Nach dem großen Update des BMW-Operating-Systems 7 (BMW OS 7) im Herbst 2020 legt der bayerische Autobauer nun nach: Mit der neuen BMW iDrive-Generation basierend auf BMW OS 8 verspricht der Hersteller eine überarbeitete Nutzeroberfläche für eine verbesserte Interaktion zwischen Fahrzeug und Insassen sowie zahlreiche neue Funktionen. Laut BMW wird das OS in diesem Jahr im BMW iX ausgerollt, gefolgt vom i4 und sukzessiv allen Fahrzeugklassen.
iDrive: BMW OS 8 mit neuem Design und weniger Buttons
BMW zufolge basiert BMW OS 8 auf dem verbesserten Zusammenspiel einer neuen Display-Generation, die der Autobauer mit dem Curved Display bereits Anfang des Jahres angekündigt hatte. Mit der neuen Software-Version konnte der Hersteller physische Bedienelemente reduzieren und die Interaktion mit dem System smarter gestalten.
Bei der Bedienung können Fahrgäste und Fahrer auf Sprachsteuerung und das Touch-Interface auf dem Curved Display zurückgreifen. Die Zahl der Tasten und Schalter hat BMW um beinahe die Hälfte reduzieren können; beibehalten habe man jedoch „Bedieninseln für relevante und oft genutzte Grundfunktionen, wo Kunden sie erwarten“. Die Bedienfelder auf der Mittelkonsole und der Instrumententafel wurden indes komplett neu und minimalistisch gestaltet. Der altbewährte iDrive-Controller auf der Mittelkonsole bleibt als zentrales Bedienelement aber erhalten.
Die neue, minimalistisch gehaltene Optik der Nutzeroberfläche korrespondiere mit der linearen Gestaltung des Fahrzeugdesigns des iX, so BMW. Beispielsweise spiegelten sich die diagonalen Linien der Oberflächen auf den Türverkleidungen im Fahrzeuginnenraum in der grafischen Benutzeroberfläche auf dem Curved Display wider, erklärt der Autobauer.
Die auffälligste physische Neuerung im Innenraum ist das bereits erwähnte Curved Display, das auf den Fahrer ausgerichtet ist. Beifahrer könnten dennoch Inhalte einsehen und das System per Touchfunktion bedienen. Das Display besteht aus zwei Darstellungsbereichen: Hinter dem Lenkrad befindet sich ein Information-Display mit 12,3-Zoll-Diagonale, rechts daneben Richtung Beifahrer ist ein Control-Display von 14,9 Zoll integriert. Die Bildschirme sollen hochauflösend mit 200 ppi und mit entspiegeltem Glas überzogen sein.
Inhalte auf dem Information-Display lassen sich vom Fahrer nach eigenen Vorlieben oder der Fahrsituation per Daumensteuerung wechseln. Hierfür stünden drei Layout-Typen und unterschiedliche Widgets zur Auswahl, so BMW. Im sogenannten Drive-Layout liefert der Bereich individuell auswählbare Informationen. Für dynamische Fahrsituationen hat BMW das Design „Fokus“ entwickelt, während die Anzeige fahrrelevanter Informationen im Layout „Gallery“ weitgehend reduziert wird, um den maximal möglichen Raum für Widget-Inhalte zur Verfügung zu stellen. In dieser Ansicht sollen Informationen über die aktive Media-Quelle, die Kartendarstellung oder Aktivitäten und Handlungsvorschläge der Fahrerassistenzsysteme detaillierter dargestellt werden.
Überdies hat BMW auch das Head-up-Display mit einer angepassten Benutzeroberfläche im neuen Design versehen. Es soll erstmals flächenbündig und rahmenlos in die Oberfläche der Instrumententafel integriert sein, wodurch es sich für den Fahrer unsichtbar in das Interieurdesign einfüge, erklärt BMW.
Informationen sind auf den Bildschirmen nach dem dem „Act, Locate and Inform“-Prinzip verteilt, so der Autobauer. Damit erziele man eine klare Verteilung der Angaben, um so Redundanzen zu vermeiden.
Konkrete Handlungshinweise werden dabei laut BMW auf dem Head-up-Display („Act“) angezeigt. Dazu gehören bei aktiviertem Navigationssystem etwa Zielführung der Fahrspurempfehlungen und die Distanz zu einer Kreuzung. Auf dem Control-Display hinter dem Lenkrad erhält der Fahrer mittels eines detaillierten Kartenausschnitts Informationen zur Orientierung („Locate“), während der Gesamtüberblick einer Kartenansicht für Fahrer und Beifahrer auf dem rechten Bereich des Curved Displays („Inform“) erscheinen soll.
BMW hat zudem die Art der Interaktion mit dem Personal Assistant verändert. Zum einen können Fahrer dem Assistenten einen eigenen Namen geben, mit dem er sich aufrufen lässt. Weiterhin setzt der Autobauer auf „Shy Tech“, wie schon bei der Ankündigung des BMW iX erklärt wurde. Dabei soll die Kommunikation zwischen Mensch und Auto maßgeblich auf non-verbale Weise transportiert werden. „Die neue Visualisierung durch Leuchtkugeln in verschiedenen Größen und Helligkeiten verschafft dem Assistenten mehr Raum und zusätzliche Ausdrucksmöglichkeiten“, erklärt BMW.
Abgesehen von der neuen Art der Interaktion hat BMW seinen Assistenten auch mit zahlreichen Funktionen aufgebohrt. Mithilfe einer erweiterten Daten- und Informationserfassung soll der Assistent nicht nur intelligenter geworden sein, sondern nun auch kontextbezogen agieren können. Mit der Zeit werde der Assistent und das System neue Funktionen erhalten, die per Over-the-Air-Update eingespielt werden, verspricht BMW. Mittels Software-Upgrade sollen auch größere Aktualisierungen der Bereiche Fahrassistenz und Teilautomatisierung vorgenommen werden können.
iDrive: BMW OS 8 mit besserer Integration von Drittanbieter Apps und mehr
BMW will mit seinem OS 8 zudem eine nahtlose Integration von Drittanbieter-Apps und -Diensten ermöglichen. Weiter verspricht der Autobauer eine umfassende Integration von Apples Carplay und Googles Android Auto. Für chinesische Kunden sollen Dienste von Alibaba und Tencent in BMWs iDrive „umfänglich integriert“ werden.
Alle Apps sollen im System ähnlich wie auf einem Smartphone angezeigt werden. Lieblingsanwendungen könnten über das Hauptmenü oder per Toolbar aufgerufen werden. Ferner seien Quellen angezeigt, sodass der Kunde die Funktionen seiner App vollumfänglich im Fahrzeug genießen kann“, erklärt BMW.
Weiter verspricht BMW eine verbesserte Kartennavigation und eine schnellere Routenberechnung – letzteres werde durch Kombination von Echtzeitinformationen mit Vorhersagemodellen erzielt. Neu ist ferner die sogenannte Learning Navigation, mit der BMW Maps die Fahrgewohnheiten lernt und antizipiert, welches Ziel der Fahrer wahrscheinlich als nächstes anfahren wird. Bei allen regelmäßig durchgeführten Fahrten und insbesondere bei Pendlerstrecken erspare das die erneute Zieleingabe. Überdies würden kurz vor der Abfahrt Informationen zur aktuellen Verkehrslage auf der Strecke und zur wahrscheinlichen Fahrzeit an die My-BMW-App gesendet. Zudem werde der Fahrer vor dem Erreichen seines Ziels gefragt, ob er Hilfe bei der Parkplatzsuche benötige und ob er einen Stellplatz am Straßenrand oder in einem nahegelegenem Parkhaus bevorzuge. Für E-Autos praktisch: Die Software kann auch Parkplätze mit Lademöglichkeiten vorschlagen.
Ein weiterer größerer Baustein der neuen iDrive-Funktionen ist die automatisierte Steuerung des Klimasystems. Die Regelung der Klimaanlage wird in das Curved Display integriert. Der Zugriff darauf soll jedoch nur noch selten erforderlich sein, da alle Temperatur- und Komfortfunktionen intelligent gesteuert werden sollen. Anpassungen der Klimaeinstellungen per Sprachbefehl oder das Menü sollen künftig vom System erfasst und im BMW-ID-Nutzerprofil gespeichert werden.
BMW OS 8: Neue Funktionen per Over-the-Air-Update nachrüsten
Mit OS 7 wurde etwa ermöglicht, den Fernlichtassistenten oder die aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop-&-Go-Funktion nachzubuchen und herunterzuladen. Die Funktion wird derzeit von mehr als 20 Modellen unterstützt und macht mittlerweile über zehn Prozent des Umsatzes im Connected-Drive-Store aus.
Mit BMW OS 8 erweitert der Autobauer den Funktionsumfang der per Software-Update nachrüstbaren Funktionen. Außerdem soll eine neue technische Umsetzung mehr Flexibilität bieten: Es soll künftig möglich sein, Funktionen zu kaufen oder für drei Jahre, zwölf Monate oder sogar nur für einen Monat zu buchen. Für Besitzer eines der kompatiblen Fahrzeuge zudem relevant: Es wird die Möglichkeit geben, die Installation eines OTA-Upgrades terminieren zu können.
BMW OS 8 mit Unterstützung für UWB und 5G
Wie erwartet unterstützt BMWs OS 8 Apples Carkey-Funktion, die schon Bestandteil von OS 7 war. Nun zieht aber die Unterstützung für UWB-Chips ein, mit denen das Smartphone als Autoschlüssel sicherer werden soll. Gemeinsam mit Apple habe BMW eng mit dem Car-Connectivity-Consortium (CCC) zusammengearbeitet, um die neue Digital Key-Spezifikation 3.0 für UWB zu etablieren, so der Autobauer. Sie würde gleichzeitig einen globalen Standard für die Automobilindustrie darstellen. Der BMW Digital Key Plus, der mit dem iX eingeführt werden soll, hat ebenso einen UWB-Chip an Bord.
BMW will das neue OS mit seinem Topmodell iX einführen, das mit 5G-Funk ausgerüstet ist. Durch dessen schnellen Standard sei es möglich, umfangreiche Daten und Sensorik-Informationen in die BMW-Cloud in Echtzeit übertragen und empfangen zu können. Weiter verspricht der Hersteller damit verbesserte Funktionen in den Bereichen Entertainment, Infotainment, automatisiertes Fahren und Verkehrssicherheit. Auch sollen rechenintensive Fahrzeugfunktionen in die Cloud ausgelagert werden. Für automatisiertes Fahren soll der iX mit vielen Sensoren und über 30 Antennen, einer „stark zentralisierten Bordnetzarchitektur“ und einer Gigabit-Ethernet-Technologie bestückt sein.