Facebook dürfte der Inbegriff für Zentralität im Internet sein. Schließlich laufen viele soziale Interaktionen in der Onlinewelt über Whatsapp, Instagram oder Facebook. Dennoch ist das Unternehmen spätestens seit 2019 mit der Ankündigung einer eigenen Kryptowährung auch im Kryptosektor präsent, der bekanntlich vor allem für Dezentralität und Anonymität steht.

Bereits seit Jahren arbeitet Facebook an einer eigenen Kryptowährung, die ursprünglich mit dem Namen „Libra“ auf den Markt kommen sollte. Mittlerweile läuft das Projekt unter dem Namen „Diem“. Aufgrund regulatorischer Unklarheiten möchte das Unternehmen jedoch abwarten, bis es die eigene Kryptowährung auf den Markt bringt.

Ursprünglich hätte die Kryptowährung zusammen mit der Novi-Wallet erscheinen sollen. Man sei aber bereit, den Schritt mit der Veröffentlichung der Novi-Wallet auch früher zu gehen, wenn es sein müsse, so Facebook vor wenigen Monaten. Nun scheint dies der Fall zu sein.

David Marcus, Finanzchef von Facebook und hauptverantwortlich für die Blockchain-Projekte im Unternehmen, erklärte nun via Twitter, dass die Novi-Wallet im Rahmen einer ersten Pilotphase in den USA und Guatemala ausgerollt werde. Man sei allerdings weiterhin darauf bedacht, die endgültige Markteinführung der Novi-Wallet in Kombination mit „Diem“ zu realisieren.

Bei der eigenen Kryptowährung Facebooks handelt es sich um einen Stablecoin. Die Novi-Wallet ist speziell für solche Stablecoins angelegt. Bisher nutzt man Stablecoins eher für den Transfer zwischen Kryptobörsen oder um Fiatgeld ohne Volatilität in Kryptoform zu sichern und zu transferieren. Facebook hofft durch die Pilotphase auch weitere Anwendungsfälle zu erforschen. „Wir hoffen auch, dass dies einen neuen Stablecoin-Anwendungsfall (als Zahlungsinstrument) demonstrieren wird, der über die heutige übliche Verwendung hinausgeht“, so Marcus auf Twitter.

Dafür dient der Stablecoin Pax Dollar (USDP) – immerhin auf Platz 100 der wertvollsten Kryptowährungen der Welt. Zudem geht Facebook für das Projekt eine Partnerschaft mit Coinbase ein. Die Kryptobörse wird für den Schutz der Gelder verantwortlich sein.

Die Reaktionen der Nutzer auf die Meldung von Facebook sind gemischt. Während die Krypto-Gemeinde in der Regel den Vorstoß großer Unternehmen feiert, sieht das bei Facebook anders aus. Hier zeigt sich erneut, dass der Punkt Vertrauen ein wichtiger Bestandteil der Krypto-Szene ist. Facebook gerät regelmäßig in das Visier von Datenschutzbehörden vieler Länder. Obwohl Facebook mit den drei Anwendungen Facebook, Instagram und Whatsapp jeweils weit mehr als eine Milliarde Nutzer hat, scheint das Misstrauen in das Unternehmen groß zu sein. Erst vor wenigen Wochen hatte Facebook mit einer Downtime von sechs Stunden zu kämpfen.

Marcus selbst hatte bereits vor Monaten in einem Interview mit Bloomberg um eine faire Chance gebeten. „Wir haben die Möglichkeit, das Spiel für so viele Menschen zu ändern, die vom aktuellen Finanzsystem zurückgelassen wurden. Ich glaube, wir sollten diese Gelegenheit nutzen, und ich freue mich darauf, dass wir die Reise antreten“, so Marcus zum Abschluss.