Langeweile treibt Entwicklerinnen und Entwickler ziemlich zügig zur Kündigung ihres Angestelltenverhältnisses – jede beziehungsweise jeder zweite Betroffene bewirbt sich nach weniger als vier Wochen neu. Zu diesem Ergebnis kommt We Are Developers in ihrem „A Developer Survey 2023“-Report. In der diesjährigen Erhebung mit insgesamt 1.254 Befragten fängt die Communityplattform die Stimmung europäischer Software-Developer:innen im Hinblick auf den Arbeitsmarkt, populäre New-Work-Modelle sowie aktuelle HR-Trends ein.
Software-Entwickler:innen: Wechselbereit, wenn gelangweilt
Die Uhr tickt für Arbeitgebende, denn Entwicklerinnen und Entwickler bewerben sich schnell weiter: Mit 59 Prozent gibt jede beziehungsweise jeder zweite Befragte an, sich in unter einem Monat weiter zu bewerben, wenn die aktuelle Stelle sie oder ihn langweilt. Das bedeutet, dass Developer:innen sich sehr schnell gegen ihren derzeitigen Arbeitsplatz entscheiden und offener für kurzfristige Änderungen sind. Für die Berufsgruppe ist das leicht, denn die Nachfrage nach den IT-Expertinnen und IT-Experten ist hoch.
Den Arbeitgebenden bleibt somit nur wenig Zeit, um zu reagieren und den Motivationsverlust zu erkennen. „Wenn Unternehmen auch in Zukunft ihre IT-Talente auf dem umkämpften Arbeitsmarkt halten wollen, sollten sie von Anfang an kontinuierlich in die Mitarbeiter:innenbindung investieren und Herausforderungen sowie Entwicklungsmöglichkeiten anbieten“, so Ana Gospodinova, Director Talent Management von We Are Developers. Allein in Deutschland fehlt es an 137.000 IT-Fachkräften, darunter ein Großteil an Entwicklerinnen und Entwicklern.
Werte und Kultur wichtiger als ein hohes Gehalt
Talente zu halten, ist wichtig. Doch damit es dazu kommt, müssen Unternehmen erst einmal von sich überzeugen. New Pay und New Work spielen dabei eine große Rolle. Wie der Report zeigt, legen Entwicklerinnen und Entwickler großen Wert auf Gehaltstransparenz und Unternehmenskultur. Eine absolute Mehrheit der befragten Entwicklerinnen und Entwickler bewerben sich erst dann, wenn sie Informationen zum Gehalt in den Stellenausschreibungen finden. Knapp die Hälfte stellt dabei jedoch die Werte klar über die Höhe der Vergütung.
Für 86 Prozent der befragten IT-Fachleute erhöht die transparente Angabe des Gehalts in einer Stellenausschreibung die Wahrscheinlichkeit einer Bewerbung enorm. Das macht die Gehaltstransparenz zu einem großen Hebel für das Recruiting. Gleichzeitig geben 47 Prozent an, dass sie Gehälter untereinander besprechen: Diese Zahlen machen deutlich, dass die Developer:innen-Community einen immer offeneren Umgang mit dem Einkommen pflegt und sich das auch vonseiten der Arbeitgeberinnen beziehungsweise der Arbeitgeber wünscht.
Für einen erheblichen Teil sind die Werte des Unternehmens wichtiger als das Einkommen: So bevorzugen ganze 70 Prozent der Entwicklerinnen und Entwickler potenzielle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit klaren Nachhaltigkeitszielen – beispielsweise im Rahmen einer Übernahme von ESG-Prinzipien. Nachhaltig hinsichtlich des Gesundheitsmanagements soll die Unternehmenskultur aber auch sein. 40 Prozent der Befragten sorgen sich um eine zu hohe Arbeitsbelastung und damit verbundenen Stress.
4-Tage-Woche kein No-go im Recruiting
42 Prozent der Befragten halten deshalb Ausschau nach einer Vier-Tage-Woche zugunsten der Work-Life-Balance. Erst vor wenigen Tagen hat eine Datenanalyse der Personalmarktforscher von Index gezeigt, dass die tatsächlich auch in der Technologie-Branche häufiger angeboten wird. Die Zahl der Stellenanzeigen, in denen das Schlagwort „Vier-Tage-Woche“ auftaucht, hat sich seit 2019 mehr als versechsfacht. Am zweithäufigsten wird sie Menschen in technischen Berufen angeboten. Für 2023 zählt Index bis dato 20.503 Vier-Tage-Stellen in der IT.