Diese Chat-App hat nur eine einzige KI-Funktion – um Gesichter unkenntlich zu machen
Signal kämpft gemeinsam mit Konkurrenten wie Whatsapp oder Threema aktuell gegen Bestrebungen der EU und Großbritanniens, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufzuweichen. In der EU etwa soll eine anlasslose Chatkontrolle zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch beitragen.
Signal: Bei Massenüberwachung Rückzug aus Europa
Gegner:innen wie die Vertreter:innen der betroffenen Chat-Apps sehen dagegen die Privatsphäre der Nutzer:innen in Gefahr. Signal-Chefin Meredith Whittaker bekräftigte derweil, dass ihr Unternehmen eher Großbritannien und die EU verlassen werde als „unsere Verschlüsselung zu schwächen und Massenüberwachung zu unterstützen“.
Auch auf einem weiteren Sektor, der gerade die Tech-Branche beschäftigt, steht Signal zu seiner ablehnenden Meinung: Künstliche Intelligenz (KI). Wie Whittaker im Gespräch mit dem Spiegel erklärte, werde Signal nicht in die Entwicklung einer KI einsteigen.
Datenmangel macht eigenes KI-Modell unmöglich
Ohnehin würde Signal kein eigenes KI-Modell entwickeln und trainieren können, weil die Chat-App viel zu wenig Daten habe. „Im Vergleich zu den anderen Konzernen tun wir alles dafür, so wenig Informationen wie möglich über unsere Nutzerinnen und Nutzer zu sammeln“, so Whittaker.
Nur die massenhafte Datensammlung „dieser Konzerne“, so Whittaker, ohne Namen zu nennen, habe es ermöglicht, dass KI in den vergangenen Jahren so erfolgreich gewesen sei. Daten und mehr Rechenpower seien der „Motor des aktuellen KI-Booms“.
Signal hat nur eine KI-Funktion – zum Nutzerschutz
Signal selbst verfügt laut seiner Chefin nur über eine einzige KI-Funktion – die vor drei Jahren vom damaligen Signal-Chef Moxie Marlinspike eingeführten Funktion zur Unkenntlichmachung von Gesichtern.
Dabei werden die Gesichter auf Wunsch der Nutzer:innen automatisch verpixelt, was etwa Demonstrant:innen vor Gesichtserkennungstools der Polizei schützen soll. Im Zuge der Anti-Rassismus-Proteste in den USA („Black Lives Matter“) hatte sich Signal zu einer beliebten App bei den Demonstrant:innen entwickelt.
Anonymisierung als sinnvoller KI-Anwendungsfall
„Wir wollen dabei helfen, dass Leute einfach anonymisiert werden können und nicht unnötig biometrische Informationen von Menschen im Netz landen, wenn das nicht gewünscht ist“, so Whittaker gegenüber dem Spiegel. Das sei einer der wenigen sinnvollen Anwendungsfälle der KI-Technologie.
Bei Signal laufe das maschinelle Lernmodell, auf dem die KI-Funktion basiert, laut Whittaker zudem „ausschließlich lokal auf dem Gerät und nicht auf unserem Server“. Auf den KI-Zug aufspringen werde Signal jedenfalls nicht. Das Unternehmen werde den KI-Hype in der Tech-Branche „einfach aussitzen“, so die Signal-Chefin.