Mehr als Nachhaltigkeit: Zalando und H&M steigen ins Second-Hand-Geschäft ein
Ein Trend, der derzeit insbesondere den Onlinebekleidungshandel erreicht, ist Re-Commerce, neudeutsch auch als Pre-Owned bezeichnet. Onlinemodehändler Zalando etwa promoted seit vergangener Woche neben einer Pre-Owned-Kategorie auf der eigenen Website auch Zalando Zircle als App. Das Unternehmen sieht hierin nach eigenen Angaben ein Wachstumsfeld für den Modehandel. Kundinnen und Kunden können hier Fehlkäufe oder gut erhaltene Ware einsenden und Zalando kümmert sich um die Preisfindung. Das Geld, das dabei erlöst wird, kann der Kunde entweder auf das eigene Kundenkonto erhalten oder an karitative Einrichtungen spenden. Auch H&M hat kürzlich den schwedischen Second-Hand-Kleidershop Sellpy in Deutschland eingeführt. Hier können Kunden mit wenig Aufwand ihre nicht mehr erwünschten Kleidungsstücke anbieten und Sellpy verkauft diese weiter.
Begründet wird das Engagement auch mit Nachhaltigkeit – doch Kritiker argumentieren, dass viele der Kleidungsstücke aufgrund der wenig nachhaltigen Fertigung kaum für ein zweites Leben gemacht sind. Die Vorgehensweise ist für den Kunden denkbar einfach: Man fordert bei Sellpy eine entsprechende Versandtasche an, schickt die Ware dorthin und lässt sich überraschen. Den Rest erledigt nämlich Sellpy – von der Begutachtung und Wertermittlung bis zum Verkauf. So erklärt etwa Thorsten Mindermann, H&Ms Deutschland-Chef: „Wir sehen, dass das Bewusstsein für nachhaltige Mode und die Nachfrage unserer Kunden ständig wächst und jetzt wahrscheinlich größer ist als je zuvor.“
Versender Otto geht mit seinem Angebot für Second-Hand-Mode einen etwas anderen Weg: Die Tochter About you hat jetzt eine entsprechende Abteilung im Rahmen eines Silent-Launch an den Start gebracht und will damit Medienberichten zufolge erst einmal Erfahrungen sammeln.
Second-Hand ist mehr als Nachhaltigkeit
In der Tat dürfte aber auch noch ein psychologisches Element hinzukommen: Wir alle haben unsere Kleiderschränke voll – und das gutgeschriebene Budget kann dann in neue Käufe fließen. Die erfolgen dann naheliegenderweise beim jeweiligen Unternehmen, was im stark umkämpften Segment des Onlinemodehandels nicht zu unterschätzen ist.
Dabei sind die beiden genannten Modehändler zwar große Player, die dieses attraktive Marktsegment jetzt für sich entdecken, sie sind aber nicht die ersten, die das tun: Kleiderkreisel ist bei Second-Hand-Verfechtern seit Jahren beliebt und auch das zum Momox-Konzern gehörende Portal Ubup hat zahlreiche, vor allem weibliche Fans. In einer Hinsicht trägt der Re-Commerce allerdings wirklich zu mehr Nachhaltigkeit bei: Durch Portale wie Ubup und Sellpy kommen aufgrund der niederschwelligen Herangehensweise auch Kundengruppen auf die Idee, ihre gebrauchten Kleidungsstücke anzubieten, die dies bisher nicht taten.
- Das könnte dich auch interessieren:
- Initiative ZukunftHandel: Google und HDE Programm für Händler vor Ort
- Warum Onlinehändler vor allem den Sonntagabend im Visier haben sollten
- About you: „Das verrückteste Jahr unserer Geschichte“
- Retourenquote senken: Mit künstlicher Intelligenz Rücksendungen minimieren