Physik meets Twitter: Dank diesem Mann explodiert das Instagram-Wachstum
Spätestens seit der Einführung der Story-Funktion (eine Serie von Fotos und Videos außerhalb der Timeline, die nach 24 Stunden wieder verschwindet) auf Instagram im August 2016 muss sich Facebooks Foto-Plattform regelmäßig den Vorwurf gefallen lassen, bei Snapchat abzukupfern. Kevin Weil, Head of Product bei Instagram, begründete den Schritt jetzt aber mit einem ganz konkreten Problem. Vor allem das veränderte Nutzerverhalten der User auf Instagram habe die neue Funktion erfordert. „Instagram started as a product where you share everything. But one year ago it was a product for your highlights. The self imposed quality bar for posts kept going up”, so Weil während eines Vortrages an der Stanford University. Das habe zu weniger Posts geführt; ein Produkt ausschließlich für Highlights in hoher Qualität habe man nicht sein wollen. Mit der Einführung der Stories habe Instagram das korrigiert.
Er vergleicht die Einführung von Stories außerdem mit der Entwicklung des Hashtags. Der sei von Twitter erfunden worden und wird heute ebenfalls von zahlreichen Plattformen genutzt. „This is the way the tech industry works. Good ideas start in one place and spread across the entire industry“, erklärt Kevin Weil beim Techcrunch Disrupt in New York vor einigen Wochen. Vorausgegangen war auch da die Frage nach den Kopier-Vorwürfen. „We said multiple times: kudos to snapchat for being the first with stories“, so Weil weiter. „But it’s a format and it’s going to be adopted widely across a lot of different platforms.“
Instagram Stories hängen Snapchat ab
Als Head of Product war Weil maßgeblich für die Stories-Einführung bei Instagram verantwortlich – und vom schnellen Wachstum beeindruckt: „It has been the fastest growing product I have ever seen.“ Nach nur acht Monaten stieg die Zahl der täglichen Nutzer alleine von Instagram Stories auf 200 Millionen und überholte damit Snapchats gesamte Nutzerzahl von 166 Millionen täglich im ersten Quartal 2017.
Gleichzeitig verlangsamte sich mit Instagrams Stories-Launch das Nutzerwachstum von Snapchat. Kevin Weil äußert sich dazu nur sehr neutral: „It’s a big industry and there gonna be multiple successful players. It’s not about one thing going down and we are not worrying about other’s quarterly earnings.“ Er wirkt bemüht, Vergleichen zwischen beiden Plattform auszuweichen und eine Konkurrenz-Situation kleinzureden.
Daran, dass die aber natürlich existiert, dürfte jedoch kein Zweifel bestehen. Die Einführung von Stories war nämlich nur der Auftakt einer ganzen Reihe von Produktneuerungen. Noch Ende 2016 folgten Geo Stickers und Live Video, im Mai 2017 kamen Location- und Themen-basierte Stories sowie Face Filter dazu – alles Features, die so oder so ähnlich lange vorher bei Snapchat verfügbar waren.
Die von Evan Spiegel gegründete App hat derweil nicht nur mit einem abflachenden Nutzerwachstum zu kämpfen. Der Börsenkurs vom Mutterunternehmen Snap Inc. befindet sich in einem Allzeittief, Marketing-Professor und L2-Gründer Scott Galloway (hier auf der Bühne beim OMR Festival 2016) bezeichnet die Firma als „most overvalued company in the world“: „Investing in Snapchat is like driving drunk, something no responsible person should do.“
Trotz all den zugegeben eher schwierigen Entwicklungen, mit denen sich Snapchat aktuell konfrontiert sieht, sind wir übrigens recht optimistisch gestimmt, was die Zukunft des Unternehmens angeht. Auch wenn sich das Nutzerwachstum verlangsamt, können sich 166 Millionen User täglich immer noch sehen lassen. Und noch viel wichtiger: Snapchat hat vor einigen Wochen ein Self-Booking-Tool gelauncht. Mit dem Ad Manager nach dem Vorbild der Anzeigen-Plattformen von Facebook, Google, Twitter & Co. kann jeder direkt verschiedene Anzeigenformate innerhalb der App buchen – eine unverzichtbare Funktion, um Werbetreibende an die Plattform zu binden.
Erst Harvard und Stanford, dann Twitter und Instagram
Kevin Weil interessiert die Performance anderer Werbeplattformen – zumindest betont er das immer wieder – überhaupt nicht. Der Ultra-Marathon laufende Sportfreak wollte eigentlich immer Physik-Professor werden und war an den Elite-Unis in Harvard und Stanford auf dem besten Weg, seinen Traum zu realisieren. Seine heutige Frau überzeugte ihn dann aber, den Schritt Richtung Wirtschaft zu machen. Nach Stationen bei ein paar Startups als Programmierer landete er bei Twitter, als der Kurznachrichtendienst erst 40 Mitarbeiter hatte, baute dort das Data, Analytics & Ads-Produkt auf und stieg nach einigen Jahren schließlich zum Head of Product auf.
Anfang 2016 verließ Weil Twitter – eigentlich, um ein paar Monate eine Auszeit zu nehmen und sich um seine Frau und drei Kinder zu kümmern –, aber da bot Instagram-Gründer Kevin Systrom ihm bei einem gemeinsamen Abendessen den Posten als Head of Product an. Über Mark Zuckerberg, der zeitgleich in Harvard war und sein Studium dann abbrach, um sich Facebook zu widmen, dachte er damals noch „What an idiot?!“, weil dieser der akademischen Karriere den Rücken kehrte. Heute ist Zuckerberg Kevin Weils Chef.
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So ganz verstehe ich diesen Artikel nicht.
Sollte es ein Portrait über Weil werden?
Sollte es aufzeigen wie schnell Instagram Stories wächst?
Oder sollte es ein Diss sein weil Snapchat sich einfach zu lange auf ihrem Erfolg ausgeruht hat?
Ich mein zwei Seiten zu schreiben um dann damit zu enden das Zuckerberg nun der Chef von Weil ist, kann man schon mal hinterfragen. ;-)
Also ich finde Instastories gut. Snapchat hat mich nie wirklich angesprochen.
Carl Benz war der Wegbereiter des Autos, könnte man ja auch mal die anderen Automobilhersteller fragen wie sie zu dem Kopieren der Konkurrenz stehen.