test) zu bringen. Wegen massiver Sicherheitsprobleme scheiterte dieser Anlauf kolossal. Nur kurze Zeit später steht der nächste Anlauf an, Apples Nachrichten-App auf Android zu bringen: Die App Beeper Mini verspricht dabei die gleiche Sicherheit wie auf iPhones und zugleich die vor allem in den USA begehrten blauen Sprechblasen.
Beeper Mini: iMessage für Android funktioniert offenbar
Im Unterschied zu Sunbird, bei der ein Mac Mini als Zwischenstelle für iMessage genutzt wurde, setzt der Entwickler bei seiner App Beeper Mini vollkommen auf Reverse-Engineering. Wie es bei The Verge heißt, wurde Apples iMessage mithilfe „gejailbreakter“ iPhones komplett auseinandergenommen, um so zu verstehen, wie die App funktioniert. Dadurch sei es gelungen, die App so zu entwickeln, dass sie direkt mit Apples Servern kommuniziert und vorgaukelt, bei den Android-Geräten handle es sich um iPhones.
Wie Jacob Kastrenakes von The Verge schreibt, nutzt er die App seit einigen Wochen auf einem Pixel 8 (Test). Die auf dem Android-Gerät geschriebenen Nachrichten erscheinen bei seinen iPhone-Kontakten als blaue Sprechblase, als würde er ein Apple-Gerät verwenden.
Das iMessage-Pendant funktioniere auch bei Gruppenchats, ebenso können Reaktionen, Themes, Fotos und Videos in hoher Auflösung übertragen werden, so der Verge-Autor.
Beeper Mini setzt auf Transparenz
Der App-Entwickler hat den Quellcode der App veröffentlicht und stellt zudem ein Proof-of-Concept bereit. Durch diese Elemente können Dritte die Sicherheit untersuchen und Einblicke in die Funktionsweise erhalten. Der Entwickler ruft zudem Sicherheitsexpert:innen auf, die App unter die Lupe zu nehmen.
Im Unterschied zu Nothings respektive Sunbirds Ansatz biete die neue Umsetzung nicht nur Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, sondern es sei auch nicht einmal erforderlich, sich mit einer Apple-ID anzumelden. Die eigene Telefonnummer genüge. Optional könne man sich mit der Apple-ID anmelden und so eine E-Mail-Adresse für iMessage zu nutzen.
Bei der Anmeldung per Apple-ID werden laut Entwickler euer Benutzername, Passwort und ein 2-Faktor-Code über verschlüsselte HTTPS-Anfragen direkt an die Apple-Server gesendet, so der Entwickler.
iMessage auf Android: Beeper Mini ist nicht kostenlos
Die App steht schon in Googles Play-Store zur Installation bereit. Kostenlos ist sie indes nicht: Nach einer siebentägigen Testphase fallen monatlich 2,19 Euro für die Nutzung an, mit der die künstliche Barriere zwischen der Android- und Apple-Welt, die sich in iMessage durch grüne und blaue Sprechblasen manifestiert, aufgebrochen wird.
Fraglich ist, ob Apple diesen Hack duldet, schließlich hatte sich das Unternehmen klar dagegen entschieden, sein iMessage auf Android anzubieten. Von einer inoffiziellen Lösung dürfte das Unternehmen noch weniger halten.
Beeper glaubt aber, dass Apple es nicht leicht haben wird, dagegen vorzugehen. Denn zum einen nutze man keine Zeile Apple-Code. Zudem glaube man, dass es für Apple „zu schwierig wäre, Beeper abzuschalten, ohne auch iMessage für Legionen von echten Apple-Geräten abzuschalten“, heißt es.
Apples Alternative: RCS für iPhones
Auch wenn Apple rechtlich keine Handhabe gegen Beeper Mini haben sollte, um die App aus dem Play-Store zu werfen, ist fraglich, ob sie erfolgreich sein wird. Denn im Laufe des nächsten Jahres wird Apple das Messaging-Protokoll RCS (Rich Communication Services) in seinen hauseigenen Messenger iMessage integrieren.
Damit wird es möglich sein, Fotos in guter Qualität, Lesebestätigungen zwischen Android und Apple-Geräten zu verschicken, ebenso soll die Verschlüsselung verbessert werden. Diese Entwicklung ist schon ein großer Schritt für Apple, da der Konzern sich bisher strikt gegen den Support des Protokolls geweitert hatte. Der einzige Unterschied zwischen Beeper Mini und der kostenlosen Lösung von Apple wären dann nur noch die blauen Sprechblasen.