Das Juni-Update der Creative Cloud steht ganz im Zeichen der Kollaboration entfernter Teams. Die Coronapandemie hat den Hersteller bewogen, die Art der Zusammenarbeit, so wie sie bislang von den hauseigenen Kreativ-Apps angeboten wurde, zu überdenken und danach zu überarbeiten und zu erweitern.
Designer sind keine typischen Homeworker
Zwar wird die Zielgruppe der Adobe-Apps landläufig gerne so wahrgenommen, dass es sich dabei ohnehin um vorwiegend aus den eigenen vier Wänden arbeitende Digitalnomaden handelt. Allein diese Wahrnehmung übersteht aber keinen Faktencheck.
So stellte sich zuletzt im 2019er Dribbble Global Design Survey heraus, dass lediglich 14 Prozent aller Designer dauerhaft remote arbeiten. Auch für die Kernzielgruppe der Adobe-Apps stellt die Coronapandemie damit einen deutlichen Einschnitt in den gewohnten Workflow dar.
Der aus dieser Erkenntnis entwickelte neue Kollaborationsansatz Adobes zieht sich durch die gesamte Creative Cloud und wird mit dem Juni-Update an die Abonnenten ausgerollt. Wir schauen uns die wichtigsten Neuerungen an.
Adobe XD erweitert integrierten Styleguide
Das UI/UX-Tool Adobe XD ist am weitesten, wenn es um Kollaborations-Features geht. Mittels der im Beta-Status befindlichen Funktion Coediting können Teamkollegen gemeinsam im gleichen Cloud-Dokument arbeiten.
Dabei kann jedes Teammitglied sehen, wer gerade wo im Dokument was bearbeitet. Alle Änderungen und Ergänzungen sind unmittelbar für alle Kollaborateure sichtbar, unabhängig davon, ob die App unter Windows oder macOS genutzt wird.
Mit dem Juni-Update bringt Adobe nun das Feature „Design Tokens“. Damit können Nutzer Farb- und Textstile mit eindeutigen, dabei frei wählbaren Namen, etwa „Hauptfarbe Startscreen“ oder „Ueberschriften Blogposts“ versehen, die dann von Entwicklern im Code verwendet werden können. Zudem sind diese Tokens an zentraler Stelle einsehbar und bilden die Design Specs, also eine Art Styleguide, der beschreibt, welche Designs wofür eingesetzt werden.
Adobe Spark und Premiere Pro erhalten Zugriff auf Cloud-Assets
Adobe Spark ist das Tool für die Storyteller aus der Social-Media-Abteilung. Web-Stories, kurze Videos oder knackige Social-Media-Grafiken sind die Kernkompetenz des Werkzeugs.
Mit dem Juni-Update erhält Spark nun Zugriff auf die Creative-Cloud-Bibliothek, allerdings zunächst nur für Adobe Spark Post, den Social-Media-Grafikeditor. So können verteilte Teams ihre Social-Media-Aktivitäten koordiniert und auf der Basis gemeinsamer Assets aufbauen.
Auch Adobes Video-Tool Premiere Pro profitiert von einer Anbindung an die CC-Bibliotheken. Hier können Nutzer künftig Audio-Schnipsel speichern, teilen und verwenden. Auch hier sind verteilt arbeitende Teams klar die Zielgruppe des Features.
Adobe Illustrator erhält Cloud-Feature
Mit Photoshop und XD konnten Anwender bereits die Vorteile der Kollaboration über in der Creative Cloud gespeicherte Elemente nutzen. Mit dem Juni-Update erhält auch die Vektor-Software Illustrator diese Speichermöglichkeit.
Dabei wird Illustrator zunächst nicht in der Lage sein, Cloud-Dokumente direkt aus der App heraus mit Teamkollegen zu teilen. Das bleibt einem folgenden Update vorbehalten.
Auch das angekündigte Illustrator für das iPad soll die Cloud-Integration direkt mitbringen. Damit soll es besonders einfach möglich sein, eine Arbeit auf dem Tablet zu beginnen und am Desktop zu Ende zu bringen.
Adobe Indesign erhält Review-Freigabefunktion
„Share for Review“ ist Adobes Standardmethode für die kollaborative Design-Freigabe. Dokumente, die auf diesem Wege geteilt werden, können vom Empfänger kommentiert und letztlich freigegeben werden. Die Methode ist in Zeiten, in denen die persönliche Präsentation der Ergebnisse nicht möglich ist, besonders wichtig. Indesign, Adobes Tool (vornehmlich) für das Printpublishing, erhält die Design-Freigabefunktion mit dem Juni-Update.
Adobe integriert Creative Cloud tiefer in Teams und Slack
Die Kollaborations-Tools Teams und Slack sind in der Pandemie der Leim, der verteilte Teams zusammenhält. Die Nutzerzahlen der beiden Dienste sind im Zuge der Coronakrise geradezu explodiert. Darauf reagiert Adobe nun und erweitert die schon bislang vorhandene Integration.
Neben dem Teilen von CC-Assets, Preview-Links und der Verwaltung von Mitarbeitenden bringt Adobe nun eine regelrechte Nachrichtenzentrale an den Start, die Nutzer automatisch über alle Dateiaktivitäten wie neue Kommentare und Änderungen an Dateien informiert. Wer bisher nicht mit den Integrationen arbeitet, sollte sich CC für Teams oder CC für Slack einmal anschauen.
Nutzer der G-Suite, an denen die im März 2020 vorgestellte Adobe-Integration vorbeigegangen ist, sollten die Gelegenheit nutzen und sich CC für Gmail nun ansehen. Weitere Integrationen, etwa mit Asana oder Jira und weiteren, stellt Adobe in diesem Blogbeitrag vor.
Adobe bohrt Desktop-App der Creative Cloud auf
In der Vergangenheit war die Creative-Cloud-App von Adobe wenig mehr als ein Downloader für die eigentlichen Applikationen. Seit dem vergangenen Herbst hat die App an Bedeutung gewonnen. Nun legt Adobe weitere Features nach.
Mit dem Creative-Cloud-Update Juni 2020 erweitert Adobe die Möglichkeiten der CC-App. Nun ist es möglich, die Schriften aus der Adobe-Fonts-Foundry direkt innerhalb der App zu verwalten. Zusätzlich erlaubt das Update den direkten Zugriff auf alle Dokumente des eigenen Cloud-Speichers.
Adobe Fonts und Cloud-Dokumente im direkten Zugriff
Bislang öffnete die App zu diesen Zwecken jeweils einen Webbrowser mit dem jeweiligen Web-Service. Nun greift die Creative-Cloud-App nativ auf die Funktionalitäten zu und setzt sie in der App um. So kann ohne Brüche im kreativen Workflow gearbeitet werden.
Wenig überraschend orientiert sich die CC-App am Feature-Set des jeweiligen Web-Dienstes. So könnt ihr Fonts anschauen, aktivieren oder deaktivieren, ganz so, wie es auch unter Adobe Fonts möglich ist. Die Einstellungen werden dann beim Start der einzelnen Kreativ-Apps angewendet.
Die Cloud-Dokumente liegen wie bisher schon unter „Ihre Arbeit“ > „Cloud-Dokumente“. Allerdings können sie nun direkt aus der App verwaltet werden, ohne dass es des Öffnens eines Webbrowsers bedürfte. Die Unterstützung gilt zunächst für Dokumente aus Photoshop, Photoshop für das iPad, Adobe XD, Fresco, Aero und – ganz neu – Illustrator.
Die Creative Cloud verlagert sich auf den Desktop
All das ist letztlich nicht mehr oder weniger als die konsequente Fortentwicklung der im Herbst begonnenen Umsetzung der Creative-Cloud-Website in eine installierbare App. Zwar bleibt die App für Adobes Creative Cloud (CC) in erster Linie immer noch der Startpunkt für die Installation der diversen und stetig mehr werdenden Kreativprogramme. Darüber hinaus entwickelt sie sich aber nun mit guten Suchfunktionen über die gesamte Palette sowie einem ausgefeilten Asset-Management zum zentralen Hub für die Verknüpfung der Software-Bausteine des Herstellers untereinander.
So wird der Umgang mit den eigenen CC-Bibliotheken vereinfacht, weil die größere Darstellung in der App nun größere Previews der Bibliotheken und ihrer Inhalte zulässt. Dadurch können Nutzer besser beurteilen, welche Bibliothek für den konkreten Anwendungsfall wohl die richtige ist. Ebenso hat Adobe die Möglichkeit des Teilens von Bibliotheken mit anderen vereinfacht.
Wer nach Unterstützung im Umgang mit den CC-Anwendungen sucht, findet in der CC-App neben den umfangreichen Hilfe-Dokumenten vor allem den neuen Tutorial-Hub, der eine Fülle an Video-Material zum Erlernen der Adobe-Kreativ-Apps vorhält.
Adobe Fonts mit automatischer Aktivierung
Zu guter Letzt soll ein Adobe-Font-Feature nicht unerwähnt bleiben, das die Zusammenarbeit entfernter Teamkollegen an einem Design-Projekt in Photoshop und Indesign komfortabler machen soll.
Nutzer, die ein Projekt eines anderen Teamkollegen erhalten, müssen nicht länger dafür sorgen, dass sie die enthaltenen Schriften vorab installiert haben, um Brüche im Design zu vermeiden. Vielmehr sorgt das neue Auto-Aktivierungs-Feature dafür, dass auf dem Zielsystem nicht vorhandene Fonts automatisch zur Verfügung gestellt werden.
Das macht den bisher regelmäßig aufpoppenden Fehlerdialog, der euch auf fehlende Schriften hinweist, entbehrlich. Zudem wird der Workflow nicht mehr durch das Erfordernis, erst Schriften zu installieren, unterbrochen.
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