Die Betreiber der App Unjected legen sich mit den App-Store-Betreibern an. Die wachen streng über ihre Richtlinien zur Verbreitung von Fehlinformationen über Covid-19-Impfstoffe und sehen diese in seltener Einigkeit durch Unjected verletzt. Um zu verstehen, was die Unjected-Betreiber antreibt, müssen wir auf ihre Entstehungsgeschichte schauen.
2 Frauen gründen Impfgegner-Tinder
Unjected wurde im Mai 2021 von zwei Frauen aus Hawaii an den Start gebracht. Wie der Name schon vermuten lässt, sind Ungeimpfte die Zielgruppe. Unjected ist etwa mit „ungespritzt“ zu übersetzen. Die App war zu einem Zeitpunkt ins Leben gerufen worden, als die großen Dating-Plattformen wie Tinder und Bumble angefangen hatten, ihre Nutzerinnen und Nutzer mit Incentives zur Impfung zu ermutigen.
Unjected wollte hier einen klaren Kontrapunkt setzen, weshalb es in den USA schon mal als „Tinder für Impfgegner“ bezeichnet wird. Wie die App-Store-Beobachter von Apptopia ermittelt haben, kann Unjected inzwischen 18.000 Downloads vorweisen.
Social Feed ist der Stein des Anstoßes
Ähnlich wie der Wettbewerb ermöglicht Unjected seinen Nutzenden, Profile zu erstellen, sich mit anderen Mitgliedern virtuell und real zu treffen und ihnen Nachrichten zu schicken. In dieser Form war Unjected trotz Bedenken und mit einiger Nacharbeit im Konkreten durch Apple für den App-Store zugelassen worden. Danach aber haben die Betreiber offenbar wieder Funktionen hinzugefügt, die bereits initial von Apple gerügt worden waren.
Insbesondere die kürzliche Einführung eines sozialen Feeds ändert für die App-Store-Betreiber alles. In diesem Feed sollen Nutzerinnen und Nutzer eine Fülle falscher Informationen verbreitet haben, weshalb Google den Unjected-Machern am 16. Juli 2021 eine Frist gesetzt hatte, für eine bessere Beitragsmoderation zu sorgen und insbesondere bestimmte Beiträge, die Google gezielt erwähnt hatte, zu entfernen. So hatte sich Google bei Unjected über Beiträge beschwert, in denen behauptet worden sein soll, Impfstoffe seien „experimentelle mRNA-Genveränderer“, „Biowaffen“ und „Mikrochips mit Nanotechnologie“, die dazu verwendet würden, Menschen mit dem 5G-Netzwerk zu verbinden. Probleme mit dieser Art von nutzergeneriertem Inhalt haben auch andere soziale Netzwerke, etwa Twitter oder Youtube.
Unjected zeigt keine Reue und kündigt neuerliche Verstöße an
Würde Unjected diese Änderungen nicht vornehmen, würde Google die App aus dem Store nehmen, so die Drohung. Gegenüber Bloomberg äußerte sich Unjected-Mitgründerin Shelby Thomson dann mindestens ungeschickt: „Wir mussten eine Gratwanderung in Sachen Zensur machen.“ Zwar habe man nun den Social Feed entfernt, um wieder mit Google Play konform zu gehen, plane aber, ihn zusammen mit den bemängelten Beiträgen nach einiger Zeit wiederherzustellen. Dann hoffe man, „unter dem Radar zu bleiben“. Zwischenzeitlich beabsichtigen die Betreiber ihre Nutzenden dazu anzuhalten, bestimmte Wörter zu meiden, um den automatisierten Systemen der App-Store-Betreiber nicht aufzufallen.
Dafür hat insbesondere Apple kein Verständnis. Nachdem Bloomberg den kalifornischen Softwarekonzern auf die App hingewiesen hatte, ging es relativ schnell. Apple qualifizierte die App als unangemessen im Umgang mit der Corona-Pandemie und schmiss sie kurzerhand aus dem App-Store.
Corona-Informationen nur von „vertrauenswürdigen Einrichtungen“ erlaubt
Dabei sind – wie so oft – die Richtlinien des Stores voll auf Apples Seite. So verlangt der Konzern etwa, dass alle Apps im Corona-Kontext glaubwürdige Gesundheits- und Sicherheitsinformationen liefern. Diese wiederum dürfen nur von anerkannten Einrichtungen wie Regierungsorganisationen, gesundheitsorientierten Non-Profit-Organisationen und Medizin- oder Bildungseinrichtungen stammen. Zudem stellt Apple Versuche, das System zu hintergehen, etwa durch das Vermeiden bestimmter Begriffe, ebenfalls unter die Konsequenz, dafür aus dem Store entfernt zu werden.
Auch etliche der übrigen Funktionen der App dürften nicht auf allzu viel Gegenliebe bei den Store-Betreibern stoßen. Insbesondere die in die App integrierten Chatrooms und das Community-Verzeichnis mit Unternehmen, die sich durch besondere Impfgegnerfreundlichkeit auszeichnen, dürften da zu nennen sein. Unjected-Entwicklerin Thomson ist sich keiner Schuld bewusst. „Wir versuchen nicht, der Gesellschaft zu schaden“, sagt sie. „Wir wollen nur unsere Wahlfreiheit ausüben.“
Da ist der Teil von Apple, den ich nicht mag. Es ist okay, wenn sie verbotene Inhalte aus dem Appstore nehmen, aber solange es noch keine Zwangsimpfungen gibt, sollten sie nicht einfach Apps für Ungeimpfte löschen.