Kein Powerpoint – aber lange Memos: Jeff Bezos‘ Regeln für das perfekte Meeting
Der Amazon-Gründer Jeff Bezos glaubt, dass er den Code für perfekte Meetings geknackt hat. So hat er schon während seiner Zeit als dortiger CEO die Verwendung von Powerpoint-Präsentationen zum Tabu erklärt. An dieser Logik hält er noch immer vehement fest.
Jeff Bezos hasst schlampige Powerpoint-Meetings
Stattdessen glaubt der Tech-Milliardär, dass die Vorbereitung eines kristallklaren sechsseitigen Dokuments über das, was besprochen werden soll, ein Erfolgsgarant für ein produktives und ideenreiches Meeting ist. „Mein perfektes Meeting beginnt mit einem knackigen Dokument“, sagte er in der letzten Folge des Lex-Fridman-Podcasts. Nur gut vorbereitete Meetings seien gute Meetings.
Interessant ist, dass er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dann zu Beginn eines jeden Meetings in etwa 30 Minuten gibt, um das Dokument schweigend zu studieren, bevor es zur Diskussion kommt. „Erst dann sind wir alle auf der gleichen Höhe. Wir haben alle das Memo gelesen, und wir können eine wirklich fundierte Diskussion führen“, sagt Bezos. Niemand könne so tun, als ob sie oder er es gelesen hätte, obwohl es nicht stimmt.
Anstatt Powerpoints passiv zu verfolgen, die laut dem Tech-Milliardär leicht zu erstellen sind und „eine Menge schlampiges Denken in Aufzählungspunkten“ verbergen, erfordere dieser Modus von allen Denkleistung.
Wenn man ein Teammitglied bittet, ein sechsseitiges Meeting-Memo zu verfassen, so Bezos, könne man zudem dessen echte Meinung zu einem Thema einholen. Der Verfasser des Memos müsse bei dieser Länge sehr offen sein. Er müsse darin förmlich all seine Gedanken äußern, so der Tech-Milliardär. „Das ist großartig, weil man dadurch ihre wirklichen Ideen zu sehen bekommt.“
Meeting-Regel: Rangniedrigstes Mitglied spricht zuerst
Wenn es zur Diskussion kommt, lässt er die rangniedrigsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer zuerst reden. Dadurch verhindert er, dass sie ihre Meinung an der des Vorgesetzten festmachen beziehungsweise anpassen. Bezos sind ungefilterte Meinungen sehr wichtig.
„Wenn ich zuerst spreche, werden sich selbst sehr willensstarke, hochintelligente und urteilsfähige Teilnehmende der Sitzung fragen: Wenn Jeff das denkt, habe ich vielleicht nicht recht“, erklärt der Podcast-Gast. „Wenn du die ranghöchste Person im Raum bist, sprichst du als Letzter“.
Die besten Ideen würden seiner Erfahrung nach hauptsächlich durch unterschiedliche Denkweisen entstehen, da Menschen aber instinktiv anderen Menschen gefallen wollen, fällt es ihnen schwer, ihre ungefilterte Meinung zu äußern, vor allem, wenn sie nicht mit der des Vorgesetzten übereinstimmt. Die Person dürfe alles äußern, was ihr in den Kopf kommt, so Jeff Bezos.
Und mit allem, meint er allem. Der Amazon-Gründer ist intuitiven Positionen aufgeschlossen. „Viele unserer stärksten Wahrheiten entpuppen sich als Ahnungen“, sagte er. „Es stellt sich heraus, dass sie auf Anekdoten beruhen. Sie beruhen auf Intuition, und manchmal gibt es keine aussagekräftigen Daten.“
Anstatt ihr Urteil aufgrund fehlender Beweise zu ignorieren, empfiehlt Jeff Bezos, der Anekdote auf den Grund zu gehen. Die anschließend ermittelten Daten geben dann Aufschluss darüber, ob die Intuition richtig ist oder nicht. Jedoch sagt er auch, dass Daten ablenken können, man müsse herausfinden, ob sie richtige Informationen abbilden.
Kuriose Meeting-Regeln bei Jeff Bezos
Diese Annahme, dass Meeting gut vorbereitet sein sollten, deckt sich mit herkömmlichen Tipps, die immer wieder zu lesen sind, jedoch bricht er mit einer Regel, die andere Expertinnen und Experten als sehr wichtig betrachten, komplett. „Ich halte mich nicht an einen strikten Zeitplan. Meine Meetings dauern oft länger als geplant, weil ich ans Fragenstellen glaube.“
Die Zeit nicht einzuhalten, hat kürzlich erst Steven Rogelberg, Professor für Organisationswissenschaft an der University of North Carolina, als No-go bezeichnet. Er rät, Sitzungen immer pünktlich zu beenden, da eine Überschreitung der Zeit zu Stress und Ärger bei den Teilnehmenden führen wird.
Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Amazon, aber auch in seinen anderen Firmen wie Blue Origin, sollten sich auf „die seltsamste Meetingkultur gefasst machen, die es je gab“, erklärt Jeff Bezos im Gespräch. Eine der merkwürdigsten Meeting-Regeln, die er aufgestellt hat, erwähnt der Tech-Milliardär im Podcast mit Lex Friedman jedoch nicht.
Bezos ist Fan der sogenannten Zwei-Pizzas-Regel. Bei dem IT-Konzern dürfen nur so viele Personen an einem Meeting teilnehmen, dass sie von maximal zwei Pizzen satt werden. Gemessen an der herkömmlichen Größe einer Pizza in den USA ergibt sich da ein durchaus nachvollziehbares Verhältnis.