Game over für E3: Darum muss die Videospielmesse ihre Pforten schließen
Geht es nach Ausstellungsfläche und Zahl der Besucher:innen ist die Gamescom in Köln die größte Video- und Computerspielmesse der Welt. Für die Branche selbst hatte aber lange Zeit die in Los Angeles stattfindende E3 (Electronic Entertainment Expo) eine weitaus größere Bedeutung.
Nach fast 30 Jahren das Aus für die E3
Fast 30 Jahre nach der ersten Ausgabe im Jahr 1995 ist die E3 jetzt endgültig Geschichte. Unter anderem die Corona-Pandemie und sinkendes Interesse aus Ausstellerkreisen hatten dafür gesorgt, dass die 2019er E3 die letzte Messeausgabe mit Publikumsverkehr blieb.
Die Konsequenz ist das Game over. „Nach über zwei Jahrzehnten der Veranstaltung eines Events, das als zentrales Schaufenster für die US- und internationale Videospielindustrie gedient hat, hat die Entertainment Software Association (ESA) beschlossen, die E3 zu beenden“, wie Esa-CEO Stanley Pierre-Louis der Washington Post sagte.
Game-Branche entdeckt Online-Konferenzen
Das Ende für die E3 kam derweil in Etappen. Ein wichtiger Wendepunkt dürfte die Idee von Nintendo gewesen sein, seine neuen Games und Konsolen in einem sogenannten Direct-Format anzukündigen, also in Form einer Video-Pressekonferenz.
Der Anfang vom Ende war schließlich die Entscheidung von Sony und dessen Playstation-Arm, nicht mehr an der E3 teilzunehmen. Dadurch wurde eine Art Dominoeffekt in Gang gesetzt: Weitere Hersteller und Händler verzichteten daraufhin ebenfalls auf eine Messeteilnahme.
Corona-Pandemie beschleunigt Niedergang
Den wohl letzten Nackenschlag versetzte der Messe dann die Corona-Pandemie. Zum einen mussten einige Events ganz abgesagt oder virtuell durchgeführt werden. Auf der anderen Seite erkannten weitere Branchenteilnehmer die Vorteile von eigenen (Online-)Events.
Die Absage der E3 im Sommer 2023 begründete Mitveranstalter Reedpop damit, dass Unternehmen „keine spielbaren Demos zur Verfügung stellen konnten und die Teilnahme an der E3 aufgrund von Ressourcenproblemen ein unüberwindbares Hindernis darstellte“.
Hohe Messekosten versus eigene Events
Allerdings gab es zuvor schon Kritik an der Spielmesse, etwa an dem Fokus auf Werbung und Marketing bei den wichtigen Game Awards der E3. Zudem beschwerten sich Aussteller in den vergangenen Jahren immer wieder über die hohen Kosten für eine Präsenz auf der E3.
Für Esa-Chef Pierre-Louis zeigt das Ende der E3, dass sich das Videospielgeschäft „in unterschiedliche Richtungen entwickelt“ habe. Letztlich sei es für jedes große Game-Unternehmen mittlerweile ein Leichtes, ein eigenes Event durchzuführen, so Pierre-Louis.
Gamescom 2023 mit Besucherplus und Nintendo
Allerdings zeigt die Gamescom, dass eine Videospielmesse auch erfolgreich durchgeführt werden kann. 2023 kamen 320.000 Besucher:innen, ein Plus von über 50.000 Besucher:innen gegenüber 2022. Interessanter Fakt am Rande: Nintendo kehrte mit einem eigenen Stand zurück.