
Erfolgreicher Start der Falcon-9-Rakete, die die Dragon-Kapsel mit den Experimenten an Bord zur ISS bringt. (Bild: SpaceX)
Im Rahmen des sogenannten „Überflieger-2-Wettbewerbs“ hatte die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) gemeinsam mit der Luxembourg Space Agency (LSA) im August 2021 dazu aufgerufen, Ideen für Experimente auf der ISS einzureichen.
Wettbewerb: Gewinner-Experimente auf der ISS
Ende 2021 wurden vier Projekte von Student:innen der Universitäten in München, Stuttgart, Hannover und Esch-Belval in Luxemburg ausgewählt und mit je 20.000 Euro prämiert. Anschließend hatten die – alle von Frauen geführten – Teams gut ein Jahr Zeit, die entsprechende Technik zu entwickeln und zu bauen.
Jetzt sind die vier Experimente an Bord eines Dragon-Frachters von SpaceX auf dem Weg zur ISS. Dort sollen die Forschungsexperimente dann 30 Tage lang laufen.
Die auf der ISS befindlichen Astronaut:innen müssen übrigens nicht eingreifen. Die in kleinen Containern aufbewahrten Experimente werden in das Tango-Lab im Destiny-Modul eingebaut – wo sie vollautomatisiert ablaufen.
Glücksklee: Selbstdüngung bei Schwerelosigkeit?
Im Rahmen des „Glücksklee“-Experiments der Leibniz Universität Hannover soll etwa erforscht werden, ob im All eine sogenannte Selbstdüngung möglich ist. Auf der Erde geht Klee eine Symbiose mit Bakterien ein. Letztere erhalten Nährstoffe von der Pflanze und geben dafür Stickstoff ab, den die Pflanze zum Wachsen braucht.
Wenn diese Symbiose auch in der Schwerelosigkeit möglich ist, könnte das künftig beim Anbau von Pflanzen bei künftigen Langzeitmissionen helfen. Das Experiment wird von einer Kamera überwacht. Nach der Rückkehr zur Erde soll der Klee dann genetisch auf mögliche schwerkraftbedingte Veränderungen untersucht werden.
Gehirn: Zell-Wachstum unter der Lupe
Um Wachstum geht es auch beim „Brains“-Projekt der University of Luxembourg – allerdings um jenes von Gehirnzellen. Konkret sollen 3D-Zellkultursysteme, sogenannte Organoiden, unter Mikrogravitationsbedingungen an Bord der ISS untersucht werden, wie es beim DLR heißt.
Die Student:innen erwarten sich „größere und weniger dicht gepackte Organoide, die das physiologische menschliche Gehirn genauer nachahmen“. Das könnte dann einen großen Einfluss auf die regenerative Medizin und die Pharmaindustrie der Zukunft haben.
Weltraumergebnisse für Alzheimerforschung
Degenerative Erkrankungen des Gehirns wie Alzheimer stehen im Mittelpunkt der Forschungen der TU München. Bei dem Experiment Addoniss (Ageing and Degenerative Diseases of Neurons on the ISS) werden elektrische Signale von neuronalen Zellkulturen unter den besonderen Bedingungen auf der ISS gemessen.
Die Ergebnisse sollen dann mit ähnlichen Experimenten auf der Erde verglichen werden. Ziel ist es, mit den Weltraumergebnissen die Alzheimerforschung voranzutreiben.
Ferrofluide sollen Verschleiß bei Bauteilen senken
Das Team der Universität Stuttgart plant Bauteile mit geringem Verschleiß, die möglicherweise für die künftige Raumfahrt interessant sein könnten. Dabei sollen auf der ISS drei Anwendungen von sogenannten Ferrofluiden und die Reaktion von deren magnetischen Partikeln auf Magnetfelder untersucht werden.
Die drei Anwendungen des „Fargo“-Projekts verzichten weitestgehend auf mechanische Teile – was den Verschleiß reduzieren soll.
Thermischer Flüssigkeitsschalter im Test
Konkret geht es um einen thermischen Flüssigkeitsschalter zur Regelung der Übertragung von Wärme zwischen zwei Bauteilen. Außerdem wird ein neuartiges System getestet, das zur Lageregelung von Kleinsatelliten genutzt werden könnte.
Die drei Experimente sollen im April 2023 an Bord einer Dragon-Kapsel wieder zurück auf die Erde kommen.