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Interview

DHDL-Interview mit Kleiderly: „Wir sind jetzt kurz davor, etwas abzuschließen“

Kunststoff aus Textilabfällen, das ist die Idee hinter dem Berliner Startup Kleiderly. Für Alina und Dave Bassi gab es bei DHDL zwar keinen Deal, trotzdem hat sich im Unternehmen seither einiges getan.

5 Min.
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Ralf Dümmel sprang den Kleiderly-Gründern in der Höhle der Löwen sogar kurzfristig zur Seite – einen Deal gab es trotzdem nicht. (Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer)

In Folge 4 der zehnten Staffel „Die Höhle der Löwen“ stellt das Gründerteam und Paar aus Berlin einen Kunststoff aus Textilabfällen vor. Alina Bassi ist studierte Verfahrenstechnikerin und startet ihre Karriere zunächst bei einem Ölunternehmen, gelangt dann aber zu Projekten, die ihren Idealen von einer nachhaltigeren Wirtschaft mehr entsprechen – und gründet schließlich mit ihrem Partner ein eigenes Unternehmen.

DHDL-Startup Kleiderly: Kreislaufwirtschaft für die Textilbranche

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Die Kreislaufwirtschaft, die bei Kleiderly durch das Verwerten von Textilabfällen abgebildet wird, stellt für Bassi einen wichtige Komponente zu nachhaltigeren Produktionen dar: „Es gibt eine Studie der EU, die besagt, dass wenn wir wirklich auf eine Kreislaufwirtschaft umsteigen würden, wir die Co2-Emissionen bis 2030 halbieren könnten.“ Für die Gründerin ist außerdem klar, warum sie in der Textilbranche ansetzen will, es gebe dort einfach viel zu tun. „Die Modeindustrie produziert zehn Prozent der weltweiten Co2-Emissionen”, so Bassi. Auch Wasserverbrauch und -verschmutzung durch die Branche sind beispielsweise enorm.

Auch ohne Deal erhofft sie sich vom DHDL-Auftritt noch einen weiterführenden Aspekt: „100 Milliarden Kleidungsstücke werden jedes Jahr gefertigt, und fast 90 Prozent landen auf einer Mülldeponie oder werden verbrannt. Das ist ein großes Problem, über das noch nicht genug Menschen Bescheid wissen, und zu dem wir alle beitragen. Ich hoffe also auch, dass wir durch die Show ein Bewusstsein geschaffen haben.“

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Kleiderly-Gründerin Alina Bassi: Sie lehnte die DHDL-Teilnahme zunächst ab

Mehrfach sei Kleiderly von der Vox-Redaktion im Vorfeld für die Startup-Sendung angefragt worden, erzählt die junge Frau. Warum sie zunächst immer wieder ablehnte, begründet Bassi so: „Um ehrlich zu sein glaube ich, dass ich die Teilnahme erst einmal vermieden habe, weil mein Deutsch nicht so gut ist. Ich habe hier noch nicht einmal zwei Jahre gelebt und ich war noch nicht bereit.“ Schließlich sagen die beiden aber doch zu – im Interview verrät die Gründerin, wie sie die Show erlebt hat und was seit der Aufzeichnung passiert ist.

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Anmerkung der Redaktion: Das Interview mit Alina Bassi wurde auf Englisch geführt und nachträglich ins Deutsche übersetzt.

t3n: Wie habt ihr euch bei Kleiderly auf die Show vorbereitet, nachdem euer Auftritt feststand?

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Alina Bassi: Wir wollten in erster Linie sicherstellen, dass unsere ganzen Sachen fertig sind, wir waren in der Vorbereitungszeit gerade dabei, den ersten Brillen-Prototyp aus unserem Material zu produzieren. Wir wollten einfach sicher sein, dass alles pünktlich ankommt, um es im Fernsehen zu präsentieren. Und das hat auch tatsächlich geklappt, der Prototyp war etwa eine Woche vor der Aufzeichnung da.

t3n: In der „Höhle der Löwen“ geht es ja um die Suche nach Geldgeber:innen. Wie wurde Kleiderly denn bis dahin finanziert?

Bisher haben wir uns komplett selbst finanziert, also über Ersparnisse, Kredite und ähnliches. Das war hart, Dave hat nebenher noch als Freelancer gearbeitet, um uns finanziell zu unterstützen.

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Alina Bassi hat Verfahrenstechnik studiert – mit Kleiderly verbindet sie ihr technisches Know-how und ihre nachhaltigen Ideale. (Foto: Kleiderly/Jonas Holthaus)

t3n: Wie lief der Auftritt in der „Höhle der Löwen“ aus eurer Sicht?

Die Show lief ziemlich gut, es war alleine schon spannend, ein TV-Set zu sehen. Wir haben es hinbekommen, wirklich gut auf Deutsch zu pitchen – zumindest aus meiner Sicht –, einen Deal haben wir leider nicht bekommen. Die Begründungen der Löwen dafür waren allerdings sehr fair: Sie haben gesagt, dass unser Material so wandelbar ist, dass es für die unterschiedlichsten Produkte geeignet ist. Und wir wollten wirklich all diese Möglichkeiten zeigen und den Innovationsgrad, den Kleiderly hat, also sind wir nicht nur mit den Brillen, sondern diversen anderen Produkten in die Show gegangen.

Sie waren begeistert und beeindruckt von der Idee und dem, was wir zusammen geschafft haben, aber weil wir ein eher kleines Team sind, wollten sie, dass wir uns auf eine Sache fokussieren und die wirklich gut machen. Das verstehe ich total, und genau das haben wir seither gemacht. Wir haben die ganzen Monate seit der Aufzeichnung daran gearbeitet, unsere Produktlinie zu optimieren, und diesen Monat sind wir damit auf den Markt gegangen. Und sie waren der Meinung, dass wir mehr Geld brauchen, als wir in unserer Bewertung angesetzt hatten, weswegen sie sich nicht als die richtigen Geldgeber gesehen haben.

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t3n: Wart ihr enttäuscht von der Reaktion?

Ehrlich gesagt, ist das ziemlich schwer zu sagen. Natürlich waren wir enttäuscht, ich glaube, das wäre jeder, aber ich verstehe das Feedback wirklich, von daher war es keine Überraschung. Also haben wir das umgesetzt, woran wir arbeiten sollten. Und um ehrlich zu sein: Die Zeit seither war ziemlich spannend bei uns, wir waren sehr fokussiert, hatten vielversprechende Gespräche mit Investor:innen und sind jetzt auch kurz davor, da etwas abzuschließen. Wir waren außerdem viel in den Medien, die Vogue hat über uns geschrieben, die Grazia – es läuft sehr gut für uns.

t3n: Kurz zum Produkt an sich: Wie kommt ihr an die Textilien für die Produktion? 

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Wir arbeiten mit verschiedenen Leuten aus der Szene. Anfänglich haben wir vor allem mit Hilfsorganisationen gearbeitet, mittlerweile kommen auch große Produzenten auf uns zu, wir haben Leute aus den verschiedensten Textilbereichen, nicht nur Kleidung, sondern beispielsweise auch Einrichtungsstoffe wie Bettlaken und ähnliches. Wir kriegen mittlerweile fast wöchentlich Anfragen.

t3n: Brillen, die nicht mehr gefallen oder kaputt sind, können an Kleiderly zurückgeschickt werden. Was passiert dann mit dem Material? 

Es wird genauso recycelt wie Plastik, also zerkleinert, extrudiert (durch Aufschmelzen und Abkühlen zu Granulat verarbeitet, Anm. d. Red.) und wieder neu eingeschmolzen.

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t3n: Mittlerweile sind die ersten Brillen von Kleiderly ja tatsächlich erhältlich – was sind eure Ziele für die nächsten Jahre?

Wir haben gerade viele spannende Dinge, die laufen. Ich würde sagen, dass die größten Ziele sind, die Barrieren in der Modeindustrie zu brechen und Unternehmen dazu zu bringen, umzudenken und zu schauen, wie sie Abfall wieder verwerten können, statt ihn auf die Mülldeponie zu bringen oder zu verbrennen. Das gilt auch für die Endverbraucher, wir wollen sie dabei unterstützen, zu verstehen, welchen Beitrag sie zu dem Problem leisten. Außerdem wollen wir weitere Produkte herausbringen und die Kollaborationen, an denen wir jetzt schon hinter den Kulissen arbeiten, öffentlich machen.

t3n: Wenn das Bewusstsein für Nachhaltigkeit eines Tages so etabliert wäre, wie ihr es euch wünscht – glaubt ihr, dass Kleiderly dann irgendwann vielleicht sogar überflüssig wird, weil die verwendeten  Textilabfälle nicht mehr entstehen?

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Ich wäre ehrlich gesagt wirklich glücklich, wenn das so wäre, das wäre ein großartiges Szenario. Dann wüsste ich, dass wir einen Unterschied bewirkt haben und dass wir uns in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft bewegen. Ich glaube aber leider nicht, dass das in den nächsten fünf bis zehn Jahren passieren wird. Ich würde es mir wünschen, weil wir schon jetzt am Ende des Tages so viele Textilabfälle haben und das Problem sich noch verschlimmern wird: Bis 2050 werden wir 150 Milliarden Kleidungsstücke produzieren – wenn davon auch wieder 90 Prozent auf dem Müll landen, ist das ein großes Problem.

t3n: Danke für das Gespräch!

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