Kein E‑Pick-up für die Massen: Tesla-Herausforderer Lordstown Motors meldet Insolvenz an
Einen „Heavy-Duty-Truck“ wollte Lordstown Motors auf den Markt bringen, einen vollelektrischen Pick-up-Truck für hart arbeitende US-Amerikaner:innen. Die Idee begeisterte sogar den damaligen US-Präsidenten Donald Trump, der den Endurance als „unglaubliches Stück Wissenschaft und Technologie“ bezeichnete.
Nach erfolgreichem Börsengang ging es bergab
Der anschließende Börsengang spülte dem Unternehmen 675 Millionen US-Dollar in die Kassen. Doch anschließend ging es für Lordstown Motors vorwiegend bergab.
2021 brachte ein Bericht des Shortsellers Hindenburg Research das Unternehmen in Bedrängnis. Der Vorwurf: Lordstown Motors soll Investor:innen über die Zahl der Vorbestellungen und die eigenen Technologien belogen haben.
Foxconn rettete Lordstown Motors vor der Pleite
Schon vor zwei Jahren drohte die Pleite. Lordstown Motors fehlte das Geld, um die Produktion zu starten. Der zunächst als weißer Ritter auftretende iPhone-Fertiger Foxconn war Ende 2021 mit 52 Millionen Dollar eingestiegen – und hatte sich die Fabrik im US-Bundesstaat Ohio gesichert.
Weitere 170 Millionen Dollar an versprochenen Geldern sollen dann aber nicht geflossen sein, wie Lordstown Motors dem taiwanischen Konzern jetzt vorwirft. Foxconn weigere sich, zusätzliche Aktien zu kaufen. Außerdem fühlt sich der E‑Pick-up-Bauer über die Zusammenarbeit bei der Fahrzeugentwicklung getäuscht.
iPhone-Fertiger will mit Fabrik Kasse machen
Tatsächlich erscheint es laut Handelsblatt-Recherchen so, als habe Foxconn längst eigene Pläne, was die für den Bau der Fahrzeuge gedachte Fabrik angeht. Der Konzern soll sie anderen E‑Auto-Startups und traditionellen Autobauern als Fertigungsstätte angeboten haben.
Foxconn wies die Vorwürfe zurück und erklärte seinerseits, dass Lordstown Motors gegen die getroffene Investitionsvereinbarung verstoßen habe. Was genau schiefgelaufen ist, ist allerdings unklar.
Lordstown: 31 hergestellte Endurance-Pick-ups 2022
Jedenfalls hat Lordstown Motors im vergangenen Jahr lediglich 31 Endurance-Pick-ups hergestellt – zum großen Teil in Handarbeit. Kein Wunder, dass das Unternehmen mit jedem einzelnen Gefährt Verlust macht.
Sollte sich kein:e Käufer:in für Lordstown Motors finden, der:die den Endurance weiterbauen will, dürfte es das gewesen sein für den einst gehypten E‑Pick-up für die Massen. Marktbeobachter:innen sehen in dem drohenden Aus für das einstige Startup einen nicht überraschend gekommenen Teil der aktuellen Marktbereinigung.
Aktie des E‑Pick-up-Herstellers abgestürzt
Die Lordstown-Aktie ist derweil nach der Insolvenzankündigung ins Bodenlose gefallen. Im September 2020, kurz nach dem Börsenstart, war das Papier kurzzeitig rund 390 Dollar wert. Aktuell hält der Aktienkurs bei rund zwei Dollar.