Eine KI ersetzt alle Apps: Nothing-Chef Carl Pei will das Smartphone neu erfinden

Carl Pei: Der Chef des britischen Tech-Unternehmens Nothing prophezeit eine Zukunft ohne Apps. (Foto: Nothing)
Der Kopf hinter dieser Idee ist Carl Pei, Mitgründer von Oneplus und heutiger Geschäftsführer des Unternehmens Nothing aus London. In einem Interview mit Wired erklärte Pei, dass er Apps in ihrer heutigen Form für obsolet hält. In sieben bis zehn Jahren werde das Betriebssystem die einzige „App“ sein, die Nutzer:innen noch benötigten.
Vom App-Chaos zum persönlichen KI-Agenten
Peis Vision geht dabei weit über eine simple Vereinheitlichung hinaus. Er beschreibt vielmehr ein Betriebssystem, das als persönlicher, proaktiver Assistent für seine Nutzer:innen agiert.
Dieses System würde den Kontext einer Person – wie den aktuellen Ort, die Uhrzeit und anstehende Termine – vollständig verstehen. Anstatt manuell Apps zu öffnen, würde das Smartphone dann selbstständig Aufgaben erledigen oder intelligente, vorausschauende Vorschläge machen. Pei nennt diesen Zustand agentenbasiert, automatisiert und proaktiv.
Der CEO vergleicht das mit der Einführung des iPods. Nicht die reine Technologie habe damals den Erfolg ausgemacht, sondern das überlegene Gesamtpaket aus Design, Bedienung und dem iTunes-Ökosystem. Ähnlich verhalte es sich heute mit künstlicher Intelligenz, die den Wandel ermöglichen soll.
Nothing sieht sich als kreativer Herausforderer
Pei kritisierte in diesem Zusammenhang auch die aktuellen KI-Strategien der großen Konzerne. Viele würden KI nur als reines Marketing-Feature implementieren, ohne einen echten Mehrwert für die Konsument:innen zu schaffen. So steckten hinter Apples groß angekündigter „Apple Intelligence“ bisher kaum mehr als „generierte Emojis“, wie er im Interview sagt.
Peis Vision ist gleichzeitig die langfristige Strategie für sein Unternehmen Nothing. Die Firma positioniert sich als kreative Alternative zu den etablierten Smartphone-Herstellern und will Technologie wieder „unterhaltsam“ machen. Es zielt auf eine spitze Zielgruppe von Kreativen, für die ein Smartphone mehr als nur ein reines Werkzeug ist.
Dass die Transformation hin zum KI-Betriebssystem nicht über Nacht geschehen wird, räumt Pei ein. Der Wandel müsse schrittweise und im Dialog mit der Community erfolgen, da die Gewohnheiten der Nutzer:innen sich nur langsam ändern.
Neuer Hardware wie Datenbrillen oder KI-Pins erteilt Pei daher vorerst eine Absage. Mit KI-Pins sind am Körper getragene, bildschirmlose Geräte gemeint, die allein per KI-Assistent gesteuert werden. Das prominenteste Beispiel, der Humane AI Pin, erhielt bei seiner Veröffentlichung jedoch überwältigend negative Kritiken und gilt als technisch unausgereift.
Auf absehbare Zeit bleibe das Smartphone das wichtigste Gerät für die KI-Entwicklung, so Pei, weil es wie kein anderes die Fülle an persönlichen Daten und Kontextinformationen erfasst, die für eine wirklich intelligente KI unerlässlich sind.