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Leistungsbereitschaft der Deutschen: Arbeiten, auch wenn du nicht müsstest?

Was, wenn du ausgesorgt hättest? Würdest du dann noch arbeiten? Ein Startup-Gründer beantwortet die Frage nach seinem Exit mit Ja – doch wie steht der Rest der Deutschen dazu?

3 Min.
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Leistungsbereitschaft: Was, wenn du ausgesorgt hättest? (Foto: Ground Picture/Shutterstock)

Johannes Herold hat sein Startup Checkdomain vor fünf Jahren verkauft. Seitdem muss er nicht mehr arbeiten, denn das angelegte Geld könnte das für ihn tun. Doch die Sache hat einen Haken: Nichts mehr zu tun, ist für ihn keine Option: „Ich bin so nicht. Ich brauche eine Aufgabe“, sagt der 45-Jährige.

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So wie Herold denken viele Menschen bezüglich der Frage, ob sie auch weiterarbeiten würden, wenn sie es gar nicht mehr müssten. Eine aktuelle Randstad-Umfrage kommt zu dem Schluss, dass die Deutschen diesbezüglich sogar leistungsbereiter sind als der weltweite Durchschnitt.

Was, wenn du ausgesorgt hättest?

Hierzulande würden 61 Prozent der Angehörigen der Gen Z weiterarbeiten, auch wenn sie anderweitig finanziell abgesichert wären. Global sind es nur 49 Prozent. Bei der Gen X sieht es ähnlich aus: 60 Prozent hierzulande geben an, weiterzuarbeiten, auch wenn sie es nicht müssten. Im weltweiten Durchschnitt sagen das 54 Prozent. Unter den Millennials sind es 52 Prozent in Deutschland und 50 Prozent weltweit. Bei den Babyboomern sind es hierzulande 66 Prozent und 62 Prozent weltweit. Je höher das Alter, desto ausgeglichener sind die Ergebnisse.

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Wie die Befragung auch zeigt, ist es meist nicht das Geld, das die Leistungsbereitschaft der Deutschen nachhaltig beeinflusst: 57 Prozent sagen, dass sie sich weiterentwickeln möchten. 58 Prozent stufen Weiterbildungen als sehr wichtig ein. Für sie sind monetäre Anreize zwar auch von Bedeutung, allerdings liefern sie ihnen keine langfristige Motivation.

Dazu hat die Forschung interessante Erkenntnisse: Die Verhaltensforscher Edward L. Deci und Richard Ryan haben in den vergangenen 30 Jahren viel Zeit in ihre Selbstbestimmungstheorie investiert. Ersterer gilt sogar als Begründer der Forschung zur intrinsischen Motivation.

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Deren Theorie besagt, dass die Menschen drei angeborene psychologische Grundbedürfnisse haben: Kompetenz, Autonomie und Zugehörigkeit. Kompetenz bedeutet, dass sie sich fähig fühlen und dazulernen möchten. Autonomie bedeutet, dass sie selbstständig Entscheidungen treffen und für die Konsequenzen verantwortlich sein möchten. Zugehörigkeit heißt, dass sie sich mit einer Gruppe oder einer Sache verbunden fühlen möchten.

Belohnungen in Form von Geld hingegen gelten als extrinsische Motivationsmittel und sind allenfalls bei anspruchsloser und fremdbestimmter Routinearbeit wirksam. Sie kennen jedoch auch hier ihre Grenzen und steigern die Leistungsbereitschaft nicht grenzenlos.

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„Es geht darum, etwas zu bewegen“, ordnet Johannes Herold die eigene Motivation ein. Sein Leistungswille nimmt vor allem dann zu, wenn Selbstwirksamkeit gegeben ist, wenn er in der Lage ist, Probleme für sich und andere Menschen zu lösen. Aktuell verfolgt er mehrere Projekte, wie er sie nennt. Dazu zählt unter anderem Wynd, eine App für Surfer, die die Daten verschiedener Windstationen zusammenführt, um die besten Spots zu finden.

Work-Life-Balance in Verruf

Dass die Deutschen nicht leistungsbereit genug sind, ist immer wieder Thema in der Politik – auch und gerade im Wahlkampf. So hat CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz erst vor wenigen Tagen auf einem Wahlkampfauftritt in Neubrandenburg kritisiert, dass Deutschland mit ihrem Streben nach Work-Life-Balance den Wohlstand gefährde. Er fordert mehr Engagement der Bürgerinnen und Bürger.

Marcel Fratzscher sieht derartige Pauschalaussagen als Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) eher kritisch. Er schreibt in einem Gastbeitrag in der WELT: „Arbeit ist und bleibt für die allermeisten Menschen sinnstiftend und ein wichtiger Teil für ihre Identität und ein erfülltes Leben.“

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Wo der Wunsch, etwa nach einer geringeren Wochenarbeitszeit, besteht, ist das meist dem Schutz der eigenen Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschuldet. Deutschland habe mit 46 Millionen Beschäftigten nie mehr Erwerbstätige gehabt als heute. Gesamtwirtschaftlich seien in den vergangenen 70 Jahren nie mehr Arbeitsstunden in Deutschland geleistet worden als derzeit, so Fratzscher.

Auch Johannes Herold achtet inzwischen stärker auf Balance im Job- und Privatleben als noch vor einigen Jahren. Er nimmt sich Zeit für Sport und Meditation. Auch für die Familie. „Wenn ich am Wochenende arbeite, nehme ich mir wochentags Auszeiten.“

Für ihn sei klar, dass er so lange wie möglich aktiv sein möchte. Die Voraussetzungen dafür hat er sich geschaffen: „Ich bin gesund, inspiriert und habe Spaß an dem, was ich tue.“

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