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Warum der Online-Lebensmittelhandel Deutschland hinterherhinkt

Die Verbraucher in Deutschland sind begeisterte Online-Shopper, wenn es um Mode, Elektronik oder Reisen geht. Beim Lebensmitteleinkauf im Internet ist Deutschland jedoch Schlusslicht in Europa. Eine Studie hat untersucht, woran das liegt.

3 Min. Lesezeit
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Gorillas-Lieferant bei der Arbeit. (Foto: Timeckert / Shutterstock.com)

Die Verbraucher in Deutschland kaufen gerne im Internet ein. Wenn es um Mode, Elektronik oder Reisen geht, gehören sie nach eine aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens NielsenIQ sogar zu den Vorreitern des E-Commerce in Europa. Nur in einem Bereich hinken sie hinterher: Bei Lebensmitteln und Konsumgütern wie Körperpflegeprodukten. Hier halten die meisten Menschen den Läden von Rewe, Edeka, Aldi, Lidl und Co. die Treue.

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„Beim Onlinehandel mit Lebensmitteln und anderen Konsumgütern ist Deutschland das Schlusslicht in Europa“, fasste der Handelsexperte Thomas Montiel Castro von NielsenIQ das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Marktforscher zusammen. „Deutschland liegt hier wirklich massiv zurück und daran hat auch Corona nichts geändert.“

Die Aussage verblüfft im ersten Moment. Denn im Online-Lebensmittelhandel in Deutschland ist derzeit gefühlt so viel los wie noch nie zuvor. Eine fast schon unübersehbare Zahl von neuen Lieferdiensten wie Gorillas, Flink oder Picnic drängt mit Hunderten Millionen Euro Wagniskapital im Rücken auf den Markt und macht den etablierten Lebensmittelhändlern Konkurrenz.

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Immer mehr Lieferanten in deutschen Städten unterwegs

In immer mehr Städten kurven mittlerweile die kleinen Elektrowagen von Picnic und die Fahrradkuriere von Gorillas, Flink und Co. durch die Straßen und liefern Online-Bestellung ins Haus. Picnic beliefert nach eigenen Angaben mittlerweile über 250.000 Kunden in über 45 Städten Nordrhein-Westfalens. Flink bringt nach eigenen Angaben in 41 Städten bundesweit die bestellte Ware innerhalb von Minuten ins Haus. Konkurrent Gorillas verspricht aktuell in 23 Städten die Lieferung der Bestellung innerhalb von nur zehn Minuten.

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Und auch der Kölner Handelsriese Rewe, der unter den etablierten deutschen Handelsketten eine Vorreiterrolle beim Thema E-Commerce einnimmt, baut sein Online-Standbein kontinuierlich aus. „Wir haben die Umsätze im E-Commerce in diesem Jahr erneut um rund 50 Prozent gesteigert – auf über 700 Millionen Euro“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque der Deutschen Presse-Agentur. Rewe biete aktuell bereits in 75 Städten einen Lieferservice für online bestellte Waren und werde im kommenden Jahr dieses Angebot auch auf das Ruhrgebiet ausweiten – wo bisher noch eine große Lücke im E-Commerce-Angebot des Konzerns klafft. Außerdem bietet die Handelskette in immer mehr Läden die Möglichkeit, online bestelle Ware fertig verpackt abzuholen.

„Nur ein oder zwei Anbieter werden überleben“

Die Konkurrenz von Gorillas, Flink, Picnic und Co. sieht Souque gelassen. „Das wächst sehr schnell, ist aber noch total unprofitabel“, meint der Manager. Doch räumt er auch ein: “Das wird nicht wieder verschwinden. Denn für einen Teil der Kunden sind solche Angebote sehr interessant. Aber am Ende werden nur ein oder zwei Anbieter überleben.“ Rewe selbst hat sich mit einer Beteiligung von unter 10 Prozent an dem Schnelllieferdienst Flink beteiligt, um auch in diesem Bereich präsent zu sein.

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Doch gilt das Hauptaugenmerk von Rewe dem eigenen Liefer- und Abholservice. Geld verdient der Handelsriese mit dem E-Commerce-Angebot immer noch nicht. „Bis wir im Onlinehandel schwarze Zahlen schreiben, wird es noch ein paar Jahre dauern – aber das wird kommen“, sagt Souque.

Trotz dieser Bemühungen spielt der Onlinehandel mit Lebensmitteln und anderen Konsumgütern NielsenIQ zufolge in Deutschland nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Nicht einmal zwei Prozent der Umsätze bei Lebensmitteln und Konsumgütern entfallen nach den Zahlen der Marktforscher auf den E-Commerce. Zum Vergleich: In Großbritannien sind es demnach 13,8 Prozent und in Frankreich immerhin 10,8 Prozent.

Nischenprodukte und schwere Waren im Fokus

„Konsumgüter werden im Internet hauptsächlich gekauft, wenn es gefühlt keine andere Möglichkeit gibt, an die Produkte zu kommen“, beschreibt Montiel Castro die Lage in Deutschland. Zum großen Teil gehe es um Nischenprodukte, die im Supermarkt nebenan schwer zu bekommen seien – oder darum, das Schleppen schwerer Lasten zu vermeiden.

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Ein wichtiger Grund für den geringen Erfolg der Onlineangebote liegt, da sind sich die Experten einig, in der großen Zahl der Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte in Deutschland. Meist ist der nächste Laden nur ein paar Minuten Fußmarsch entfernt. Aber es gibt auch noch eine andere Ursache. Anders als in anderen EU-Ländern seien die meisten großen Handelsketten in Deutschland online nicht sehr präsent, betont Montiel Castro.

Online-Auswahl in Deutschland nicht sehr groß

Nach einer aktuellen Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) haben nur rund 24 Prozent der Menschen in Deutschland online wirklich Auswahl zwischen Anbietern mit Auslieferung.

„In Deutschland fehlt es noch an ausreichenden Konsumgüterangeboten im Internet. Gäbe es die, würden auch mehr Menschen ihre großen Wochenendeinkäufe online erledigen“, ist Montiel Castro überzeugt.

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Wann der große Durchbruch für den Onlinehandel auch beim Thema Lebensmittel kommt, liegt für den NielsenIQ-Experten deshalb vor allem in den Händen von Edeka, Aldi und Co.. „Dazu müssen die großen Handelsketten ihr Onlineangebot deutlich ausbauen – und das im ganzen Land, nicht nur in einigen Ballungsgebieten.“ dpa

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