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Japanische Wissenschaftler wollen das Wetter beeinflussen

Weil der Inselstaat in den vergangenen Jahren von katastrophalen Stürmen heimgesucht wurde, arbeiten japanische Forscher:innen an einem sogenannten Moonshot-Programm. Ihr Ziel: extreme Wetterlagen positiv nutzen.

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Japanische Forscher:innen wollen künftige Regenfälle kontrollieren und verhindern – ihre Ideen dazu sind ungewöhnlich. (Foto: Nasa)

Als Moonshot-Programme bezeichnen wir Vorhaben, die fast unmöglich scheinende Ziele verfolgen. Und tatsächlich ist das neueste Forschungsprojekt aus Japan auf den ersten Blick genau das. Wissenschaftler:innen wollen ein Sammelsurium aus Maßnahmen entwickeln, die alle ein gemeinsames Ziel haben: Sie sollen das Wetter gezielt beeinflussen, ohne dabei schädliche Auswirkungen nach sich zu ziehen. Das berichtet Bloomberg.

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Regenfälle im Visier der Forscher:innen

Vor allem, um künftige Regenfälle zu kontrollieren und zu verhindern, dass es zu massiven Überschwemmungen kommt, arbeiten Wissenschaftler:innen an einem Projekt, das von riesigen, auf dem Meer schwimmenden Vorhängen bis hin zu Feldern mit Windturbinen alles umfasst, was ein Schutzpotenzial zu bieten scheint.

Unter der Leitung von Kosei Yamaguchi, Professor an der Universität Kyoto, arbeitet ein gutes Dutzend Forscher:innen zuerst an einem auf den ersten Blick überschaubarer wirkenden Ziel. Das Team will die Zahl sogenannter Guerilla-Regenfälle, die innerhalb kurzer Zeit große Mengen an Niederschlag bringen können, verringern. Das soll über eine Reihe von Wetterkontrolltechnologien gelingen, die regelrechte Sintfluten auf kontrollierbare Regenfälle reduzieren können.

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Maßnahmen wie aus dem Science-Fiction-Film

Dabei soll unter anderem, aber nicht mehr primär, das sogenannte Cloud-Seeding eine Rolle spielen. Dabei handelt es sich um eine Technik, bei der Chemikalien und winzige Partikel in die Atmosphäre eingebracht werden, um Wolken zum Abregnen zu bringen.

Der neue japanische Plan würde allerdings sowohl das Ausmaß als auch die Art der Eingriffe, die das Wettergeschehen verändern könnten, deutlich erhöhen. Eine der in Überlegung befindlichen Methoden beinhaltet den Bau eines riesigen Vorhangs, der von einem an einem Boot befestigten Drachen gezogen werden und die vom Meer aufsteigende feuchte Luft abhalten könnte.

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Das würde die Bildung von Cumulonimbus-Wolken, die oft zu heftigen Regenfällen führen, effektiv unterbinden – in der Theorie. Ebenso wird der Einsatz einer Gruppe von über 220 Meter hohen Windturbinen erwogen, die die Aufwinde manipulieren könnten, die ebenfalls zur Sturmentwicklung beitragen.

Dämme in der Luft

„Es ist, als würde man Dämme in der Luft bauen“, resümiert Yamaguchi. Das ursprüngliche Cloud-Seeding könnte dazu genutzt werden, Niederschlagsmuster zu verändern. Yamaguchi hatte jüngst modelliert, wie sich die Manipulation der Wolkenbildung auf einen großen Regensturm im Jahr 2008 ausgewirkt hätte. Nach seinen Berechnungen hätte sich dessen Spitzenintensität unter (rechtzeitigem) Einsatz von Cloud-Seeding um 27 Prozent verringern lassen.

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Andere Wissenschaftler:innen halten nicht viel von Yamaguchis Ideen. Sie seien sehr teuer, ausgesprochen störanfällig und der Erfolg sei nicht garantiert, wenden sie ein. Das kümmert den Professor aber nicht. Sein Team simuliert bereits die verschiedenen Methoden und wird innerhalb der nächsten drei Jahre mit dem Bau von Teilen für die entsprechenden Geräte beginnen. Bis 2031 sollen einige der Geräte in kleinerem Maßstab zu Testzwecken einsetzbar sein. Bis 2040 soll ein groß angelegtes Experiment vorbereitet werden.

Japan leidet stark unter Extremwetter

In der Tat muss sich Japan fast schon an jeden Strohhalm klammern, wenn es um die Bekämpfung extremer Wetterlagen geht. So wird das Land besonders häufig von Taifunen heimgesucht, die aufgrund der globalen Erwärmung an Intensität zugenommen haben.

Zudem hat Japan mit schweren Sommerregenfällen zu kämpfen. Bei historischen Regenfällen im Juli 2018 kamen mehr als 300 Menschen ums Leben. Die Schäden beliefen sich auf umgerechnet rund acht Milliarden US-Dollar.

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Seitdem gab es kein einziges Jahr ohne größere tödliche Regenfälle, und die durchschnittliche Häufigkeit intensiver Regenfälle im Juli hat sich in den letzten 45 Jahren fast vervierfacht.

Moderne Supercomputer sollen unterstützen

Neben den ehrgeizig wirkenden Hardware-Plänen zur Verringerung von Wetterkatastrophen soll auch die moderne IT helfen. Im Juli begannen in Japan die Tests von Fugaku, dem zweitschnellsten Supercomputer der Welt. Der wurde gemeinsam von Fujitsu und dem Forschungsinstitut Riken entwickelt. Er soll die Bildung von Cumulonimbus-Wolken bis 2026 in Echtzeit genau vorhersagen können.

Diese Technologie soll Yamaguchis Team helfen. Numerische Modelle, die das atmosphärische Verhalten explizit erfassen können, haben die Forscher:innen bereits entwickelt. Dank der verbesserten Wettermodellierung könnten sie indes die Wirksamkeit ihrer Maßnahmen besser beurteilen, verspricht Yamaguchi und schließt: „Historisch gesehen haben die Japaner für Regen oder klares Wetter gebetet. Jetzt wollen wir das Gebet durch Technologie ersetzen.“

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