Am Montag bewegte sich der Bitcoin-Kurs auf unter 24.000 US-Dollar und unterschritt damit einen wichtigen Schwellenwert für die Beurteilung der Auswirkungen des Bitcoins auf die Umwelt. Mit der heutigen Preisuntergrenze hat sich der Bitcoin seit März dieses Jahres etwa halbiert. Allerdings darf der starke Verlust der letzten 24 Stunden trotz der seit Monaten absteigenden Kurskurve durchaus als überraschend bezeichnet werden. Er erklärt sich sicherlich wesentlich im Kontext des Celsius-Freeze.
Bitcoin-Skeptiker hofft auf dauerhaft niedrige Kurse
Für den Amsterdamer Finanzökonom Alex de Vries ist das eine gute Nachricht. Denn nun sei der Bitcoin stark genug gesunken, um den enormen Energieverbrauch der Kryptowährung – und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen – einzudämmen. Das gelte nachhaltig aber nur, wenn die Preise niedrig blieben.
Denn höhere Kurse lassen das stromintensive Mining wieder rentabler werden. Laut de Vries liegt diese Schwelle bei 25.200 Dollar. Liegt der Bitcoin über diesem Wert, lohnt sich das Mining und lohnen sich Investitionen in den Ausbau des Minings. Unterhalb dieser Schwelle könnten die gleichen Rentabilitätsüberlegungen Miner zu Betriebsunterbrechungen oder zu reduzierten Schürfbemühungen veranlassen. Die Marge zwischen Stromkosten und potenzieller Belohnung wird zu dünn und könnte sich sogar ins Minus bewegen.
Bitcoin-Kurs um 24.000 Dollar umweltfreundlich
Diese Effekte hat de Vries in einer Studie ausführlich beschrieben. Ein nachhaltiger Preis von etwa 24.000 Dollar könnte den weltweiten Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks laut de Vries auf etwa 170 Terawattstunden pro Jahr senken.
Mit dem Höchststand des Bitcoin-Kurses von rund 69.000 Dollar im November 2021 wurde der jährliche Stromverbrauch des Netzwerks auf zwischen 180 und 200 Terawattstunden (TWh) geschätzt. Dabei handelt es sich um ungefähr die gleiche Menge an Strom, die alle Rechenzentren der Welt zusammen jedes Jahr verbrauchen.
Erhebliche Energieeinsparungen möglich
In eine zunächst gering wirkende Einsparung von zwischen 10 und 30 Terawattstunden passt immerhin der Gesamtstromverbrauch von Nigeria für ein komplettes Jahr. De Vries weist zudem darauf hin, dass die ökonomischen Grundregeln nicht nur für den Bitcoin, sondern auch für die Nummer 2, Ethereum, und überhaupt alle Proof-of-Work-Währungen gelte. So betrachtet, würde sich der Umwelteffekt potenzieren.
Die Rechnung mag stimmen, wird aber Bitcoin-Aficionados nicht überzeugen. Denn für die spielt der Stromverbrauch der Kryptoindustrie herkömmlich keine Rolle. Mit der Argumentation, der Bankensektor verbrauche auch nicht weniger Energie oder Bitcoin verbrauche immer noch weniger Strom als das Porno-Streaming übers Internet, negieren sie die Verantwortung für Umweltschäden gänzlich.