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Ende der Homeoffice-Pflicht leider bekloppt: „Lasst die Leute daheim!“

Die Fallzahlen in Deutschland sind alarmierend – und dennoch sollen Homeoffice-Arbeitende mit dem Segen der Bundesregierung zurück ins Büro und somit auch in Busse und Bahnen. Das ist irrsinnig, kommentiert t3n-Autor Andreas Weck.

3 Min. Lesezeit
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Das Ende der Homeoffice-Pflicht steht bevor – trotz Rekord-Inzidenz (Bild: Shutterstock / MT-R).

Lange war die Rede vom sogenannten „Freedom Day“, inzwischen, so muss ich sagen, fühlt sich der Tag, an dem die meisten Corona-Maßnahmen für beendet erklärt werden sollen, eher nach „Freedumm Day“ an. Die Bundesregierung hat offensichtlich keine Lust mehr auf Corona, wahrscheinlich auch keine Lust mehr auf brüllende Wutbürgerinnen und Wutbürger, die eine Maske im Gesicht als Freiheitsberaubung framen. Die Maske soll – bis auf wenige Ausnahmen – in Innenräumen fallen, genau wie die Homeoffice-Pflicht. Das sind beides enorm wichtige Instrumente zur Eindämmung der pandemischen Lage. Doch warum fallen die Maßnahmen eigentlich? Gibt es Grund zur Sorglosigkeit?

Corona-Fallzahlen alarmierend hoch

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Die Fallzahlen sind alarmierend. Allein am heutigen Donnerstag meldet das RKI eine Sieben-Tage-Inzidienz von 1651,4 und spricht von 294.931 Neuinfektionen. Während ich diese Zeilen schreibe, haben sich in den letzten sieben Tagen in Deutschland laut offiziellen Angaben 1.373.214 Menschen mit Corona infiziert. Zurzeit sterben rund 270 Bürgerinnen und Bürger pro Tag in Verbindung mit Covid-19. Der Impffortschritt läuft schleppend und aufgrund grassierender Infektionen können wir neue Mutationen nicht ausschließen. Das ist die Sachlage. Und die Reaktion sind Lockerungen. Ich ahne fiese Zahlen zum Herbst. Nennt mich pessimistisch, aber es hat sich doch rein gar nichts verbessert?

„Rentner, Kinder, Kranke. Die fühlen sich hilflos.“

Ich verstehe, dass die Pandemie nervt. Ich verstehe auch, dass wir anders als noch zu Beginn der Coronakrise vor zwei Jahren nicht mehr völlig ungeschützt sind. Der Großteil der Bevölkerung ist geimpft, schwere Verläufe werden damit unwahrscheinlicher. Maßvolle Lockerungen, wie Karl Lauterbach sie nannte, scheinen auf den ersten Blick sinnvoll. Aber was heißt das für die Menschen, die nach wie vor schutzbedürftig sind – Rentner, Kinder, Kranke? Die fühlen sich hilflos. Die vulnerablen Bevölkerungsgruppen sind unter uns. Was mich daran sehr nervt: Es werden Maßnahmen zurückgezogen, die so simpel sind, aber eben einen großen Einfluss auf die Pandemie haben.

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Homeoffice reduziert Kontakte enorm

Allein die Homeoffice-Pflicht reduziert das Potenzial an unnötigen Kontakten im beruflichen Alltag enorm. Wer in einer Stadt lebt und den öffentlichen Nahverkehr nutzt, wird es wissen: Der öffentliche Nahverkehr ist für viele Menschen die erste Wahl, um beispielsweise in Berlin mobil zu sein – mehr als ein Viertel der täglichen Wege der Leute finden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln statt. Die größten Anteile hat der ÖPNV laut dem Center für Nahverkehr Berlin bei den Arbeits- (40 Prozent) und Ausbildungswegen (28 Prozent). Viele Menschen können darauf nicht verzichten. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben gar keine Möglichkeit, ins Homeoffice zu ziehen. Viele aber doch und die sollen – trotz der schwerwiegenden Lage – wieder zurück ins Büro gehen?

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Ende der Homeoffice-Pflicht ist nicht das Ende des Homeoffice

Ich feiere jeden Arbeitgebenden, der jetzt besonnen bleibt und die Teams nicht ins Büro zurückholt, sondern ihnen weiter die Möglichkeit lässt, im Homeoffice zu bleiben. Es hat die letzten zwei Jahre funktioniert und es wird auch weiterhin funktionieren. Die Sorge bei den Deutschen ist tatsächlich groß: Jede beziehungsweise jeder Dritte fürchtet laut einer Umfrage des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung eine Corona-Infektion im Job mit dem Wegfall der Homeoffice-Pflicht.

Dass diese Befürchtung nicht unbegründet ist, unterstreichen die Studienleiter. Was das für die Beschäftigten bedeuten würde und nicht zuletzt für den Krankenstand in der Firma, ist glasklar. Schon aus Fürsorgepflicht: Lasst die Leute daheim!

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Realist

Wir wurden lange genug eingesperrt, ausgesperrt, und gezwungen teils sinnlose (nicht alle aber doch so die ein oder andere) Maßnahmen mitzutragen.
Seien wir doch froh das die Pandemie zu Ende ist.
Viele können sich ein Leben ohne Maßnahmen scheinbar leider nicht mehr vorstellen.

Antworten
R. P.

Der Punkt ist doch aber, dass die Pandemie eben NICHT vorbei ist ?!

Antworten
Volker Racho

Ich drücke ihnen die Daumen, dass ihre persönlichen Ängste, die sie hier beschreiben, auf ein offenes und verständnisvolles Ohr in ihrem HR treffen um für sie eine Sonderregelung zur dauerhaften Fortführung der Arbeitstätigkeit im Homeoffice zu erzielen.
Allen anderen Mitarbeitern wollte ich sagen, dass ein Schokoladenkuchen mit der Aufschrift „Welcome Back“ in der Kaffeeküche im 1.OG steht. Enjoy!

Antworten
Niko Müller

German Angst. Andere Länder sind anders, siehe Skandinavien oder GB. Ich sehe Tag für Tag die Kassierer in diversen Supermärkten und Drogerieketten, die Hunderte von Personen sehen in 50cm Abstand, oft ohne Maske, nur mit einer kleinen Plastikscheibe getrennt, die an allen Seiten offen ist. Viele Menschen sterben täglich, dies ist unser Dasein auf dieser Erde. Durch oder mit Corona ist die Frage.

Antworten
Frank Wupperthal

Weiter HomeOffice ist vor allem für die Leute bequem die dort sich wohler Fühlen als zwischen Menschen.

Antworten
Oliver

Der Schritt zurück in die Normalität ist richtig und wichtig. Dazu gehört auch, sich nicht ständig die Rosinen rauszupicken. Klar … die Leute, denen es noch nie im Büro gefallen hat, argumentieren jetzt mit ihrer übermäßigen Nächstenliebe und ihrem Willen sich und andere zu schützen. Die gleichen Menschen rennen dann aber auch wieder in Scharen in die Clubs, Restaurants und Stadien, um wieder ihren alten Freizeitaktivitäten nachzugehen. Natürlich darf dann auch das Jetten um die Welt nicht fehlen … mit zig unbekannten Personen auf engstem Raum über Stunden hinweg.
Aber das ist leider wieder typisch deutsch: Auf die Rechte des Einzelnen wird gepocht, aber die Pflichten fallen dabei gerne mal unter den Tisch.

Antworten
Andreas Kosmowicz

Ich verstehe die Ängste, muss aber sagen dass ich den Rückschluss dabei für übertrieben halte.
Leider hat das Thema und die gruselige Berichterstattung, die leise, leise immer mehr Panik und Angst verbreitete, auch in Person des aktuellen Gesundheitsministers keinen stärkenden Effekt gebracht, sondern die Spaltung der Bevölkerung maßgeblich mit angetrieben.

Dass jetzt Schluss ist mit fast allen Maßnahmen ist konsequent und muss allen, die dafür in der Bundesregierung gewirkt haben hoch anzurechnen sein. Es gibt denjenigen, die sich an den Angstszenarien nach den Bildern aus Bergamo festgebissen haben die Möglichkeit, gesichtswahrend aus der Nummer rauszukommen.

Die „Vulnerable Gruppe“ Kinder ist ein Hohn, ebenso wie pauschalisierend Rentner zu nennen.

Virale Infekte, nicht zuletzt die Influenza haben auch schon vorher Leute über Wochen ans Bett gefesselt oder unter die Erde gebracht.

FFP2 Masken sind m.E. effektiver für den Selbstschutz als Impfungen oder Booster (mein Schwiegervater hätte den Januar wahrscheinlich überlebt wenn er sie konsequent getragen hätte).

Dass jetzt eben mehr Selbstverantwortung gefragt ist ist nur vernünftig.

Hämisch lässt mich das große Gejammer all dieser Twitterer sein, die jetzt in das gleiche Horn blasen wie der Autor. Wer sich schützen will oder muss kann das weiterhin tun, aber doch bitte nicht diejenigen zu ihrem Glück zwingen die damit nichts mehr zu tun haben wollen und ggf sogar komplett immun sind.

Achso, und last but not least: Überlasst es doch trotzdem bitte mehr ArbeitnehmerInnen, weiter zu Hause zu arbeiten. Das schont auch die Umwelt und manchen Geldbeutel.

Allerdings ist Fahrradfahren, welches hier im Artikel nicht im geringsten, warum eigentlich, erwähnt wurde gut für die Gesundheit und die natürlichen Abwehrkräfte. Man spart sich auf diese weise verkeimte Bahnen und ist sogar teilweise schneller – in jedem Fall aber günstiger am Zielort.

Antworten
Vlad

> „Die „Vulnerable Gruppe“ Kinder ist ein Hohn…“

Nein, das ist kein Hohn, sondern die Realität. Kinder sitzen zwangsweise zu 30+ eng in schlecht durchgelüfteten Räumen. Bald soll auch die Maskenpflicht fallen. Für die Schulen gibt es im Gegensatz zu Landtagen, Gerichten und den Verwaltungen keine Luftfilter.

Und aus meiner Arbeit als Elternvertreter weiß ich, dass es sowohl unter den Kindern als auch unter den Eltern viele gibt, die zur Risiko-Gruppe gehören. Darüber wird natürlich nur selten offen geredet. Aber als Elternvertreter hört man häufig von Kindern und Eltern, die in Kur müssen, weil sie Vorerkrankungen haben.

> „Hämisch lässt mich…“

Wer auf die berechtigte Sorge von Menschen, entweder selbst zu erkranken oder andere anzustecken, mit Häme reagiert, hat sich als ernsthafter Gesprächspartner disqualifiziert.

> „Dass jetzt eben mehr Selbstverantwortung gefragt ist ist nur vernünftig.“

Gilt das nur für lästige Corona-Regeln oder auch für andere gesellschaftliche Bereiche? Führen wir bei Steuern, Straßenverkehr, Flugverkehr und bei Waffen tragen auch das Prinzip Selbstverantwortung ein?

Antworten
Andreas Kosmowicz

Für mich ist das Thema an vielen Stellen zu heiß gekocht und insgesamt beweist es für mich einen sehr eigenartigen Umgang hier in Deutschland mit den Gefahren des Lebens. Eine Durchseuchung ist und bleibt in einem hochintegrierten Land mit extrem mobiler Bevölkerung eine Illusion.

Der Ruf nach mehr und weiterem Schutz vor SARS-CoV2 bleibt für mich in diesem Stadium übertrieben.

Und das mit der Häme – ich verstehe Deinen Punkt.
Andererseits gilt diese genau denjenigen, die ihrer Empörung auf dem politisch korrekten Standpunkt in unqualifizierter Weise und pauschal gegen „Asoziale Maskenverweigerer“, „Querdullies“, „Leerdenker“ und „Covidioten“ machen, und diese in ihrer gemeinsamen Bubble am laufenden Band herunterputzen.

Ich habe Impfungen und die Krankheit (∂) mitgemacht und weiß wie es sich anfühlt. Ich habe Freunde (30-40 Jahre) auf der ITS gehabt, einen Schwiegervater verloren, ungeimpfte 70+ Verwandte, die das ganze ohne Weiteres überstanden haben und asthmatische Kinder Komplikationslos mit Ansteckung erlebt.

Natürlich ist SARS-Cov2 eine in der Potenz tödliche Krankheit und auch meine drei Tage mit dem Infekt waren nur mit Ibu und im Bett zu überstehen.

Und auch mit all den Erfahrungen im eigenen Umkreis bleibe ich bei dem Schluss, dass weitere Maßnahmen bitte in Eigenverantwortung bleiben sollen. Wer sich schützen will (auch als Kind) kann und sollte FFP2 in engen Räumen tragen – auch in Zukunft bitte bei Grippewellen und anderen Atemwegserkrankungswellen.

Und ja, bitte: Mit Erkältungssymptomen zu Hause bleiben, auch in meinem Betrieb.

Und nochmals ja: Dass den Kindern in der Schule keine Filter hingestellt werden ist fahrlässig.

Ohne Experte zu sein: Ich bin der Ansicht, dass Durchseuchung der Beste weg aus der Pandemie heraus ist – ganz im Sinne von Herrn Prof. Drosten, der genau singemäß in einem Interview verlautbarte, dass unsere Schleimhäute irgendwann resistent werden, und der beste Weg dazu ist 1. Impfung und 2. Kontakt zum Virus sei.

Der Vergleich mit Selbstverantwortung im Straßenverkehr etc. hinkt – genauso wie der Umkehrschluss dessen.

Stephanie

Ich hab einfach genug von dem Hin und Her. Entweder man bleibt jetzt bei den Beschränkungen, solange die Zahlen steigen (was sie gerade ja tun) oder man überlässt es den Leuten selbst.
Wer sich schützen möchte, sollte sich schützen können. Mit Impfen, mit Homeoffice (aber dann bitte dauerhaft), mit Masken und mit Kontaktverzicht. Wer das nicht möchte: ok. Dann aber bitte auch regelmäßig testen und den Krankenhausaufenthalt selbst bezahlen.
Mir stinkt die Bevormundung durch den Staat. Wär ok, wenn da was logisches dahinter stecken würde und nicht heute so und morgen wieder anders, ohne klaren Sinn und Verstand.

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