Schon vor einiger Zeit war von Whistleblowerin Frances Haugen und dem Wallstreet Journal aufgezeigt worden, welches Potenzial Facebook in Kindern und Jugendlichen sieht. Die wurden in internen Dokumenten als „wertvolles“ und weitgehend „ungenutztes“ Publikum bezeichnet, spezielle Teams sollten entsprechende Produkte für die neue, potenziell gewinnbringende Zielgruppe entwerfen.
Rechtlich sollten diese Pläne in den USA allerdings auf Grenzen stoßen: Der sogenannte Children’s Online Privacy Protection Act (COPPA) schränkt Unternehmen bewusst in der Datenverarbeitung von Personen ein, die jünger als 13 Jahre sind. So dürfen erhobene Informationen beispielsweise nicht an Drittparteien weitergegeben werden – damit fällt eine der Einnahmestrategien von Facebook weg.
Facebook: „Das Internet wurde nicht mit Blick auf junge Menschen entwickelt, aber wir sind dabei, das zu ändern“
Trotzdem peilte Facebook gerade diese Zielgruppe immer wieder an, wohl auch, weil die Plattformen des Konzerns gerade bei jüngerem Publikum an Relevanz verlieren. Nun liegt ein weiteres Dokument vor, das die bisher bekannten Pläne im Bezug auf jüngere Zielgruppen mit Details ergänzt. „Das Internet wurde nicht mit Blick auf junge Menschen entwickelt, aber wir sind dabei, das zu ändern“, so die Überschrift eines Postings, das ursprünglich im April diesen Jahres verfasst worden war.
Der mittlerweile in Meta umbenannte Konzern arbeitete dem Dokument zufolge an der Erstellung eines virtuellen Teams, das man im Laufe der Zeit beispielsweise mit Expert:innen zu Kindern und deren Betreuungspersonen, Produktnischen und der Zusammenarbeit mit Drittparteien wie Gesetzgebern und dem Kinderschutz erweitern wollte.
Facebook teilte Minderjährige in unterschiedliche Zielgruppen ein
In einer Graphik zeigt das Memo auf, wie man den bisherigen Umgang mit Kindern und Jugendlichen sieht. „Die COPPA-Linie ist simpel: Wir behandeln alle, die älter als 13 Jahre alt sind, wie andere Nutzer:innen, und bitten jüngere Menschen, unsere Produkte nicht zu nutzen.“ Das wolle Facebook ändern, indem man gezielt Nutzer:innen ab sechs Jahren anspreche und diese dann bis zum Erwachsenenalter in nach dem Alter differenzierten Gruppen mit entsprechend angepassten Serviceangeboten versorge.
Facebooks Verantwortung gegenüber Kindern
Im enthüllten Dokument spricht Facebook zwar auch davon, dass man sich der Verantwortung gegenüber der Zielgruppe bewusst sei und im Entwicklungsprozess das Kindeswohl beachten wolle – angesichts der kürzlich offengelegten internen Studie, die beispielsweise die negativen Auswirkungen Instagrams auf junge Menschen zeigt, dürfte das allerdings ein klarer Euphemismus sein.