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Sauteuer: Jede Bitcoin-Transaktion erzeugt über 350 Euro an Stromkosten – behauptet diese Studie

Jede einzelne Bitcoin-Transaktion verbraucht mehr als 350 Euro an Strom. Das will eine Studie der britischen Finanzseite Moneysupermarket beweisen. Ethereum läge mit rund 26 Euro deutlich darunter.

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Bitcoin verbrennt immer mehr Energie. (Bild: Visual Generation / Shutterstock)

Der Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks ist seit Jahren ein heißes Eisen. Unbestreitbar ist der Stromverbrauch hoch und unbestreitbar ist der Stromverbrauch rasant steigend. Relativieren kann man die so entstehenden Werte im Grunde nur dadurch, dass – ganz im Stile des klassischen Whataboutism – gefragt wird, was denn das traditionelle Finanzsystem oder andere Schlüsselindustrien an Strom verbrauchen. Siehste, auch nicht besser …

Bitcoin: Deutschland als Standort völlig unrentabel

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Bei Moneysupermarket sind sie nun hergegangen und haben ganz platt den Gesamtverbrauch an Strom durch die Zahl der Transaktionen geteilt, um so das gesamte Bitcoin-Netzwerk kostenmäßig auf einer einzelnen Transaktion abzubilden. Das ist sicherlich nicht ganz richtig, bietet aber einen Näherungswert und wenn man so bei anderen Krypto-Coins ebenfalls vorgeht, ergibt sich jedenfalls eine Vergleichbarkeit.

So wurden 123,75 Terawattstunden über 105,5 Millionen Transaktionen heruntergebrochen auf einen Wert von 1.173 Kilowattstunden pro Transaktion. Wir kommen beim Nachrechnen zwar auf 1.166 kWh, aber wir hatten auch nicht alle Nachkommastellen und so groß ist der Unterschied nicht.

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Bitcoin ganz weit vorne. (Übersicht: Moneysupermarket)

Schauen wir uns nun an, wo die durchschnittlichen Strompreise in Deutschland aktuell liegen, dann finden wir eine Range von rund 28 Cent bis rund 33 Cent. Es scheint also fair, einmal mit 30 Cent zu rechnen. So kämen wir auf Stromkosten pro Transaktion von rund 352 Euro. Interessant dabei: Der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen liegt bei 1.300 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Demnach entspräche eine einzige Transaktion schon fast dem Jahresstromverbrauch des Durchschnittsdeutschen.

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CO2-Fußabdruck der Stromindustrie wächst unaufhörlich

Rechnen wir mit einem typischen Großverbrauchertarif, den manche Mining-Facilities tatsächlich bekommen könnten, so ergäben sich Stromkosten pro Transaktion von rund 21 Cent mal 1.173 Kilowattstunden = 246 Euro. Und wenn wir es ganz schön rechnen wollen, nehmen wir den aktuellen Durchschnittstarif für Großverbraucher mit mindestens zwei Millionen Kilowattstunden Verbrauch. Der liegt gerundet bei 16 Cent. So kämen wir auf rund 188 Euro Stromkosten pro Transaktion. Egal, nach welchem Kostenschema: Das sind keine Peanuts und der Strom muss erzeugt werden. Unabhängig von seinem späteren Preis stellt das ebenfalls ein Problem dar.

Ordentlicher CO2-Fußabdruck: der Bitcoin. (Übersicht: Moneysupermarket)

Dieses Problem berechnet die britische Studie auf 831 Kilogramm Kohlendioxid pro Transaktion oder 87,67 Megatonnen Kohlendioxid im Jahr über alle Transaktionen. Der Wirtschaftssektor mit dem weltweit höchsten CO2-Ausstoß ist die Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung. Sie hat inzwischen 42 Prozent des globalen jährlichen CO2-Ausstoßes zu verantworten. Ihr Anteil steigt seit Jahren im einstelligen Prozentbereich. Noch 2017 lag er bei 38,6 Prozent.

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Moment, zu deutschen Preisen schürft doch keiner

Bevor nun jemand einwirft, diese ganzen Berechnungen seien falsch, vor allem, weil doch eh niemand zu deutschen Preisen Bitcoin-Mining betreiben würde: Das ist richtig. Die britischen Finanzexperten haben daher auch nicht den deutschen Preis hergenommen, wie wir das bis hierhin getan haben, sondern den weltweiten Durchschnittspreis.

Und wenn wir den als Deutsche hören, könnten wir durchaus in Tränen ausbrechen. Der liegt nämlich bei neun (NEUN!) US-Dollarcent. Und mit dieser Zahl errechnen sich selbstverständlich ganz andere Werte. Dennoch reichen auch neun Cent bei diesem hohen Verbrauch, um auf rund 106 Dollar pro Transaktion zu kommen.

Realistisch sind Werte um 5 Cent – global betrachtet

Aber, und ab diesem Punkt können wir uns alle wieder entspannen: Auch das ist zu hoch angesetzt. Das Wirtschaftsmagazin Fortune hat sich dazu mit dem niederländischen Wirtschaftswissenschaftler Alex de Vries unterhalten, dessen Website Digiconomist den CO2-Fußabdruck von Bitcoin verfolgt: „Ich schätze, dass der Durchschnitt für Bitcoin-Miner bei 5 Cent liegt“, sagt er. „Und das ist eine hohe Zahl. Viele produzieren in Ländern mit sehr niedrigen Kosten für 3 oder 4 Cent.“

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Bei einem Wert von neun Cent pro Kilowattstunden würde die Stromrechnung für das Mining eines Bitcoins 35.000 Dollar betragen, rechnet de Vries nach. Das wäre völlig unrentabel, so der Experte. Rechnen wir indes mit fünf Cent betrüge der Strompreis pro Bitcoin etwa 19.000 Dollar. Pro eingespartem Cent könnten wir nochmal rund 3.000 Dollar abziehen, sodass die Produktion ab etwa 12.000 Dollar möglich erscheint. Das würde erklären, warum das Mining boomt.

Und dann stellt Fortune die Frage: Ist die Schaffung einer „Währung“, die so viel Energie verbraucht, ein vernünftiges Geschäftsmodell?

Experte: Bitcoin-Mining destabilisiert die Stromnetze

In mehreren Ländern stelle das Bitcoin-Mining bereits eine große Belastung für die nationalen Stromnetze dar. Kasachstan etwa leide unter Stromausfällen, die durch die plötzliche Explosion des Bitcoin-Minings nach dem Crackdown in China verursacht würden. Die Regierung habe bereits Rationierungsmaßnahmen in Kraft gesetzt. Der Iran leide ebenfalls unter schweren Engpässen, die zum Rauswurf von Minern geführt haben, und das winzige Abchasien plündere Minen, um eine Energiekrise zu verhindern.

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El Salvador wiederum verspreche zwar, Mining-Neuankömmlinge zu subventionieren, importiere aber schon jetzt 30 Prozent seines Stroms aus dem Ausland. Ein weiterer Zustrom sei nicht durch die Eigenproduktion mit seiner von Vulkanen gespeisten geothermischen Energie abzufangen. El Salvador werde also absehbar mehr Strom zukaufen müssen.

Alex de Vries sieht schwarz: „Egal, wohin Miner ziehen, sie werden dort das Stromnetz destabilisieren“. Deshalb stünde die Welt vor einer „rollenden Katastrophe.“ So ergäbe sich nach seiner Auffassung die größte Bedrohung für Bitcoin nicht aus seinem gigantischen CO2-Abdruck, sondern eher aus der Überlastung der Stromnetze auf der ganzen Welt.

Wenn Häuser dunkel würden und Fabriken schließen müssten, würden die Regierungen aktiv werden und das Mining verbieten oder stark einschränken, ist de Vries sicher. Insofern erübrigt sich für ihn die Frage nach der Nachhaltigkeit von Bitcoin.

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3 Kommentare
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Nico

Der Vergleich ergibt in meinen Augen keinen Sinn, da der Stromverbrauch von Bitcoin ja nicht nur primär dazu da ist, Transaktionen abzuwickeln (dafür geht nur ein kleiner Teil drauf), sondern die Sicherheit und Stabilität der Blockchain zu gewährleisten. Die anderen Coins / Blockchains und auch Banken können mit diesem Level an Sicherheit, Integrität und Stabilität nicht mal im Entferntesten mithalten.

Antworten
Dieter Petereit

Steht was zu im Beitrag…

Antworten
Nico

Wo denn? Habs grad nochmal überflogen und konnte die Stelle nicht finden.

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