Die Wahl eines Kryptodienstleisters ist nicht zuletzt eine Vertrauenssache. Denn in der Regel können die Bestände, die bei einem Dienstleister gekauft werden, nicht zu einem anderen oder auf eine eigenen Wallet verschoben werden.
Kryptocoins: Wo halten?
Wenn eine Kryptoinvestition nun explosionsartig steigt, wird der Dienstleister dann in der Lage sein, sie für den Kunden zu liquidieren und auszuzahlen? Was ist, wenn der Dienstleister in Konkurs geht? Ein Kryptodienstleister, der die Bestände seiner Kunden verwaltet, ist nur unter dem Komfortaspekt gut. Schicke Charts bieten einen Überblick über das Portfolio, Interaktionen sind jederzeit über mehr oder weniger komfortable Apps möglich. Das Trading ist sehr einfach.
Am Ende aber verhält es sich mit Kryptoassets nicht viel anders als etwa mit Gold. Ein Eigentumszertifikat über das Edelmetall ist gut, aber das Gold in den Händen zu halten, ist besser.
Paypal kündigt mehr Kontrolle für Kunden an
Dieser Philosophie scheint nun auch Paypal folgen zu wollen. Auf der Coindesk-Konferenz Consensus 2021 bestätigte Paypal-Manager Jose Fernandez da Ponte nun, dass sein Unternehmen seinen Kryptokunden alsbald die Möglichkeit eröffnen wolle, ihre Bestände von Paypal abzuziehen und in eigenen Wallets zu speichern. „Wir wollen es so offen wie möglich machen, und wir wollen unseren Kunden die Wahl geben“, so da Ponte. „Wir wollen, dass sie in der Lage sind, die Kryptowährung, die sie bei uns erworben haben, mitzunehmen und an den Ort ihrer Wahl zu bringen.“
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Außerdem deutete da Ponte an, dass sich Paypal in Zukunft als ein „natürlicher Weg“ etablieren will, auf dem Regierungen digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) und Stablecoin verteilen könnten. Einen eigenen Stablecoin wolle Paypal aber nicht herausgeben. Jedenfalls noch nicht – da Ponte dazu: „Dafür ist es noch viel zu früh.“
Paypal setzt Kryptostrategie konsequent um – in den USA
In den USA können Paypal-Nutzer seit dem Herbst 2020 Kryptowährungen – konkret Bitcoin, Ethereum, Bitcoin Cash und Litecoin – kaufen. Im März hatte Paypal die Kryptointegration erweitert. Seither können Nutzer mit Kryptowährung bezahlen. Händler erhalten aber nicht etwa die Coins, sondern bekommen von Paypal den entsprechenden Gegenwert in Geld überwiesen.
Im April führte Paypal den Handel mit Kryptowährungen auch bei seiner Tochtergesellschaft Venmo, einem US-only Instant-Zahlungsdienstleister, ein. Dass Paypal weitergehende Ambitionen hat, lässt sich nicht zuletzt am Erwerb des israelischen Krypto-Verwalters Curv im März dieses Jahres erkennen. Curv bietet Cloud-basierte Infrastruktur für die sichere Verwaltung von digitalen Währungen.
Keine der Krypto-bezogenen Funktionen gibt es bislang in Europa. Ob und wann sich Paypal auch hierzulande dem Kryptomarkt öffnet, darf als völlig offen bezeichnet werden. Zumindest in diesem Jahr dürfte sich aller Voraussicht nach nichts am Status quo ändern.