Im Nasa-Kontrollzentrum hatten sie auf die Daten gewartet. Um 9:30 Uhr war der Flugtest der Ingenuity-Drohne angelaufen. Über den Erfolg war noch nichts bekannt.
Das lag nur zum Teil daran, dass die Daten eine Weile benötigen, um zur Erde zu gelangen. Im Falle von Ingenuity gab es ein weiteres Nadelöhr. Der Mars-Heli übertrug seinen Daten nämlich zuerst an den Perseverance-Rover, der den Test aus etwa 70 Metern Entfernung beobachtete und fotografierte. Perseverance wiederum musste auf eine Verbindung zum „Mars Reconnaissance Orbiter“ warten, der schließlich die Daten zur Erde funken sollte.
Für 12:15 Uhr hatte die Nasa einen „Livestream“ angekündigt, der im besten Falle zeigen sollte, dass der Testflug der Ingenuity erfolgreich gewesen ist.
Um 12:50 Uhr MESZ war es schließlich so weit. Die Nasa vermeldete den Erfolg. Damit ist der erste Testflug im zweiten Versuch geglückt. Weitere Daten müssen zunächst ausgewertet werden.
Ingenuity-Testflug: 1. Versuch wegen technischer Probleme abgebrochen
Im ersten Versuch war der Ingenuity weniger Glück beschieden. Der zunächst für den 11. April 2021 terminierte Flug war von der automatisierten Überwachungsfunktion der Drohne vor seinem Beginn abgebrochen worden. Welcher Art das Problem war, das letztlich für den Abbruch gesorgt hatte, ist unbekannt.
Fakt ist, dass die Nasa nach verschiedenen anderen Lösungsansätzen die Flugkontroll-Software einmal neu installiert hat. Das kennt jeder Windows-Nutzer noch von früher…
Seit dem 4. April 2021 steht die Ingenuity nun auf der Marsoberfläche im eigens dafür ausgesuchten Jezero-Krater und hat sich gegenüber den Außentemperaturen von bis zu minus 90 Grad in der Nacht als resistent erwiesen.
Das macht den Flug so schwierig
Der nun geglückte erste Testflug erscheint auf den ersten Blick wenig spektakulär. Planmäßig stieg die Drohne auf etwa drei Meter hoch und schwebte dort rund zehn Sekunden lang. Inklusive Start und Landung dauerte die ganze Aktion rund 30 Sekunden.
Einmal gestartet war die Landung der kritische Punkt am Manöver. Ingenuity musste nämlich völlig gerade aufsetzen, weil ihr eine Vorrichtung zur automatischen Aufrichtung für den Fall eines Umkippens fehlt. Seine verhältnismäßig plane Oberfläche war entsprechend der Hauptgrund, warum die Nasa-Forscher den Jezero-Krater gewählt hatten.
Die Erfolgsaussichten des Versuchs galten zunächst als offen. Denn die Dichte der Marsatmosphäre hat nur etwa ein Prozent der Dichte der Erdatmosphäre. Zudem liegt die dortige Schwerkraft bei etwa einem Drittel der irdischen Anziehungskraft. Auf der Basis dieser Erkenntnisse hatten die Drohnenentwickler bereits Rotorblätter aus Kohlefasern verbaut, die sich wegen der dünneren Atmosphäre auf dem Mars deutlich schneller drehen als auf der Erde. Ob das reichen würde, war indes unklar.
Deshalb sollte der erste kurze Testflug nur zeigen, wie realitätsnah die irdischen Tests im Labor und in Vakuumkammern gewesen sind. Nachdem der Jungfernflug nun gelungen ist, wird die Ingenuity bis zu vier weitere Flüge absolvieren, die sie bis in eine Entfernung von 50 Metern zum Rover bringen und bis zu 90 Sekunden lang dauern sollen.