Krypto-Crackdown: China dreht Bitcoin-Minern in der Provinz Sichuan den Strom ab
Damit haben die Miner in der Provinz Sichuan im Südwesten der Volksrepublik China nicht gerechnet. Sie hatten sich wegen der dort in großen Mengen verfügbaren Elektrizität aus Wasserkraft relativ sicher gefühlt.
Kurze Warnfrist lässt Minern keine Zeit für Manöver
Es kam anders. Wie die Nachrichtenagentur Reuters nach eigener Augenscheinnahme bestätigt, haben die Entwicklungs- und Reformkommission der Provinz Sichuan und das Sichuan Energie-Büro am Freitag eine gemeinsame Mitteilung herausgegeben, die die Schließung von 26 Mining-Projekten bis Sonntag – also innerhalb von zwei Tagen – fordert. Zudem sind die örtlichen Behörden aufgefordert, über die 26 namentlich benannten Projekte hinaus nach weiteren Minern oder Miner-Pools zu fahnden und diese ebenfalls unverzüglich zu schließen. Ebenso dürfen keine Genehmigungen für neue Mining-Projekte erteilt werden. Stromlieferungen an die Miner seien sofort einzustellen, so die Anordnung.
Ähnlich hart hatten die Behörden bereits in den Provinzen Innere Mongolei und Xinjiang durchgegriffen. Dort war bislang davon ausgegangen worden, dass die Schließungen durch die Verwendung von Elektrizität aus Kohlekraftwerken – mithin aus Umweltgründen – getrieben waren.
Sichuan war zweitgrößte Mining-Provinz
Das erweist sich als Irrtum. Offenbar will China zeigen, dass es den verschärften Kurs gegen die Kryptoindustrie des Landes kompromisslos durchsetzen wird. Krypto-Mining ist ein großes Geschäft in China. Rund 65 Prozent der weltweiten Bitcoin-Produktion stammt von dort.
Nach Erhebungen der Cambridge-Universität war Sichuan bislang nach Xinjiang Chinas zweitgrößte Bitcoin-Mining-Provinz. Der Status wurde untermauert von der Tatsache, dass einige Miner den dortigen regnerischen Sommer nutzen, um von den dann nahezu im Überfluss vorhandenen Wasserkraftressourcen zu profitieren.
Chinas Gründe: Schutz der Bürger vor Risiken, CO2-Reduzierung und der E-Yuan
Die chinesische Regierung begründet ihr Handeln damit, dass Kryptowährungen ein zu hohes Investitionsrisiko für Bürgerinnen und Bürger bieten, weshalb diese geschützt werden müssten. Fachleute sehen zwei andere Gründe als maßgeblich für das Vorgehen der Regierung von Präsident Xi Jinping an: Zum einen habe sich China verpflichtet, den Kohlendioxid-Ausstoß des Landes bis spätestens 2030 um 65 Prozent zu reduzieren. Bitcoin-Mining gilt weltweit als Problem bei der CO2-Reduzierung. Nach jüngsten Schätzungen verbraucht die Bitcoin-Industrie jährlich rund 111 Terawattstunden – mehr als die Niederlande. Zum anderen legt China ein wachsendes Tempo bei der Einführung seiner eigenen Digitalwährung, dem E-Yuan vor. Der hat für die Regierung eine ganze Reihe klarer Vorteile, wenn es um die Kontrolle des eigenen Volkes geht. Eine weitgehend unregulierte Digitalwährung wie der Bitcoin steht diesen Plänen diametral entgegen.
Miner müssen den Standort wechseln
Den großen Mining-Pools bleibt nun nichts anderes übrig, als das Land zu wechseln. Francis Suarez, kryptofreundlicher Bürgermeister der Stadt Miami im US-Bundesstaat Florida, rührt schon einmal die Werbetrommel. Er würde die aus China abwandernden Pools gern in seiner Stadt begrüßen und wirbt mit günstigem und „sauberem“ Atomstrom.
Auch Argentinien gilt als potenzieller Standort für Krypto-Miner. Dort wird Strom subventioniert. Zu guter Letzt dürfte sich El Salvador anbieten. Immerhin hat das Land dem Bitcoin den Status eines gesetzlichen Zahlungsmittels zugesprochen.