Mit der Umbenennung in X und zahlreichen Eskapaden hat Elon Musk das ehemals als Twitter bekannte soziale Netzwerk für viele Nutzer:innen unattraktiv gemacht. Die suchen nun ein neues zu Hause und finden es in vielen Fällen bei Bluesky.
Bekannt ist der Dienst, weil Twitter-Mitgründer Jack Dorsey das Projekt finanziell unterstützt hat. Außerdem darf nicht jeder mitmachen. Ähnlich wie damals bei Clubhouse braucht ihr für den blauen Himmel eine Einladung von anderen Nutzer:innen.
Habt ihr eine ergattertet, gelingt der Zugriff über die Web- oder die Smartphone-App. Beide sind eher spartanisch ausgestattet und lassen einige von Twitter bekannte Funktionen vermissen. So lassen sich Postings in der Bluesky-App zwar mit Fotos aus euren Alben garnieren, eine GIF-Suche gibt es aber nicht. Auftritt: Graysky. Der alternative Client für iOS und Android liefert dieses und andere Features stellvertretend für Bluesky nach.
Schneller, besser, Graysky?
Entwickelt wurde die App von Samuel Newman. In einem Blogeintrag schreibt er, Graysky sei mit derselben Technik wie die offizielle App entstanden, es handle sich aber nicht um einen Klon. Die App soll eine schnelle, verlässliche und schöne Nutzer:innenerfahrung bieten. Sie ist gratis und open source.
Unterschiede zum Original werden schon bei der Anmeldung deutlich. Statt direkt im Hauptfeed landet ihr auf einer Übersichtsseite. Hier seht ihr alle Feeds, denen ihr bei Bluesky folgt. Um in eine Timeline (oder „Skyline“) zu gelangen, wählt ihr einfach einen Feed aus. Alternativ lässt sich auch Graysky so einstellen, dass ein Feed eurer Wahl die Startseite abbildet.
Suche, GIFs, iPad-App
Mit vielen ähnlichen kleinen, aber praktischen Unterschieden geht es weiter. So erlaubt euch Bluesky derzeit nur die Suche nach Posts oder Personen. In Graysky könnt ihr zusätzlich nach Feeds Ausschau halten.
Wollt ihr einen Beitrag posten, tippt ihr einfach auf das entsprechende Icon in der Leiste unten. Wie beschrieben, lassen sich hier einfach GIFs einbinden. Dazu setzt Graysky auf die Einbindung von Tenor. Wie bei Bluesky lassen sich auch in Newmans App Alt-Texte für Bilder vergeben. Barrierefreiheit ist also auch gegeben.
Außerdem bringt Graysky die von Twitter oder X bekannten Hashtags zurück. Zwar könnt ihr die auch in der Bluesky-App vergeben. Andere können damit aber nicht interagieren. Newmans App macht sie dagegen im Stile vom guten alten Twitter klickbar, um ähnliche Inhalte zu finden.
Was Graysky noch besser macht: Newman integriert eine Übersetzerfunktion direkt in seine App. Zwar gibt es bei Bluesky auch einen Übersetzer-Button, der führt Nutzer:innen aber über den Browser zum Google-Übersetzer. In Graysky öffnet sich das Google-Tool in der App. Das erleichtert die Bedienung.
Weitere Unterschiede: Während Bluesky eure an Freund:innen vergebenen Einladungen einfach durchstreicht, wenn diese sie angenommen haben, listet Graysky euch auf, wen ihr mit welchem Code auf die Plattform geholt habt. Außerdem könnt ihr über die Profile anderer Nutzer:innen deren Likes sehen. Bei Bluesky funktioniert das nur auf dem eigenen Profil. Beides ist nicht weltbewegend wichtig, es handelt sich aber um nette kleine Features.
Ein großes gibt es noch zum Schluss. Graysky lässt sich auch auf dem iPad bequem nutzen. Das klappt mit dem Original noch nicht. Wie in den ersten Tagen des Apple-Tablets lässt sich hier unter iPadOS nur die Smartphone-Version installieren und entweder im kleinen Fenster ansehen oder hochskalieren. Beides ist nicht besonders hübsch.
Weitere Funktionen sollen kommen
Während Bluesky also noch Nachholpotenzial hat, plant Newman schon die nächsten Funktionen. In Zukunft will er die App um Bookmarks, Umfragen und automatisch generierten Alt-Text erweitern. Außerdem soll es bald möglich sein, Posts stummzuschalten, die bestimme Wörter enthalten, und eigene Beiträge vor dem Abschicken als Entwurf zu speichern.
An anderer Stelle will Newman auch mit Bluesky gleichziehen. So fehlen Graysky noch Notifications und Listen. Außerdem plant der Entwickler, bessere Filter für Inhalte und eine Warnfunktion für Posts nachzuliefern.
Das Ziel sei es, langfristig die gleichen Funktionen wie die offizielle App zu bieten. Das könnte sich jedoch als schwierig gestalten, wie Newman betont: „Ich bin ein Eine-Person-Team und nicht in der Lage, in Vollzeit an Graysky zu arbeiten“, schreibt er. Dafür macht er den Job bislang aber richtig gut.