Ex-Vertrauter von Elon Musk: BMW und Kind statt Tesla und 90-Stunden-Woche
Manch einer würde sich freuen, hierzulande als Vertrauter von Elon Musk bezeichnet zu werden. Immerhin ist der exzentrische Milliardär ganz nebenbei ein visionärer Unternehmer, dessen Produkte eine schwer zu erreichende Innovationskraft haben. Das sah auch Philipp Schröder so – im Jahr 2013.
Schröder gründet Solarbatterie-Startup und verlässt es für Tesla
Von 2013 bis 2015 arbeitete Schröder, den Musk anlässlich einer US-Promotour persönlich abgeworben hatte, mit einem irren Aufwand von bis zu 90 Stunden pro Woche für den Elektroautobauer aus den USA. Dafür hatte er das von ihm gegründete Startup Sonnenbatterie GmbH verlassen. Auch Tesla arbeitete damals bereits an seinem stationären Energiespeicher namens Powerwall – einem Konkurrenzprodukt zur Sonnenbatterie.
In seiner Zeit bei Tesla habe er in knapp zwei Jahren die Einführung des Model S in Deutschland begleitet, fast 200 Leute eingestellt sowie 50 Supercharger und sechs Tesla-Niederlassungen aufgebaut, erzählt Schröder in einem Interview mit Zeit Online. Als Tesla immer größer wurde und Schröder den direkten Draht zu Musk verlor, entschloss er sich zu seinem Startup zurückzukehren, dass inzwischen zur Sonnen GmbH umfirmiert hatte.
Seither lässt ihn die Tesla-Episode nicht mehr los. Immer wieder werde er auf diese Zeit in seinem Leben angesprochen, so Schröder: „Aber irgendwann möchte man in seinem Privatleben Tesla nicht mehr haben“. Der Gründerszene verriet Schröder, dass er nicht einmal mehr einen Tesla, sondern wegen zu erwartenden Nachwuchses mittlerweile einen elektrischen BMW iX fahre.
Von der Sonnen GmbH über CAPinside zu 1Komma5
Nach dem Tesla-Engagement 2018 verließ Schröder auch die Sonnen GmbH, nachdem er mitbekommen hatte, dass seine Mitgesellschafter das Geschäft mehrheitlich an den Ölkonzern Shell verkaufen wollten. Der freiwillige Abgang trug ihm ein vertragliches Wettbewerbsverbot ein, wonach er 18 Monate lang nicht mehr in der Energiebranche tätig sein durfte. Die Zeit nutzte er für den Aufbau des Fintech CAPinside, ein Online-Vergleichsportal für Investmentfonds, das er Mitte 2020 an Universal Investment verkaufte, um danach das Startup 1Komma5 zu gründen.
Der Name 1Komma5 leitet sich ab aus dem 1,5-Grad-Ziel, das weltweit als der Wert gilt, bis zu dem der Klimawandel noch beherrschbar bleiben kann. Steigt die Erderwärmung über diesen Wert hinaus, sieht das Szenario katastrophale Folgen voraus.
1Komma5 baut weder Stromspeicher noch Elektroautos, sondern kümmert sich um die Umrüstung von Häusern auf Klimaneutralität als schlüsselfertiges Vorhaben. Dazu kauft 1Komma5 bundesweit Elektroinstallationsbetriebe auf. Die sollen dann unter anderem Solaranlagen und Speichersysteme in neue und bestehende Häuser einbauen. Ähnlich wie Teslas Powerwall sind die 1Komma5-Konzepte so gestaltet, dass auf Sicht ein dezentrales Stromnetz in Konkurrenz zu den etablierten Anbietern entstehen kann. Das überzeugte bereits Investoren. Jüngst hatte Porsche Risikokapital in das Startup gesteckt.
„CO₂-neutral zu leben, wird cool sein“, zeigte sich Schröder im Dezember 2021 gegenüber dem Handelsblatt überzeugt. Obwohl es den umtriebigen Gründer in den vergangenen zehn Jahren nicht lange an einem Ort halten konnte, verspricht er, dass er das für 1Komma5 ändern werde. 1Komma5 sei „die Quintessenz aus allem, was ich bisher gemacht habe.“