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Besiedelung des Mars: Forscher schlagen Beton aus Blut und Urin vor

Ein Forschungsteam der Universität Manchester macht einen schweißtreibenden Vorschlag: Menschliche Kolonien auf dem Mars könnten mit dem Blut der Menschen gebaut werden, die sie errichten.

3 Min.
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Forscher finden ein Baumaterial, das Siedlungen auf dem Mars ermöglichen und Menschen vor der Strahlung schützen könnte. (Bild: Nasa / JPL)

Auf dem Mars gibt es kein Wasser, nur eine Menge staubigen Bodens, der wissenschaftlich korrekt Regolith genannt wird. Das sind keine guten Voraussetzungen für die Errichtung erforderlicher Bauwerke für etwaige menschliche Kolonien. Wollte man etwa Ziegelsteine von der Erde zum Mars fliegen, würde das Schätzungen zufolge Kosten von zwei Millionen US-Dollar pro Stein nach sich ziehen.

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Jetzt glauben britische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Lösung für das gravierende Problem, Baumaterialien auf den Mars zu bringen, gefunden zu haben. Dabei spielt einerseits das bereits genannte und im Überfluss vorhandene Regolith eine tragende Rolle. Die anderen wichtigen Elemente sind menschliches Blut und Urin.

Marsbeton könnte aus Blut und Staub entstehen

In einer Arbeit, die im Wissenschaftsblatt Materials Today Bio veröffentlicht wurde, stellt das Team aus Manchester eine betonähnliche Substanz namens „Astrocrete“ vor. Der Name ist eine Mischung aus Astro(n), dem altgriechischen Wort für Stern, und Concrete, dem englischen Wort für Beton. Diesen Sternenbeton haben die Forschenden aus synthetischem Regolith (weil es bislang kein echtes Marsregolith auf der Erde gibt), menschlichem Blut und ebensolchem Urin angemischt.

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Das Funktionsprinzip ergibt sich maßgeblich aus dem menschlichen Serum Albumin. Humanalbumin besteht aus nahezu 600 verschiedenen Aminosäuren und kommt im Plasma des menschlichen Blutes vor. Das Protein gerinnt, wenn ihm die Feuchtigkeit entzogen wird, und bildet auf diese Weise ein starkes Bindemittel. Im Gemisch mit Regolith kommt dabei eine feste, betonähnliche Verbindung heraus, sobald das Albumin getrocknet ist.

Mit Urin wirds noch fester

Wie die Forscher auf die Idee gekommen sind, der Versuchsanordnung noch menschlichen Urin beizufügen, ist unklar. Jedenfalls zeigte sich, dass das Beimengen von Harnstoff (Urea) die Standfestigkeit des Astrocrete um 300 Prozent erhöht. Heraus kam ein matschig braunes Stück Astrocrete. Das Team verspricht, dass die Masse in jede beliebige Form gebracht und selbst für den 3D-Druck verwendet werden kann.

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So sieht der Marsbeton aus. (Foto: Universität Manchester)

Den Einsatzzweck sehen die Wissenschaftler:innen im Errichten einer Außenhaut, die die den Mars besiedelnden Menschen vor der Strahlung des Planeten und den auf ihm häufig auftretenden schweren Staubstürme schützen soll. Wonach die Masse nach ihrer Trocknung riechen könnte, haben die Forscher:innen nicht beschrieben. Wer auf dem Arbeitsweg durch Unterführungen muss, kann sich den Geruch sicherlich vorstellen.

Mittelalterliches Baukonzept wiederbelebt

Die Idee hinter Astrocrete ist nicht neu. Vielmehr ist überliefert, dass bereits frühe chinesische und römische Baumeister Ochsen- und Schweineblut verwendet hatten, um den Mörtel zu festigen, aus dem sie ihre Siedlungen bauten. Entsprechend freut sich Studienleiter Dr. Aled Roberts: „Es ist aufregend, dass eine der größten Herausforderungen des Weltraumzeitalters seine Lösung auf der Grundlage von Inspirationen aus der mittelalterlichen Technologie gefunden haben könnte“.

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Roberts betont, dass der Einsatz tierischen Albumins sicherlich die gleichen Ergebnisse zeigen würde. Nur gäbe es eben zunächst weder Kühe noch andere Nutztiere auf dem Mars.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rechnen damit, dass über 500 Kilogramm hochfester Marsbeton im Laufe einer zweijährigen Mission auf der Marsoberfläche von einer sechsköpfigen Astronautencrew hergestellt werden könnten. In Anbetracht der Tatsache, dass ein Kubikmeter Beton zwischen 2.000 und 2.500 Kilogramm schwer ist, bedürfte es auf diese Weise vieler Jahre, um nur kleinste Siedlungsanlagen zu errichten.

Jedenfalls müsse nun daran geforscht werden, wie die dann doch recht erheblichen Mengen Blutes in für die Marssiedler unschädlicher Weise gezapft werden könnten. Dazu sollen weitere Untersuchungen stattfinden.

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Iranische Forscher:innen haben weitere Ideen untersucht

In einem Artikel, der zur Veröffentlichung in der Zeitschrift Acta Astronautica angenommen wurde, untersucht ein Forschungsteam der Kharazmi-Universität im iranischen Teheran zudem zehn weitere Arten von Marsbeton oder -zement „auf der Grundlage verfügbarer Ressourcen und Technologien“. Darunter befindet sich auch das eben beschriebene Astrocrete.

Das finden auch die iranischen Forscher:innen überaus spannend. Sie haben berechnet, dass ein einzelnes Besatzungsmitglied in nur 72 Wochen ausreichend Humanalbumin produzieren kann, um „einen kleinen Wohnraum für ein weiteres Besatzungsmitglied zu errichten“.

Um nicht allein auf Astrocrete zu setzen, schlagen die iranischen Wissenschaftler:innen zudem vor, die Marsoberfläche nach Kalziumkarbonat abzusuchen, um eine Art Kalkmörtel herzustellen. Alternativ könnten die reichlich vorhandenen Schwefelablagerungen auf der Oberfläche des Planeten zur Herstellung von „Schwefelbeton“ verwendet werden. Dabei handelt es sich um ein korrosionsbeständiges Material, das „in salzigen und sauren Umgebungen eingesetzt werden kann“.

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Kommentare (3)

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NASA Recruiter

„in der Regel schicken wir Astronautinnen auf den Mars“

Uta Lerche

Merkwürdiger Artikel oder merkwürdige Forschungsergebnisse? Da stellt sich mir jetzt also die Frage, wovon die Menschen jahrelang leben, wenn sie nichtmal Wasser dabei haben?

Uta Lerche

Muss mich korrigieren, hatte zu flüchtig gelesen. Trotzdem … die Forscher müssen wahrscheinlich auch sehr viel Verpflegung und Wasser dabei haben, warum gibt es keine Möglichkeit tierisches Blut in irgendeiner Form mitzunehmen?

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