
Nasa-Chefökonom Alexander Macdonald und Dr. Noam Izenberg vom Labor für angewandte Physik der Johns Hopkins University in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland haben in der vergangenen Woche auf dem Internationalen Astronautenkongress (IAC) in Paris einen Bericht vorgestellt, der mit der Empfehlung endet, zunächst die Venus als Ziel einer bemannten Mission ins Auge zu fassen.
Hauptargument ist die Nähe zur Erde
Das wesentliche Argument der Forschenden besteht darin, dass die Venus als unser Nachbar im All wesentlich näher liegt als der Mars. So wäre eine Rückkehrmission in einem Jahr machbar. Eine Marsmission würde nicht unter drei Jahren zu erledigen sein.
Zudem halten sie einen Vorbeiflug an der Venus auch auf dem Weg zum Mars für wertvoll. Der könnte als Vorstufe zu einem Besuch auf dem Mars entscheidende Erfahrungen mit einer längeren Weltraummission liefern, heißt es in dem Bericht.
Keine Spaziergänge möglich
Der Haken an der Sache liegt auf der Hand. Mit einer Oberfläche, die heiß genug ist, um Blei zu schmelzen, einem erdrückenden atmosphärischen Druck und Wolken aus Schwefelsäure ist die sogenannte Schwester der Erde an sich nicht eben ein plausibles Ziel, wenn es darum geht, Alternativen für die Menschheit zu finden.
Deshalb müsste sich die bemannte Mission auf einen Vorbeiflug beschränken, bei dem die Astronauten nach den Vorstellungen von Macdonald und Izenberg ferngesteuerte Rover, Drohnen und Ballons einsetzen könnten, um die aktiven Vulkane der Venus zu beobachten und nach Anzeichen für Wasser oder andere Lebenszeichen zu suchen.
Venus – ein Sprungbrett zum Mars?
Izenberg sieht zudem ganz praktische Argumente dafür, einen Venusvorbeiflug in die Route zum Mars einzubauen. So könnte ein Vorbeiflug an der Venus, obwohl sich der Planet in der „falschen“ Richtung befindet, die Reisezeit und den Treibstoffbedarf für den Flug zum Mars verringern, weil das Raumschiff die sogenannte Schwerkraftunterstützung nutzen würde.
Damit stellt ein bemannter Vorbeiflug an der Venus laut Izenberg ein natürliches Sprungbrett zum Mars dar. Er sieht weitere Vorteile:
„Man würde lernen, wie Menschen in der Tiefe des Weltraums arbeiten, ohne sich für eine vollständige Marsmission zu verpflichten. Und es geht nicht nur darum, mitten ins Nirgendwo zu gehen – es hätte ein gewisses Gütesiegel, da man zum ersten Mal einen anderen Planeten besuchen würde.”
Was hat die Venus zur heißen Hölle gemacht?
Im Zuge der Suche nach der Erde 2.0 ist das wissenschaftliche Interesse an der Venus wieder erwacht. Forschende wollen verstehen, wie und warum die Venus derart höllische Oberflächenbedingungen hat – obwohl sie doch der Erde in Bezug auf ihre Größe, Masse und Entfernung von der Sonne recht ähnlich ist.
Izenberg und Macdonald sind sicher: „Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass die Venus ein endloses Wunderland mit betörenden und mysteriösen Aussichten und Formationen sein wird.“