„Der Typ, der 100 Millionen Euro bekommt, heißt Daniel und nicht Bilal“

Manuel Aberle and Ali El-Ali, die beiden Cure-Gründer. (Bild: Cure)
„Viele Araber und Türken haben Dienstleistungsjobs. Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, wie Investor:innen ihr Geld verteilen“, sagt Ali El-Ali. Mit nur 26 Jahren ist er bereits ein erfahrener Gründer und hat mit der Gesundheitsplattform Cure sein drittes Unternehmen aufgebaut.
Der gebürtige Berliner hat Wurzeln im Libanon. 1976 flohen seine Eltern vor dem Bürgerkrieg nach Europa. Mit seinen Projekten will El-Ali den „Leuten seiner Community“ zeigen, dass man auch mit Migrationshintergrund ein Unternehmen gründen und Investor:innen von sich überzeugen kann.
Das Thema Diversity ist nach wie vor ein Sorgenkind in der Startup-Szene. Laut des „State of European Tech 2021“-Reports floss nur 0,7 Prozent des eingesammelten Kapitals an Schwarze Gründerinnen. 1,1 Prozent an Schwarze Gründer. 22,7 Prozent des eingesammelten Kapitals floss an weiße Gründerinnen.
Für El-Ali sei das auch eine Frage der medialen Repräsentation: „Der Typ, der 100 Millionen Euro bekommt, heißt in der Regel Daniel und nicht Bilal“, sagt er. So könne man das Gefühl bekommen, dass nur Weiße Männer erfolgreiche Startups hochziehen können.
„Ich glaube, jede:r Gründer:in mit einem Background wie meinem kann einen Impuls in die richtige Richtung geben“, sagt er.
Selfmade-Unternehmer
El-Ali ist ein echter Selfmade-Unternehmer. Direkt nach seinem Studium in Wirtschaftspsychologie und Business-Administration probiert er sich an kleineren Projekten aus, bevor er 2017 das Unternehmen AE Invest gründete.
Die Plattform dient als Schnittstelle zwischen libanesischen und kubanischen Projekten und europäischen Investor:innen. Doch Kuba und der Libanon seien politisch zu unruhig gewesen, um sich unternehmerisch darauf zu stützen. So wählt El-Ali den Exit.
2019, als Tier Mobility, Lime und Co. nach Deutschland kamen, startet El-Ali Greenlog Mobility. Das Startup widmet sich der Effizienzsteigerung in Batterie-Swapping und der Aufstellung von Scootern und E-Bikes. Das Unternehmen ist erfolgreich – doch El-Ali fehlt etwas: der gesellschaftliche Nutzen.
„Ich habe gemerkt, dass ich meiner Community etwas zurückgeben und die Welt ein bisschen besser machen möchte, indem ich Probleme löse – das motiviert mich ungemein“, sagt er.
Zur gleichen Zeit lernt er in einem Mobility Hub seinen heutigen Geschäftspartner Manuel Aberle kennen. 2021 gründen die beiden Cure.
360 Grad Gesundheit
„Wir wollen, dass jeder Mensch, der krank ist, eine Möglichkeit hat, selbstbestimmt agieren zu können und generell über seine Gesundheit entscheiden kann“, sagt El-Ali über seine Vision für die Gesundheitsplattform Cure. „Wenn du krank bist, solltest du dein Haus nicht verlassen müssen.“
Limitierte Apothekenöffnungszeiten seien beispielsweise ein Problem, wenn ein Kind sonntags oder spät abends krank wird. Eine Notfallapotheke aufzusuchen sei da ein zusätzlicher Stressfaktor. Zudem seien 70 Prozent der Rezepte Follow-up-Rezepte, „das ließe sich alles remote erledigen“.
Derzeit ist Cure noch in erster Linie eine Delivery-Company. Doch das soll sich ändern: Bis 2024 will Cure zu einem One-Stop-Shop werden, der europaweit verfügbar ist und Menschen die Möglichkeit gibt, überall und 24/7 ihre Gesundheit zu verbessern.
Gesundheit ist nicht nur körperlich
El-Ali zufolge habe sich die Definition von Gesundheit in den letzten Jahren stark verändert. Er sagt: „Vor drei Jahren war Gesundheit ein physischer Aspekt. Heute – besonders nach Corona – rücken emotionale, soziale und mentale Gesundheit mehr in den Fokus.“
In einer immer schneller werdenden Gesellschaft müsse man mit seiner Energie und Gesundheit gut umgehen. „Wir nehmen den Tag über viele Rollen ein: als Vater, Gründer, Freund, Bruder und vieles mehr. Das zu jonglieren, benötigt eine starke Gesundheit“, sagt er.
Apps könnten dabei helfen, sich um sich selbst zu kümmern, aber noch gebe es keine zentralisierte App, die alle Gesundheitsaspekte abbilde. Auch das will Cure ändern.
1.001 App
„Es gibt Tausende Apps zu allem, das nervt mich“, sagt El-Ali. „Ich möchte alles zentriert haben.“ Mit Cure bekämen Menschen die Möglichkeit, ihre Gesundheit an einem Ort zu erhalten und zu verbessern.
Mit Ernährungstipps beispielsweise. Indem Cure einen mit einem Arzt verbindet. Indem man Termine über die App buchen kann. Und eben auch, indem man Medikamente innerhalb von 45 Minuten geliefert bekommen könne.
Das komplexe Gesundheitssystem in Deutschland und weiteren europäischen Ländern benötige El-Ali zufolge dringend ein Update. Er sagt: „Klar stecken Lobby und starre Systeme dahinter, aber meistens liegt das Problem in technischen Systemen.“
„Das Unternehmen ist erfolgreich“ – faktisch falsch!
„doch El-Ali fehlt etwas: der gesellschaftliche Nutzen.“ – falsch, es geht immer nur ums Geld, Mitarbeiter stehen ganz hinten an. er möchte mit dem operativen Geschäft nichts zu tun haben.