Mit diesen Tipps, Tricks und Tools wird euer Brainstorming besser
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„Wir müssen dringend ein Konzept für eine zielgruppengerechte Werbekampagne erarbeiten! Fällt euch irgendwas ein?“ Das hört man auch heute noch regelmäßig in Meetingräumen oder Videokonferenzen – wenn die Chefetage mal wieder ein Brainstorming auf die Agenda gesetzt hat. Empirische Studien wollen den Nutzen von Brainstorming zwar bereits seit einer Weile widerlegt haben, trotzdem gehört die kollektive Denkstunde weiterhin zu den beliebtesten Arbeitsritualen in Unternehmen. Das ist kein großes Wunder. Es glauben nämlich noch immer rund 80 Prozent aller Menschen, dass Brainstorming gut funktioniert.
So geht besseres Brainstorming
Das kann es auch, vorausgesetzt man schafft die richtige Atmosphäre und die richtigen Umstände. Leider machen die meisten Brainstormings Mitarbeitern häufig eher weniger als mehr Spaß – und die erhofften schnellen Erfolge bleiben dann oft aus.
Gründe dafür können von fehlender Vorbereitung über eine zu straffen Zeitvorgabe und Befangenheiten bis hin zur Angst vor Kritik reichen. Wo schon einer dieser Gründe im Weg stehen kann, ist eine Kombination aus ihnen tödlich für gute Ideen. Das kann aber auch anders und vor allem besser laufen, und zwar mit der richtigen Strategie, ein paar Grundregeln, Tipps, Tricks und Hilfen. Diesen hier zum Beispiel:
Chefs kommen erst zum Schluss zu Wort
Chefs lieben Brainstormings und leiern sie oft an – zurecht, will man doch gerne die Kreativität der Belegschaft anzapfen und in Bahnen lenken. Unglücklicherweise sind es dann aber oft genau sie, die den Ideenfluss im Keim ersticken – indem sie nämlich selbst am Kreativ-Meeting teilnehmen und im Eifer des Gefechts sofort die erste Idee in den Raum trällern. Das Dumme: Mitarbeiter widersprechen ihren Chefs in der Regel nur ungern und halten eigene Ideen dann ungewollt lieber zurück. Daher ist eine gute Richtlinie: Wenn Chefs schon bei der Session dabei sein müssen, dann sollten sie erst am Ende zu Wort kommen.
Statt Kugelschreiber: Karten, Knete, Legosteine
Wenn man nicht gerade hauptberuflich Bücher schreibt oder Bilder malt, fließen die Geistesblitze nur selten einfach so aus Kugelschreibern aufs Papier. Um euch hier selbst zu helfen, könnt ihr gut und gerne Mut zum Spiel zeigen. Wie wäre es beispielsweise mit Knetmasse, Scheren oder Bauklötzen als Mittel zur Visualisierung von Ideen? Lego bietet unter dem Namen „Serious Play“ ein speziell für den Einsatz im Geschäftsumfeld konzipiertes Bausteinset* an. Mit dem könnt ihr eure Ideen nicht nur spielerisch visualisieren – ihr könnt euch auch von euren Lego-Kreationen zu neuen Ideen inspirieren lassen.
Für diesen Bottom-Up-Ansatz könnt ihr euch auch kreativen Support von verschiedenen Spielkarten-Sets holen. Das Creative Sessions Kartendeck* von Mario Pricken bietet euch beispielsweise 96 Fragen, die ihr als Basis für euer Brainstorming nutzen könnt. Ähnlich tut es das Thinkpak*, jedoch auf Englisch. Die Myndset-Karten sind hingegen speziell darauf ausgelegt, euch selbst Fragen zur Emotionalität eurer Produkte zu stellen. Darüber hinaus sorgen solche Utensilien – ob nun Klötze, Knete oder Karten – während des Brainstormings auch für mehr Spaß und eine entspanntere Atmosphäre im Team.
Was wäre Brainstorming ohne Mindmaps?
Wahrscheinlich kein klassisches Brainstorming kommt ohne Mindmaps aus. Auch wenn sie etwas angestaubt sind, eignen sich Mindmaps prima zur Visualisierung. Besonders in größeren Gruppen kann die Methode helfen, um im Wust von Ideen den Überblick zu behalten. Wer dabei nicht auf den typischen Flipchart und Filzstift setzen möchte – Digitalisierung, anyone? – greift alternativ zu digitalen Mindmapping-Tools. Besonders in Homeoffice-lastigen Zeiten ist das natürlich das Mittel der Wahl. Neben zum Beispiel dem Realtime Board von Miro*, mit dem kleinere Teams schon kostenlos sinnvoll arbeiten können, haben wir euch eine Auswahl an zehn webbasierten Lösungen zusammengefasst.
Mit der 635-Regel den Anfang machen
Oft geht Brainstorming schief, weil die Teammitglieder gar nicht wissen, wie und wo sie denn überhaupt anfangen sollen. Behelfen könnt ihr euch zum Beispiel mit der 635-Regel. Hier bekommen alle sofort etwas zu tun: Sechs von euch halten jeweils drei Ideen in fünf Minuten auf Papier fest – daher der Name 635. Danach reicht ihr die Blätter – die ja auch Google Docs sein können – weiter, und der nächste konkretisiert den notierten Vorschlag wiederum fünf Minuten lang. So können aus euren Sessions schnell mehr als ein Dutzend Ideen entstehen und die Kreativität von vielen wird ansatzweise effizient ausgeschöpft.
uǝllǝʇs ɟdoʞ uǝp ɟnɐ ɯǝlqoɹd sɐp
Die Lösung eines Problems offenbart sich manchmal erst dann, wenn man die eigene Perspektive ändert. Diese Binse gilt auch beim Brainstorming. Mithilfe von „Reverse Thinking“ oder der „Kopfstand-Technik“ dreht ihr ein Problem einfach um. Anstatt zum Beispiel zu fragen: „Wie können wir mehr Leute dazu bringen, unsere Website zu besuchen?“, wäre eine alternative Herangehensweise: „Wie halten wir möglichst viele Leute von unserer Website fern?“
Darauf könnte einem einfallen: „Wir sollten niemals Anzeigen bei Google schalten“, oder „Uns über Social Media zu promoten, lassen wir besser sein.“ Aus dem genauen Gegenteil dieser Vorschläge mögen sich für euch dann mögliche Lösungsansätze ableiten – beispielsweise könntet ihr über höhere Adwords-Budgets oder das Experimentieren mit Live-Videos auf Twitter und Instagram nachdenken.
Träumer, Realisten, Kritiker: Brainstormen wie bei Disney
Eine Brainstorming-Legende rankt sich um die Kreativ-Sessions von Mickey-Mouse-Macher Walt Disney. Der hat für die Ideenfindung ein Rollenspiel entwickelt, das auch ihr mal ausprobieren könnt: Eure Brainstorming-Runde wird in drei Gruppen aufgeteilt – die Träumer, die Realisten und die Kritiker.
Träumer dürfen rumspinnen, ohne Grenzen, Limits und gerne auch ohne Sinn und Verstand. Sie liefern die Ideengrundlagen, Neues und Kreatives. Die Realisten nehmen sich her, was von den Träumern kommt, und spezifizieren, was nötig wäre, um die Ideen umzusetzen – und seien sie noch so verrückt. Die Kritik kommt – Überraschung! – letzten Endes von den Kritikern. Ihre Aufgabe ist es, auseinanderzunehmen, was sich Träumer und Realisten so ausdenken. Sie suchen nach Risiken und kritisieren, was das Zeug hält. Und so geht es reihum: Träumer fantasieren, Realisten konkretisieren, Kritiker zerreißen. Am Ende dürftet ihr mit ein paar guten Drehs für neue Herangehensweisen und Pläne aus der Session gehen.
Brainstorming? Nur als Standup!
Sitzen ist das neue Rauchen – das wissen wir allein aus ergonomischer Sicht nun schon lange. Warum solltet ihr also beim Brainstormen sitzen? Auch Forscher der Washington University bestätigen, dass Brainstormings im Stehen einen positiven Effekt auf die Ergebnisse haben. Für die Untersuchung luden sie je 100 Studenten in Gruppen von drei bis fünf Probanden für ein Brainstorming im Sitzen und im Stehen ein. Das Ergebnis: Die Steher waren den Forschern zufolge aufmerksamer und wacher als die Sitzer. Zudem waren sie flexibler, hielten weniger trotzig an den eigenen Standpunkten fest und waren generell freier in ihrem Dialog. Wissenschaft! Probiert genau das doch auch einfach mal aus.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 26. Juni 2020 aktualisiert.
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Interessanter Artikel. Es gibt noch viele weitere Kreativitätstechniken. Eine Abwandlung der Kopfstandtechnik ist z.B. die Provokationstechnik, bei der Annahmen zu einer vorhandenen Lösung umgekehrt werden, um auf neue Lösungen zu kommen. Hier gibt es eine gute Übersicht über Kreativitätstechniken: https://www.ideaclouds.net/kreativit%C3%A4tstechniken
Neben den Live-Gruppentechniken gibt es immer auch schriftliche Varianten wie das
Collective-Notebook, ein gemeinsam ergänztes Dokument im Intranet oder eine
einfache Mailingliste. Damit können alle zu Wort kommen. Im einfachsten Fall
genügt auch schon eine Etherpad-Variante. Damit kommen auch weniger spontane Mitdenker zu Wort. Die oben erwähnte 6-3-5 Methode ist auch dafür ein geeigneter Ansatz.
Wenn es nicht um große Firmengeheimnisse geht, gerade kein ausdauernder Brainstormer verfügbar ist und sich das Anliegen auch für Außenstehende gut beschreiben lässt, dann sind online-Brainstorming-Seiten im Web eine Option. Die Seite BrainR mit mittlerweile rund 35000 Fragen ist seit dieser Woche nun 10 Jahre online ( http://wwww.Brainr.de ) .
Weitere Seiten für Ideenfindung sind Atizo, Neurovation und Innovationskraftwerk.