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Interne Chats: So wollte Binance sich der US-Regulierung entziehen

Mit der Gründung einer US-Einheit wollte sich die Kryptobörse Binance vor Untersuchungen der US-Behörden schützen, wie interne Dokumente zeigen. Es war nicht die einzige Idee, um die Regulierung zu umgehen.

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Binance ist im Visier der US-Behörden. (Foto: Grey 82/ Shutterstock)

Die weltweit größte Kryptobörse Binance soll im Jahr 2019 eine amerikanische Einheit gegründet haben, um einer drohenden Strafverfolgung durch US-Behörden zu entgehen. Das berichtet das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf Nachrichten und Dokumente aus den Jahren 2018 bis 2020.

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Demnach sind die 2017 gegründete Kryptobörse Binance und Binance.us stärker miteinander verflochten, als die beiden Unternehmen bislang offengelegt haben. Sie vermischen Personal und Finanzen und greifen beide auf eine Einheit zu, die Kryptowährungen kauft und verkauft, wie aus Interviews und den vom WSJ eingesehenen Nachrichten und Dokumenten hervorgeht.

Software-Wartung in Shanghai

Laut dem Bericht warten etwa Binance-Entwickler in China den Software-Code, der die digitalen Wallets der Binance-US-Nutzer unterstützt, was Binance möglicherweise Zugang zu den Daten der US-Kunden verschaffen könnte. Der Bericht führt mehrere Beispiele für die enge Verflechtung von Binance mit Binance.us auf, unter anderem eines vom September 2019, als der Handel für die US-Plattform ein paar Minuten vor dem geplanten Start losging, was zu einem Austausch in einer Chatgruppe in der Messaging-App Telegram führte. Der zeigt: Ein Mitarbeiter in Shanghai hatte den Frühstart aus Versehen eingeleitet.

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Entwickler in Shanghai sollen laut dem WSJ mindestens bis zum Sommer 2021 wichtige Software-Funktionen bei Binance.us gewartet haben. dabei hatten sie laut einem Insider Verträge mit Binance und nicht mit der US-Plattform. Sprecherinnen von Binance und Binance.us begründeten das auf Nachfrage des WSJ mit Lizenzvereinbarungen zwischen den beiden Unternehmen, die auch für die Technologie von Binance gelten würden. Daten der US-Kunden würden aber in den USA gespeichert, Nutzerdaten der beiden Firmen nicht vermischt.

Mindestens seit 2020 untersuchen das Justizministerium und die US-Börsenaufsicht SEC die Beziehung von Binance zu Binance.us. Sollten die US-Regulierer in der Lage sein darzulegen, dass Binance die Kontrolle über seine US-Einheit hat, könnten sie den Anspruch erheben, das gesamte Geschäft der Kryptobörse zu überwachen.

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Unter anderem hat die SEC bereits die beiden Unternehmen Merit Peak und Sigma Chain unter die Lupe genommen, die auf Binance laufend Kryptowährung kaufen und verkaufen und so Preisschwankungen niedrig halten. Beide Firmen sollen in Verbindung zu Binance-Chef Changpeng Zhao stehen. Im Februar 2022 soll die US-Börsenaufsicht Ermittlungen eingeleitet haben, weil über Firmen 400 Millionen Dollar in mehreren Tranchen verschoben worden sind.

Ermittlungen wären „nuklearer Absturz“

Wie bedrohlich das steigende Interesse der US-Behörden für die Binance-Manager bereits im Jahr 2019 war, zeigt der Einblick in die Chats und Mails. Jede Klage von US-Regulierungsbehörden wäre wie ein „nuklearer Absturz“ für das Geschäft von Binance und seine Führungskräfte schreibt, ein Manager im Jahr 2019 in einem privaten Chat an seine Kollegen.

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Der Aufbau der US-Einheit, die nach außen hin unabhängig agiert, sollte die Kryptobörse offenbar vor dieser Gefahr schützen. Bereits im Oktober 2022 hatte die Nachrichtenagentur Reuters darüber berichtet, dass Binance.us im Jahr 2019 als De-facto-Tochtergesellschaft gegründet wurde, um die Aufmerksamkeit der US-Regulierungsbehörden von Binance.com abzulenken. Binance.us hat seinen Sitz in San Francisco und wurde im Jahr 2029 gegründet. Binance.com operiert zwar hauptsächlich von Hubs in China und Japan aus, ein Fünftel seiner Kunden sitzt aber in den USA.

Eine Binance-Sprecherin verweist in dem WSJ-Bericht darauf, dass die Kryptobörse bereits zugegeben hat, in den ersten Jahren ihrer Existenz keine angemessenen Compliance- und Kontrollmechanismen eingeführt zu haben. Heute sei man aber „ein ganz anderes Unternehmen“, wenn es um Compliance geht. Binance.us sei zudem gezielt gegründet worden, „um US-Kunden mit Produkten und Dienstleistungen zu bedienen, die den US-Regeln und ‑Vorschriften entsprechen“.

In dem Telegram-Chat wurden auch Möglichkeiten diskutiert, wie Binance die größten US-Kunden behalten könnte, obwohl man versprochen hatte, Amerikaner nicht auf der globalen Plattform handeln zu lassen. „Sie sollen kreativ sein und VPN nutzen“, sagte ein hochrangiger Compliance-Manager in einem Chat im Juni 2019. Ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) ermöglicht es dem Nutzer, so zu tun, als befände er sich in einem anderen Land. Die Binance Academy veröffentlichte laut dem WSJ 2020 einen Leitfaden zur Verwendung eines VPN. Dieser wurde inzwischen gelöscht.

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Ärger in den USA

Binance steht aktuell unter scharfer Beobachtung in den USA: Drei US-Senatoren haben die Kryptobörse und ihre US-Einheit in der vergangenen Woche um Informationen über ihre regulatorische Compliance und ihre Finanzen gebeten. Im Februar hat die New Yorker Finanzbehörde NYDFS der US-Tochter bereits die Ausgabe des Stablecoins Binance USD (BUSD) untersagt. Zudem steht Binance unter Verdacht, eine Schlüsselfigur im Bitzlato-Betrug zu sein, weshalb die US-Staatsanwaltschaft gegen die Kryptobörse ermittelt.

Seit dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX schauen Politik und Regulierungsbehörden in den Vereinigten Staaten strenger auf den Kryptomarkt. Die SEC hat unter anderem Untersuchungen beim Neobroker Roobinhood und bei Coinbase eingeleitet. Die Kryptobörse Kraken beugte sich im Februar bereits dem Druck der Regulierer und stellte ihren Staking-Dienst in den USA ein.

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