iOS 14.5 beschränkt Werbetracking: Das bedeuten die neuen Spielregeln für iPhone-Nutzer
Das Update auf iOS 14.5 hat Nutzern eine Neuerung gebracht, die weitreichende Konsequenzen für die Internetnutzung haben wird: Anwender werden in Zukunft nicht mehr in der gewohnten Weise von Werbetreibenden getrackt und verfolgt, wenn sie dies wollen. Was dahintersteckt, was sich ändert und warum das die Werbewirtschaft so ärgert.
Was ändert sich in Zukunft?
Seit dem Update auf iOS 14.5 müssen die Betreiber von Apps bei den Nutzern verbindlich die Erlaubnis einholen, um die Daten zu tracken, die beispielsweise für die Auslieferung personalisierter Werbung erforderlich sind. Allerdings gilt dies zunächst nur für neu installierte Apps und nur für iOS 14, das ab dem iPhone 6s lauffähig ist. Die App Tracking Transparency hatte das Unternehmen ja bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Sie soll Nutzer in die Lage versetzen, zu verhindern, dass Apps und die dazugehörigen Ad-Tracker und Targeting-Lösungen Informationen über die Interessen und das Verhalten anwendungsübergreifend und über Websites hinweg sammeln und für die Ausspielung passender Werbeangebote einsetzen. Wie du deinem iPhone ein Tracking-Verbot erteilst, erfährst du in unserer Anleitung.
Ging das nicht auch bisher schon, den Identifier for Advertiser zu unterdrücken?
Schon ältere iOS-Versionen ermöglichten die Abschaltung des Trackings im Interesse des Datenschutzes. Dazu geht man unter den Datenschutzeinstellungen je nach Betriebssystemversion auf „Werbung“ oder „Tracking“ und wählt dort „Ad-Tracking beschränken“ oder deaktiviert „Apps erlauben, Tracking anzufordern“. Neu ist aber, dass der Nutzer das nicht nur von sich aus einstellen kann, sondern explizit gefragt wird. Apple erklärt, man überlasse den Nutzern die Freiheit, Tracking zuzulassen oder eben auch abzulehnen. Der Nutzer solle hier die Kontrolle behalten und autonom bleiben können, wenn er dies wolle, erklärt das Unternehmen. Tracking würde der gesamten Branche schaden, weil es das Vertrauen der Nutzer in die Systeme vermindere.
Warum geht Apple diesen Schritt und warum ärgert das die Werbetreibenden?
Natürlich erklärt Apple, dass es hierbei vor allem um das Respektieren der Wünsche der Anwender gehe. Dass Apple sich als Privatsphäre-Verfechter im Interesse der Kunden präsentieren kann, hat aber auch damit zu tun, dass das Unternehmen aus Cupertino anders als Google eben gerade nicht einen Großteil seiner Einnahmen mit dem Werbegeschäft generiert. Im Gegenteil: Apple kann auf diese Weise den übrigen Werbenetzwerken, aber auch der werbetreibenden Industrie signalisieren, wer auf der iOS-Plattform die Macht hat.
Sowohl für die werbetreibenden Unternehmen als auch für die dazugehörigen Media-Agenturen und Dienstleister ist das Tracking der Nutzer die Grundlage dafür, Werbung personalisiert auszuliefern und das Retargeting der Nutzer zu ermöglichen. Dadurch, dass Apple hier das Tracking erschwert, gab es vor allem von den großen Werbenetzwerken Google und Facebook Kritik. Doch gerade Mark Zuckerbergs Befürchtung, dass vor allem kleinere und mittlere Unternehmen auf Werbung im Netz angewiesen seien und sich die Erholung der Wirtschaft nach der Krise so verlangsamen könne, klingt wenig überzeugend. Acht deutsche Verbände aus der Medien-, Internet- und Werbewirtschaft haben vor einigen Tagen beim Bundeskartellamt Beschwerde gegen Apple eingereicht.
Aus heiterem Himmel kommt das allerdings bei Weitem nicht. Denn insbesondere die Abkehr von den Third-Party Cookies zeichnet sich bereits seit Jahren in der gesamten Branche ab – einerseits aufgrund der Anpassungen der Browserhersteller, die teilweise noch anstehen, andererseits aber auch aufgrund der E-Privacy-Verordnung der EU, die das Consent-Management komplexer machen wird.
Surfen Apple-Nutzer deswegen zukünftig werbefrei?
Nein, das steht nicht zur Debatte, es sei denn, diese setzen auf einen Werbeblocker wie Adblock Plus oder Ka-Block. Was sich aber ändert, ist die Personalisierung von Werbung. Der Nutzer erhält jetzt nicht mehr die auf ihn personalisierte Werbung, sondern irgendwelche Werbung. Und gerade das entzieht den Werbenetzwerken und sozialen Netzwerken einen Teil ihres Milliardengeschäfts, sodass sie sich nach neuen Geschäftsmodellen umsehen müssen. Fragt man Dienstleister und Media-Agenturen, dann wird klar, dass man hier durchaus davon ausgeht, dass ein Großteil der Nutzer auf die explizite Nachfrage dennoch eher gegen die personalisierte Werbung ist und diese abwählen wird.
Ich kann nicht bestätigen, das das stimmt. Und durch die Apple-Tracking-Transparency sind neue Fragen aufgetaucht, die ihr vielleicht beantworten könnt.
Ich habe schon vor 14.5 alle Tracking-Parameter in iOS abgestellt, inkl. aller Apple-Dienste.
Mir hätte also zumindest in Safari keine Personalisierte Werbung angezeigt werden dürfen. Nachdem ich bei Google nach einem Produkt gesucht habe, wurde mir das Produkt in einer Spiele-App und auf def Website einer Firma als Werbung angezeigt. Seltsam.
Apple schreibt in der Tracking-Transparency, das es 2 Varianten des Tracking gibt und die unterscheiden sich erheblich (ist nix Neues, weil die im Kern nicht erweitert wurde und identisch zu vorherigen iOS-Versionen ist). Nun gut. Mir geht es aktuell nicht mal darum, das personalisierte Werbung angezeigt wird, sondern konkret geht es mir um die Daten, die geteilt werden. Daten, die mir personalisierter Werbung n i c h t s zutun haben. Es ist ein Unterschied, ob mir personalisierte Werbung aufgrund meiner Suchwörter angezeigt wird als das Weiterverbreiten meiner personenbezogenen Daten (!)
Und ich schätze, genau DAS dürfte, wenn das stimmt, gegen die DSGVO verstoßen! Zumal alle Unternehmen in der DSGVO von pseudonymisiert und anonymisiert sprechen.
1 Variante: Tracking Grün
Zugriff auf Benutzer-ID, Geräte-ID, Werbe-ID, Name, E-Mail-Adresse und generell Daten, die uns als Person, die wir sind, identifizieren.
All das wird mit Informationen, die Dritte (auf Mobile Browser, Heim-PC, Apps, etc.) über mich gesammelt haben, kombiniert.
Die Zusammenfassung all dieser Informationen (das dürften nicht gerade wenig sensible Infos sein) dürfen an Datenbroker und Dritte und zu Eigeninteresse weitergeleitet/weiterverarbeitet werden. Apple sagt ganz klar, dass auch Informationen drin sind, die mich als Person identifizieren. Heißt: Wenn ich hier in diesem Forum nicht identifiziert werden will, mich aber im nächsten Step irgendwo anmelde wo meine echten Daten hinterlegt sind, war’s das. Und das ist die Vermutung, die bereits viele Leute haben. Wer sichert uns ab, das zb ein Arbeitgeber sich nicht solche Infos zu Nutzen macht? Gerade in Zeiten von Kununu und allem.
2 Variante: Tracking Rot
Werbe-ID wird gesperrt und das Teilen von Informationen die „identifizierenden Charakter“ haben. Werbung sieht man dennoch und das Teilen ist immer noch erlaubt. Nur nicht so aggro wie Variante 1
Hier frage ich mich, wie will Apple das im Mobile Browser unterbinden? Und wie verhält sich überhaupt Apples Versprechen mit der Cookie-Abfrage auf den Mobilen Seiten? Viele Seiten erstellen mittlerweile eigene IDs indem sie Techniken verwenden, die mich jedes Mal identifizieren.
Niemand zeigt uns, wie unser Internetprofil aussieht.
Wer über welche Daten verfügt.
Wir kriegen akein Einblick, welche Daten jetzt in diesem Moment geteilt und gesammelt werden.
Eins ist sicher: Das ist nicht mit unserer Demokratie vereinbar und die Gefahr, dass die Infos zweckentfremdet werden, ist sehr hoch.