Gruselige KI-Überwachung: Wie Oracle-Gründer Larry Ellison sich die Zukunft ausmalt

Geht es nach Milliardär Larry Ellison, hat KI künftig immer ein Auge auf Bürger:innen. (Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Mark J. Terrill)
Viel zu schnell gefahren, Stoppschild missachtet und den Führerschein nicht dabei – Anfang 2023 war Larry Ellison auf seiner Privatinsel von einem örtlichen Ordnungshüter angehalten und zu einer Geldstrafe verdonnert worden. Geht es nach dem milliardenschweren Oracle-Mitgründer, bräuchte es künftig keine menschlichen Streifenpolizist:innen mehr.
Totale KI-Überwachung à la Ellison
Denn Ellison stellt sich eine Art totale KI-Überwachung vor, wie er im Rahmen eines Meetings in seiner Firma offenbarte. Dazu gehört etwa ein allumfassendes Netzwerk an Überwachungskameras und Drohnen, die Menschen auf Schritt und Tritt beobachten sollen.
Zudem sollen auch die Aufnahmen von Auto-Dashcams, Bodycams von Polizist:innen oder von Video-Türklingeln in das Überwachungsnetzwerk eingespeist werden. All diese Daten würden, so Ellisons Idee, von einer KI analysiert und ausgewertet. Im Falle eines Vergehens erfolge dann eine Warnmeldung, wie Ars Technica berichtet.
Bürger und Polizisten disziplinieren
Das solle letztlich dazu führen, dass sich weder die Bewohner:innen noch die Ordnungshüter:innen daneben benehmen würden. „Die Bürger:innen werden sich von ihrer besten Seite zeigen, weil ständig alles aufgezeichnet und gemeldet wird, was passiert“, so der Verkehrssünder Ellison.
Auch wilde Verfolgungsjagden würde es in der Vision des 80-Jährigen nicht mehr geben – oder zumindest nicht mehr so, wie man es hierzulande vor allem aus Hollywoodstreifen kennt. Stattdessen sollen Drohnen die Verfolgung Verdächtiger aufnehmen. Das sei, so Ellison, in Zeiten von autonomen Drohnen „sehr einfach“.
Orwells 1984 rückt immer näher
Die Vision des Multimilliardärs, der in der Vergangenheit selten ein Blatt vor den Mund genommen hat, erinnert an George Orwells 1984. Allerdings ist die Menschheit mittlerweile schon näher an die dort gezeichnete dystopische Überwachungswelt herangerückt, als sich das der Autor vielleicht vorstellen hätte können.
So hat China ein Überwachungsnetzwerk aufgebaut, das auch mithilfe eines Belohnungs- und Strafsystems versucht, die Bürger:innen zu disziplinieren. Auch hier kommen KI-Systeme zum Einsatz. Auch in der Londoner U-Bahn und bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 wurden automatische Überwachungs- und Erkennungssysteme getestet.
Noch fehlt es an politischem Support
Was alle, die eine umfassende KI-Überwachung ablehnen oder zumindest kritisch sehen, derzeit noch beruhigen darf: Zum einen kann Ellison seine Visionen nicht ohne politische Unterstützung in die Tat umsetzen. Zum anderen fehlen derzeit schlicht die technischen Mittel – aktuell etwa eine ausreichende Zahl an GPUs –, um ein solches großflächiges Überwachungssystem zu betreiben.