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Ernie und Bert: Amazon testet neue Hilfsroboter in Versandzentren

Amazon testet in ersten Logistikzentren Roboter, die die Mitarbeiter unterstützen und Unfälle reduzieren helfen sollen. Die tragen Namen aus der Sesamstraße, dürften bei Gewerkschaftern allerdings eher Alpträume erzeugen.

4 Min. Lesezeit
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Amazon lässt sich durch AMRs in der Intralogistik unterstützen. (Foto: Amazon)

Onlinehändler Amazon hat für seine Logistikzentren seine Pläne konkretisiert, mithilfe von modernen Robotern die Arbeit der menschlichen Mitarbeiter vereinfachen zu wollen. Ernie und Bert, Scooter und Kermit sind die Namen der ersten Roboter, die Mitarbeiter in den Amazon-Versandzentren als „Kollegen“ bekommen werden. Erst kürzlich hatte Amazon angekündigt, man wolle die Zahl an meldepflichtigen Unfällen bis 2025 um die Hälfte reduzieren und so das Arbeiten sicherer machen.

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Die Roboter sollen zunächst in den Robotics and Advanced Technology Labs in der Nähe von Seattle, in Boston und in Norditalien getestet und optimiert werden. Optimiert werden soll in einem ersten Ansatz der Transport von Behältern, Wagen und Paketen. Dabei führen Mitarbeiter die gewohnten Bewegungen und Arbeitsschritte aus und eine Motion-Capture-Technologie analysiert und bewertet die Bewegungen und Workflows. Die Motion-Capture-Software ermöglicht es, die in einer Laborumgebung erfassten Daten genauer mit Industriestandards zu vergleichen und Workflows zu verbessern. „Schon etwas so Einfaches wie die Änderung der Position der Griffe an den Behältern kann dazu beitragen, das Verletzungsrisiko für unsere Mitarbeiter massiv zu senken“, erklärt Kevin Keck, weltweiter Direktor für Advanced Technology bei Amazon.

„Ernie“ bringt Menschen in eine bessere Position

Die Roboter, die aktuell erprobt werden, hören auf Namen aus der Sesamstraße: Einer der neuen Kollegen namens Ernie entnimmt Behälter aus einem Roboterregal und bringt sie mithilfe eines Roboterarms zum Mitarbeiter, sodass dieser bei der Kommissionierung in einer bequemeren und ergonomischeren Position bleiben kann. Nach Aussagen von Keck wird der Prozess dadurch zwar nicht schneller, aber für den Mitarbeiter weniger anstrengend, weil er sich weder bücken noch nach oben recken muss. Neben den quantitativen Daten, die in den Innovationslabors gesammelt werden, erhofft sich Amazon hier auch individuelle Erfahrungen der Mitarbeiter.

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Bert dagegen ist einer von Amazons ersten autonomen mobilen Robotern (AMR). Mit Bert müssen Roboter nicht mehr auf begrenzte Bereiche beschränkt sein. Das bedeutet, dass ein Angestellter Bert in Zukunft herbeirufen könnte, um Gegenstände durch eine Anlage zu transportieren. Außerdem könnte Bert irgendwann in der Lage sein, größere, schwerere Gegenstände oder Wagen zu bewegen, die zum Transport mehrerer Pakete verwendet werden. Auch hierdurch sollen Mitarbeiter entlastet werden, ohne dass sie gefährdet werden. Denn AMR arbeiten ohne Käfig und Begrenzung für den Mitarbeiter, als Cobot (collaborative robots). Ein AMR erkennt schneller als menschliche Kollegen mithilfe von Kameras, wann der menschliche Mitarbeiter in seinen Bereich kommt und weicht gegebenenfalls aus oder unterbricht die eigene Bewegung.

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Zwei weitere AMR, die Amazon derzeit entwickelt, hören auf die Namen Scooter und Kermit – sie sollen Wagen transportieren und leere Transportwagen verschieben. Kermit schließlich sammelt auch leere Boxen ein. Solche wenig anspruchsvollen Arbeiten, die im Industrie-4.0-Kontext in der Intralogistik bereits seit längerer Zeit vermehrt nicht mehr dem Menschen überlassen werden, können Roboter gut verrichten – einfach, weil sie keine kritischen Denkfähigkeiten erfordern und zudem die körperlich anstrengende Arbeit reduzieren.

Autonome mobile Roboter für mehr Sicherheit

300 Millionen US-Dollar plant das Unternehmen in diesem Jahr in Sicherheitsmaßnahmen zu investieren. Gewerkschaften und Mitarbeiter befürchten dennoch seit Jahren, dass Roboter als hilfreiche Kollegen dafür sorgen könnten, dass Amazon weniger menschliche Mitarbeiter benötigt. Das könnte zwar einerseits tatsächlich der Fall sein, wobei ein Teil der Wahrheit auch ist, dass es Amazon bereits zum heutigen Zeitpunkt nicht oder nur schwer gelingt, sämtliche Jobs in den Versand- und Logistikzentren zu besetzen. Dazu kündigte das Unternehmen erst kürzlich an, in Deutschland den eigenen Mindestlohn ab Juli 2021 auf zwölf Euro anheben zu wollen und für Herbst 2022 noch einmal eine Anhebung auf 12,50 Euro pro Stunde zu planen. Damit zahlt Amazon zwar deutlich mehr als den gesetzlichen Mindestlohn von 10,50 Euro pro Stunde, liegt aber weiterhin, so bemängeln Arbeitnehmervertreter, unter dem Stundenlohn für Aushilfskräfte von derzeit 12,35 Euro, die der Posttarifvertrag vorsieht.

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Amazon jedenfalls beteuert, es werde trotz aller Roboter auch in Zukunft genügend Arbeit (und zunehmend weniger stupide Arbeit) in den Logistikzentren geben und belegt dies mit einer Zahl: Seit Amazon 2012 mit dem Einsatz von Robotern in seinen Anlagen begonnen habe, seien weltweit mehr als eine Million Arbeitsplätze entstanden und gleichzeitig würden 350.000 mobile Antriebsroboter eingesetzt.

t3n meint:

Wenn sich Amazon in der Logistik Unterstützung durch Roboter holt, ist das kein Grund für Arbeitsrechtler, auf die Barrikaden zu gehen – denn von einem vollautomatisierten Versandprozess ist das Unternehmen aus Seattle noch meilenweit entfernt (und wird auch möglicherweise nie dahin kommen). Im Gegenteil sollte es Arbeitnehmervertretern nur recht sein, wenn ein Unternehmen seine Workflows dahingehend optimiert, dass Versandmitarbeiter den Job ohne bleibende Schäden und Unfälle über längere Zeit verrichten können. Das was man in den Videos sieht, ist in der Industrie 4.0, etwa im Rahmen der Automatisierung in vielen deutschen Unternehmen, gängige Praxis und wird dort beispielsweise in der Bestellabwicklung von Individualfertigungen sowie beim Materialnachschub seit Jahren so gehandhabt.

Tobias Weidemann

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