Elon Musk: Angst um Twitter-Forschungsdaten bei Übernahme steigt

Elon Musk ist sich mit Twitter schon über den Kauf einig – nun müssen nur noch die Behörden mitspielen. (Foto: dpa)
Der konservative Unternehmer Elon Musk hat bereits einige Veränderungen angekündigt, wenn er Twitter kauft – wie es sich abzeichnet. Zunächst kündigte er an, den Plattformbetreiber zu einem privaten Unternehmen umzuwandeln. Er möchte zudem „das Produkt“ mit Funktionen ausbauen und seine Algorithmen als Open Source zur Verfügung stellen. Zudem sollen die Richtlinien der Plattform gelockert werden, um „freie Meinungsäußerung“ zu gewährleisten. Konservative haben sich immer wieder beschwert, ihre Standpunkte würden von Twitter zensiert. Musk will das nachträgliche Bearbeiten von Tweets implementieren und neue Wege der Monetarisierung gehen. Unbekannt ist, wie er mit der Forschungsarbeit der Plattform umgehen will – und das macht Forscher:innen Sorge.
Im Januar letzten Jahres gab Twitter bekannt, akademische Forscher:innen bildeten die größte Anwendergruppe der Twitter-API – und nicht etwa Entwickler:innen. Das liegt daran, dass Twitter den Wissenschaftler:innen weitgehend freien Zugang auf die Plattform gewährt. Im letzten Jahr etwa durften zwölf verschiedene Arbeiten auf Daten zugreifen, um ihre Forschung zu betreiben. Auf Techcrunch sagte der Informationswissenschaftler David G. Rand: „Bislang ist Twitter unter den großen Plattformen einzigartig, was die Verfügbarkeit von Daten für Forscher angeht.“
Der Wissenschaftler Mor Naaman nutzte etwa deren anonymisierte Daten und untersuchte darüber Zusammenhänge der „Stop the Steal“-Kampagne von Ex-Präsident Donald Trump. Es war schon kolportiert worden, ob Musk den konservativen Politiker wieder auf die Twitter-Plattform lässt. Der winkte kürzlich jedoch ab: „Ich gehe nicht zu Twitter, ich bleibe auf Truth.“ Trump kommentierte die Übernahme wie folgt: „Ich hoffe, dass Elon Twitter kauft, denn er wird es verbessern und er ist ein guter Mann, aber ich werde bei Truth bleiben.“
Mor Namaan fürchtet, dass sich Musk feindselig verhalten könnte, wenn Forscher:innen Herausforderungen und Mängel bei Twitter aufdecken. Der Grund liegt in der Reaktion Musks auf kritische Dokumente über dessen Unternehmen. Auf Berichte über Unfälle von Tesla-Fahrzeugen, arbeitstechnische Probleme an Tesla-Standorten und seine Beziehung zur Wallstreet kündigte er etwa an, eine Website zu erstellen, um die „Kernwahrheit“ von Artikeln und Journalisten zu bewerten. Er setzte diesen Plan jedoch nie in die Tat um.
Naaman glaubt nicht, dass die Datenfreiheit für Forscher:innen über die Twitter-API bestehen bleibt. Er sagt: „Ich bin pessimistisch, dass Twitter als privates Unternehmen unter Musk weiterhin nach Verantwortlichkeit streben wird.“ Zudem fürchtet er, dass die internen Teams, die die Ethik und Voreingenommenheit der Systeme untersuchen, nach der Übernahme nicht mehr „so gut funktionieren“ – „geschweige denn ihre Ergebnisse öffentlich veröffentlichten“.
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Viele Ex-Twitterer fliehen gerade zu „Mastodon“. Entweder geht man zu einer bestehenden Instanz oder man setzt selbst einen Server auf. Man kann auch crossposten. Mastrodon ist dezentral und gehört niemandem. Die betroffenen Wissenschaftler könnten hier ihre Twitter-„Diaspora“ finden bzw. gründen. Mastodon ist Teil des Fediverse. Hier geht man in der Regel anständig miteinander um.
Twitter wird vermutlich eh untergehen, von daher sollten die Forscher neue Plattformen und Kooperationspartner suchen. Die Kohle hätte Elon Musk auf gleich verbrennen können.