Coronavirus: Warum Amazon nur 350 neue Logistik-Jobs in Deutschland schafft
Dass der Onlinehändler Amazon aktuell mehr als gut ausgelastet ist, dürfte bekannt sein. Jetzt hat das Unternehmen angekündigt, angesichts der Coronakrise 350 neue Logistik-Jobs in Deutschland besetzen zu wollen. Dabei handelt es sich nach Unternehmensinformationen um Voll- und Teilzeitstellen an den unterschiedlichen Logistikstandorten. Genauere Angaben, an welchem Standort wie viele Stellen entstehen sollen, machte der Amazon-Sprecher dagegen nicht.
350 Stellen klingen erst einmal viel, sind es aber nicht wirklich, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen alleine in Deutschland – dem zweitwichtigsten Markt nach den USA, der immer noch ordentliches Wachstum hinlegt – mehr als 30 Standorte mit insgesamt 20.000 Mitarbeitern hat. Gerade an den Logistikstandorten herrscht eine rege Fluktuation, sodass der Personalbedarf unterm Strich um einiges höher als die genannten 350 Arbeitskräfte sein dürfte. Alleine im vergangenen Jahr hatte Amazon – ohne die Sonderkonjunktur durch die Coronakrise – angekündigt, 2.800 zusätzliche Arbeitskräfte einstellen zu wollen (allerdings unternehmensweit, inklusive Fach- und Führungskräfte).
Interessanter ist da die Zahl, die Amazon kürzlich für die USA genannt hatte. Die Rede war dort von 100.000 Voll- und Teilzeitstellen in den Logistikzentren und dem Zusteller-Netzwerk. Dass für Amazon gerade in der Logistik kompetente und geeignete Bewerber nicht mehr so leicht zu finden sind, zeigt auch ein anderer Umstand: Das Unternehmen hatte vor einigen Tagen angekündigt, den Stundenlohn bis Ende April in den USA um zwei US-Dollar und in Euro-Ländern um zwei Euro anzuheben. In Deutschland liegt er damit bei mindestens 11,10 Euro brutto – und das Unternehmen erklärt, dass man nach überschaubarer Verweildauer auch ein gutes Stück mehr verdienen könne.
Für diese Lohnerhöhung veranschlagte Amazon damals 350 Millionen Dollar weltweit, was angesichts eines Gewinns von 11,6 Milliarden Dollar (bei 280 Milliarden Dollar Umsatz) durchaus zu verkraften sein dürfte. Seit dieser Woche werden in Deutschland wichtige Waren des täglichen Bedarfs nicht nur im Wareneingang der Amazon-Logistikzentren, sondern auch beim Versand an die Kunden priorisiert.
Inwieweit sich die Arbeit in den Verteilzentren verändert hat und wie sich das auf die Zahl der abgearbeiteten Items pro Zeiteinheit auswirkt, ist unklar – und Amazon wird dazu sicherlich keine Angaben machen. Mitarbeiter berichten allerdings, dass das Unternehmen sehr wohl darauf achtet, dass Mitarbeiter den gebotenen Sicherheitsabstand zueinander einhalten. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass Amazon so moderat nach neuen Mitarbeitern sucht. (mit Material von dpa)