Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Mensch etwa 2.000 Entscheidungen pro Stunde trifft. Die meisten davon sind geringfügig und wir treffen sie instinktiv oder automatisch – welchen Weg wir zur Arbeit nehmen oder ob wir jetzt oder in zehn Minuten zu Mittag essen. Andere Entscheidungen, die wir im Laufe des Tages treffen, sind jedoch mit ernsten Folgen verbunden. Konsequent gute Entscheidungen zu treffen, ist wohl eine der wichtigsten Fähigkeiten, die wir entwickeln können, sowohl im Privatleben als auch bei der Arbeit. Schließlich wirken sich Entscheidungen auf unsere Gesundheit, unsere Sicherheit, unsere Beziehungen, unsere Zeit und unser allgemeines Wohlbefinden aus.
„Für gute Entscheidungen braucht es kein Talent.“
Für alle, die an ihren Entscheidungen oder ihrer Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen, zweifeln, hat Management-Professor Philip Meissner eine beruhigende Nachricht: „Für gute Entscheidungen braucht es kein Talent.“ So gibt es viele Voraussetzungen, die – sofern sie erfüllt sind – zu guten Entscheidungen führen. Auf der anderen Seite lassen sich Fehlentscheidungen nicht immer vermeiden. Das hängt vor allem auch damit zusammen, dass der Zufall sich einmischt und nicht jedes Ereignis voraussehbar ist. Eben jener Zufall verändert die Informationslage, die als Entscheidungsgrundlage dient.
Fernab des Zufalls gibt es jedoch auch ein paar andere Gründe, die oft dazu führen, dass eine Entscheidung nicht den gewünschten Erfolg nach sich zieht. Die Wissenschaft ist sich in der Hinsicht weitestgehend einig, dass es einige typische Verhaltensweisen und Umstände gibt, die Ergebnisse negativ beeinflussen dürften. Dieses Wissen ist wertvoll, wie auch Philipp Meissner weiß, der erklärt, dass gute Entscheidungen durchaus erlernbar seien. Dessen müssen man sich bewusst sein. In diesem Sinne lest ihr hier sechs Gründe, die zu schlechten Entscheidungen führen und die ihr beim nächsten Mal am besten zu umgehen versucht.
Gute Entscheidungen treffen: 6 Fehler, die es zu vermeiden gilt
1. Entscheidungsschwäche
Mit der Entscheidungsschwäche ist es so eine Sache. Gemeint ist damit einerseits, dass jemand eine Ansage aufschiebt oder gar versucht, eine Situation auszusitzen. Manchmal geht so etwas gut aus, in der Regel verschiebt man ein Problem jedoch nur. Andererseits hängt auch die körperliche Verfassung damit zusammen. Oder anders gesagt: Wer müde ist, entscheidet schwächer. Es kommt nicht von ungefähr, dass Jeff Bezos wichtige Meetings, in denen große Entscheidungen getroffen werden, zwischen 10 und 12 Uhr ansetzt. Eine bekannte US-Studie zu diesem Thema hat zudem gezeigt, dass Gefangene mit größerer Wahrscheinlichkeit eher morgens oder nach einer längeren Pause eine Bewährungsstrafe erhalten – quasi wenn Richter und Geschworene wieder geistige Leistungsfähigkeit erlangt haben, um vernünftig abzuwägen. Wer besser entscheiden will, sollte das also mit klarem Kopf tun. Wer viel entscheidet, sollte die wichtigsten Entscheidungen eher am Anfang des Tages und die weniger wichtigen zum Ende des Tages fällen.
2. Stetige Ablenkung
Der Technologie-Tsunami der letzten Jahrzehnte hat eine Ära beispielloser Bequemlichkeit eingeläutet. Es ist aber auch ein Umfeld entstanden, in dem Informationen und Kommunikation nie aufhören, auf Menschen einzuprasseln. Forscher schätzen, dass unser Gehirn heute fünf Mal so viele Informationen verarbeitet wie noch 1986. Infolgedessen leben viele von uns in einem ständigen Zustand der Ablenkung und des Kampfes um die Fokussierung. Um dem entgegenzuwirken, sollten Entscheider und Entscheiderinnen sich Auszeiten nehmen, um E-Mails, sozialen Medien, Nachrichten oder Telefonaten aus dem Weg zu gehen. Das ist oft leichter gesagt als getan, aber machbar, wenn es zu einer Priorität im Entscheidungsprozess wird. Überhaupt können Menschen davon profitieren, sich bei größeren Entscheidungen einmal aus dem beruflichen Tagesgeschäft herauszuziehen, um die Tragweite möglicher Ansätze zu durchdenken.
3. Mangel an Informationen
Die Videothekenkette Blockbuster hat sich einst dagegen entschieden, ein Abo-Modell einzuführen, weil circa 15 Prozent des Gewinns durch die Gebühren von zu spät abgegebenen Filmen zustande kam. Die Entscheidung fiel in eine Zeit, in der Konkurrent Netflix genau das Gegenteil tat und anfing, allmählich Nutzerprofile aufzubauen, um daraus später Streaming-Kunden zu formen. Das Problem bei Blockbuster: Wahrscheinlich gab es keine offene Diskussion mit möglichen Kritikern der Idee, sondern einen komplett nach innen gekehrten Entscheidungsprozess. Die 15 Prozent Gewinn waren wichtiger, als der Aussicht nachzujagen, mit Nutzerkonten irgendwann sogar noch mehr Geld einzunehmen. Als die bereits absehbare Digitalisierung mit voller Wucht eintraf, verschwand Blockbuster, während Netflix sich auf Erfolgskurs begab. Was uns die Geschichte lehrt: Feedback ist enorm wichtig, um sämtliche Informationen einzuholen und daraufhin eine Entscheidung zu treffen.
4. Multitasking
Es gibt heutzutage nicht mehr viele Jobs, die nicht wenigstens ein bisschen Multitasking erfordern. Untersuchungen zeigen aber ziemlich eindeutig, dass die Leistung – einschließlich der Effektivität der Entscheidungsfindung – um bis zu 40 Prozent abnimmt, wenn wir uns gleichzeitig auf zwei kognitive Aufgaben konzentrieren. In seinem Buch „The Organized Mind: Thinking Straight in the Age of Information Overload“ hat Daniel J. Levitin sich tiefergehend mit diesem Phänomen beschäftigt. Einer seiner wichtigsten Ratschläge: Wer wichtige Entscheidungen treffen muss, sollte mehrere Zeitblöcke am Tag festlegen, um sich ganz auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren.
5. Emotionen
Freude, Überraschung, Furcht, Wut und Traurigkeit zu empfinden, ist ein grundlegender Teil der menschlichen Natur. Und obwohl diese Emotionen eine wichtige Rolle in unseren Leben spielen, können sie unsere Fähigkeiten, gute Entscheidungen zu treffen, nachhaltig negativ beeinflussen. Wenn wir unter großem Stress stehen, Angst haben oder euphorisch sind, betrachten wir die Entscheidung nicht objektiv. Ein Beispiel: Die Entscheidung, wütend vor den Kollegen zu sprechen, geht nicht selten mit schwerwiegenden Folgen einher, da die Wörter nicht durchdacht, sondern impulsiv herauskommen. Es müssen schon große Redner sein, die aus der Wut heraus den Ton treffen und Menschen mitziehen. Viel zu oft fühlen sich die Zuhörenden jedoch beschuldigt, beleidigt, aufgewiegelt oder herabgesetzt. Um dem entgegenzuwirken, sollten Entscheider darauf achten, ihren emotionalen Zustand im Griff und sich zu selbst unter Kontrolle zu haben. Sie sollten der Versuchung widerstehen, dem ersten Impuls zu folgen, sondern eine Entscheidung emotional gestärkt fällen.
6. Analyselähmung
Während uns das Informationszeitalter mit einer Fülle von Daten und Metriken beschenkt hat, auf die unsere Entscheidungen aufbauen können, müssen wir uns jedoch auch der Tatsache bewusst sein, dass es kein Ende der Informationsmenge gibt. Entscheider und Entscheiderinnen müssen sich also Folgendes klarmachen: Je mehr Informationen sie berücksichtigen, desto mehr Zeit zieht ins Land. Der Entscheidungsprozess sollte zwar gründlich sein – Methoden wie Checklisten oder die sogenannten „Red Pill Blue Pill“-Methode helfen dabei, alle wichtigen Informationen zu berücksichtigen –, aber am Ende muss auch ein Beschluss gefasst werden. Entscheider sollten relevante Informationen überprüfen, die sie benötigen, und sich dann eine Frist setzen, um eine Entscheidung zu treffen. Wir können nur das beurteilen, was wir auch zum Zeitpunkt der Entscheidung bereits wussten. Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren und zu einer Fehlentscheidung führen. Davon darf ein Entscheider sich aber nicht lähmen lassen.
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Warum bekomme ich diesen anonymen spam auf microsoft edge zugesandt? es interessiert mich nicht diesen 08/15-quark zu lesen
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Ich hoffe die Antwort hat für Klarheit gesorgt.
Schönen Samstag
Andreas