Drittanbieter-Cookies bleiben: Was wird jetzt aus der Privacy Sandbox?
Es war ein ewiges Hin und Her, bis Google sich nun final entschieden hat, die Third-Party-Cookies beizubehalten. Die Alternative, die Privacy Sandbox, soll jedoch weiterentwickelt werden. Die Privacy Sandbox geht auf ein gleichnamiges kollaboratives Projekt zurück, das Google 2019 gegründet hat. Unter ihr sollen Technologien entwickelt werden, die die Privatsphäre im Internet besser schützen sollen – aktuell gehören fünf API dazu. Einige Unternehmen arbeiten bereits seit Jahren damit. In der 2023 angelaufenen Testphase wurde der Einsatz verstärkt.
Volož: „Keine Rückkehr zum Status quo“
Auch das RTB House war früh an den Tests beteiligt. Ende 2023 gab Daniel Volož, Country Manager DACH bei RTB House, im t3n-Interview-Podcast dazu einen Einblick. Damals war er sich sicher, dass die finale Einführung der Privacy Sandbox kommen werde. Er sieht sie auch nach der Google-Bekanntgabe Ende Juli 2024 weiterhin als Alternative. „Diese Ankündigung bedeutet jedoch keineswegs eine Rückkehr zum Status quo oder einen Stopp der Weiterentwicklung der Privacy Sandbox“, so Volož.
Das sieht Veronique Hahn, Senior Consultant Web Analytics bei Morefire, anders: „ Der aktuelle Schritt von Google schwächt die Position der Privacy Sandbox, da Third-Party-Cookies jetzt parallel zur Privacy Sandbox benutzt werden können“, so Hahn. Sie verweist auf die positiven Werbeeffekte, die Google aufführt – unabhängig bewerten ließen sie sich aber noch nicht.
Google hat mit dem jahrelangen Verschieben auf jeden Fall stets für Aufmerksamkeit für das Thema gesorgt und die Nutzung der Privacy Sandbox in Unternehmen forciert. Immer wieder gab es Kritik: Datenschützer:innen kritisierten die Privacy Sandbox, da die Nutzer:innen keine Kontrolle hätten, wer ihre Daten empfängt; Werbetreibende sahen die Möglichkeiten zum passenden Targeten von Nutzer:innen schwinden und fürchteten den Informationsverlust.
RTB House hält an Privacy Sandbox fest
Volož sieht die Privacy Sandbox dagegen als „eine Lösung, die datenschutzfreundliche Marketinganwendungen ermöglicht“ – das RTB House halte weiterhin an ihr fest. In seinem aktuellen Statement gegenüber t3n lässt Volož durchklingen, dass sie sich dabei unabhängiger von Google machen. „Wir haben bereits erhebliche Fortschritte in der Entwicklung der Zielgruppenansprache ohne Third-Party-Cookies gemacht und sind zuversichtlich, unsere Kunden auch zukünftig effektiv bedienen zu können – unabhängig davon, wie das ‚Informed-Choice‘-Framework von Google umgesetzt wird“, so Volož.
Zudem kündigt er an, in den nächsten Wochen den Regulierungsbehörden eine „detaillierte Bewertung“ des Google-Vorschlags vorzulegen. Gleichzeitig stellt Volož auch Forderungen: „Wir erwarten weitere Klarstellungen von Google zu den Auswahlmöglichkeiten der Nutzer, Implementierungsdetails, Zeitplan und Standardeinstellungen des Browsers.“
Datenschutzfreundliche Alternativen zu Third-Party-Cookies bleiben ein Thema
Auch wenn Google mit seinem Blogpost vom 22. Juli 2024 dem ewigen Warten auf das Aus der Third-Party-Cookie ein abruptes Ende gesetzt hat, ist das Thema noch nicht abgeschlossen. Unternehmen haben schließlich in die Änderungen und Vorbereitungen investiert. Dazu hat Google noch nicht klar gemacht, wann Nutzer:innen die Drittanbieter-Cookies einheitlich in ihrem Browser deaktivieren können.
Das letzte Wort zu den Drittanbieter-Cookies ist noch lange nicht gesprochen – der Austausch zwischen den verschiedenen Parteien wird weitergehen. Expertin Hahn sieht darin etwas Positives: „Die Entwicklung der Privacy Sandbox ist nicht vergebens, da der Austausch zwischen Regulierungsbehörden, Werbetreibenden und Plattformen zu neuen datensparsamen Trackingmöglichkeiten führen wird“, so Hahn.
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