Freie Bahn für Fake-News: Twitter winkt Corona-Falschmeldungen durch
Seit der Übernahme durch Milliardär Elon Musk gibt es immer wieder Ärger um Twitter. Erst der Wirbel um nicht zensierte rassistische Äußerungen, dann die Empörung über das Bezahl-Abo für das blaue Häkchen und nicht zu vergessen auch noch die vielen Kündigungen der Twitter-Mitarbeiter:innen, die mit den rigorosen Arbeitsbedingungen des neuen Chefs nicht klarkommen. Zu guter Letzt sollen auch noch die Hälfte der wichtigsten 100 Werbekunden der Plattform inzwischen den Rücken gekehrt haben.
Jetzt sorgt der neue Twitter-Boss erneut für Aufregung: Während das Unternehmen in der Vergangenheit intensiv gegen Falschmeldungen zur Corona-Pandemie vorgegangen ist, hat der Kurznachrichtendienst die entsprechenden Maßnahmen bereits vergangene Woche Mittwoch gestoppt. Das geht aus einer Mitteilung auf der Twitter-Website hervor.
Neuer Kurs bei Twitter unter Musk bei Fake-News?
2020 hatte Twitter zu Beginn der Pandemie Regeln aufgestellt, die die Verbreitung falscher und irreführender Informationen über das Coronavirus und Impfstoffe unterbinden sollten. Damals verwies das Unternehmen auf das Risiko für Menschen, die unwissenschaftliche Behandlungsmethoden anwenden oder auf Impfungen verzichten könnten.
Früheren Angaben zufolge wurden wegen der Verletzung dieser Regeln in der Vergangenheit mehr als 100.000 Beiträge entfernt und über 11.000 Konten gesperrt. Noch im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen zahlreiche Posts gelöscht, da diese Falschinformationen zur Corona-Pandemie enthielten. Unter der neuen Führung wurde nun offenbar ein neuer Kurs eingeschlagen.
In der Stellungnahme von Twitter heißt es: „Ab 23. November 2022 setzt Twitter die Richtlinie Covid-19 über irreführende Informationen nicht mehr durch“.
Kurswechsel bei Twitter nicht überraschend
Was genau der Grund für die Aufhebung der Regelung ist, ist nicht bekannt. Überraschend scheint die Maßnahme angesichts der immer wiederkehrenden Kritik Musks an Corona-Maßnahmen jedoch nicht. Bereits im März 2020, vor dem ersten Lockdown, nutzte Musk seine große Reichweite auf Twitter für Stimmungsmache gegen geplante Einschränkungen. Damals gehörte ihm Twitter noch nicht.
Er war auch einer der großen Kritiker der Corona-Lockdowns, die zeitweise auch dafür verantwortlich waren, dass die Produktion im Stammwerk seines Elektroauto-Herstellers Tesla gestoppt werden musste. Außerdem ist er seit seiner Übernahme von Twitter brav dabei, gesperrte Accounts wiederherzustellen. Er setzte sogar den 2021 gesperrten Account des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder in Betrieb, nachdem er die Twitter-User:innen dazu befragt hatte.
„Das Volk hat gesprochen“, schrieb Musk zu seiner Entscheidung. Die Befragung war jedoch alles andere als repräsentativ: Zwar sprach sich eine knappe Mehrheit von 51,8 Prozent für eine Rückkehr Trumps aus, allerdings nahmen nur rund 15 Millionen Nutzer:innen an der Befragung teil, die für 24 Stunden angesetzt war. Twitter kommt jedoch nach jüngsten Angaben auf mehr als 230 Millionen aktive User:innen täglich.