MBUX Hyperscreen: Daimler kündigt Riesendisplay für seinen Luxusstromer EQS an
Drei Jahre nach Ankündigung der ersten Generation von Daimlers Infotainmentsystem MBUX auf der CES 2018 nutzt der Stuttgarter Autobauer die in diesem Jahr nur online stattfindende Messe dazu, seine Plattform auf ein riesiges, monolithisch anmutendes Bildschirmelement zu bringen, das vorerst nur für den Luxusstromer EQS bestimmt ist. Der MBUX Hyperscreen erstreckt sich nahezu über die gesamte Breite von der linken bis zu rechten A-Säule und dient zur Bereitstellung verschiedenster Informationen für Fahrer und Beifahrer.

MBUX Hyperscreen für den Mercedes EQS. (Bild: Daimler AG)
Die Weiterentwicklung des MBUX-Bildschirms erinnert mit seinem über nahezu die komplette Innenraumbreite gestreckten Bildschirmelement an das 120 Zentimeter breite Display des E-Auto-Startups Byton. Daimlers MBUX Hyperscreen ist in seiner Bauweise allerdings an die Form des Fahrzeugs angepasst und beseht zumindest optisch aus einem Stück – tatsächlich handele es sich aber um drei nebeneinander angebrachte Bildschirme, deren nutzbare Fläche zusammen 2.432,11 Quadratzentimeter umfasse.
Die Bildschirme befinden sich unter einem durchgehenden Frontrahmen aus Kunststoff, dessen Deckglas im Mold-Verfahren bei Temperaturen von circa 650 Grad Celsius dreidimensional gebogen wird, so Daimler. Auf diese Weise werde ein verzerrungsfreier Blick auf die Displayeinheit über die gesamte Fahrzeugbreite unabhängig vom Radius des Deckglases ermöglicht.

MBUX Hyperscreen für den Mercedes EQS. (Bild: Daimler AG)
Bei der Interaktion über die Touch-Oberfläche erhalten Nutzer haptisches Feedback mittels zwölf Aktuatoren. Besonders stolz ist Daimler bei der Software darauf, dass durch null Menüebenen gescrollt werden müsse, um an die wichtigsten Anwendungen zu gelangen, weshalb der Konzern die neue Nutzeroberfläche „Zero-Layer“ (Null-Ebene) nennt. Der Autobauer betont, dass die smarte Software des MBUX Hyperscreen nicht nur das Scrollen durch Untermenüs weitgehend überflüssig gemacht habe, sondern auch den Einsatz von Sprachbefehlen.
MBUX Hyperscreen als „Gehirn und Nervensystem des Autos“ – für Fahrer und Beifahrer
Sajjad Khan, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz AG und CTO, beschreibt den MBUX Hyperscreen als „Gehirn und Nervensystem des Autos“ zugleich. Durch künstliche Intelligenz lerne das System „den Kunden immer besser kennen und liefert ein maßgeschneidertes, personalisiertes Infotainment- und Bedien-Angebot, bevor der Passagier irgendwohin klicken oder scrollen muss.“ Dabei würden die wichtigsten Anwendungen dank „Zero Layer“ situativ auf den Kontext bezogen und auf der obersten Ebene des Menüs angeboten – dem EQS-Fahrer würden so zahlreiche Bedienschritte abgenommen, erklärt Daimler. Neben den häufig genutzten Funktionen wie Navigation, die stets mit vollem Funktionsumfang im Zentrum der Bildschirmeinheit stehe, sowie der Steuerung von Radio/Medien und Telefonie, erhalte der Fahrer, sofern sie relevant seien, Angebote aus einem Portfolio von 20 weiteren Funktionen – vom Aktiv-Massage-Programm über Geburtstagserinnerung bis zum Vorschlag für die To-do-Liste.

MBUX Hyperscreen für den Mercedes EQS – die Navigation soll stets mit vollem Funktionsumfang verfügbar sein. (Bild: Daimler AG)
Als Beispiel für den KI-Einsatz beschreibt Daimler die Möglichkeit, die Funktion zum Anheben des EQS per „Vehicle-Lift-Up“-Funktion zu aktivieren, etwa bei steilen Garageneinfahrten oder Schwellen zur Verkehrsberuhigung am Boden. Das MBUX merke sich die GPS-Position, an der der Nutzer Gebrauch von dem Feature gemacht habe, und schlage dem Fahrer selbstständig vor, das Auto anzuheben. Die angebotenen Vorschläge können laut Daimler mit einem Klick angenommen oder abgelehnt werden.
Ähnliches gelte auch für den Beifahrer, der seinen eigenen Anzeige- und Bedienbereich erhält und dem Fahrer nicht in die Quere kommen kann. Insgesamt sieben Profile lassen sich laut Daimler zur Individualisierung der Inhalte anlegen. Daimler weist darauf hin, dass die Entertainmentfunktionen des Beifahrer-Displays während der Fahrt lediglich „im Rahmen der
länderabhängigen gesetzlichen Vorschriften verfügbar“ seien. Sofern der Beifahrersitz nicht besetzt sei, werde der Bildschirm „zum digitalen Zierteil“ – es werden animierte Sterne dargestellt.
Der MBUX Hyperscreen ist laut Daimler nicht fester Bestandteil der Basisausstattung des EQS, sondern optional. Angetrieben wird der Riesenbildschirm von einer Achtkern-CPU mit 24 Gigabyte RAM und einer Speicherbandbreite von 46,4 Gigabyte pro Sekunde. Beim verbauten Prozessor handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Xavier-SoC von Nvidia – konkrete technische Details hat der Autobauer noch nicht genannt.
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Das mit dem Merken für die Anhebefunktion vor der Garageneinfahrt ist Geil. Aber was ist, wenn der Fahrer ein Choleriker ist (WAS, DU willst mir Befehle erteilen?)