Gegen Greenwashing: So will Moniflo Anlegern wertebasiertes Investieren ermöglichen

Viele Privatanleger:innen tun sich schwer bei der Geldanlage – insbesondere wenn es darum geht, Werte und ESG-Kriterien im Anlageverhalten umzusetzen und nachhaltig und mit Impact-Denken anzulegen. Ist eine Aktie wirklich so nachhaltig, wie es das Unternehmen verspricht, ist ein Fonds wirklich so grün, wie ihn das Fondsmanagement anpreist? Das Luxemburger Startup Moniflo, das jetzt auch in Deutschland an den Start geht, hat eine Lösung parat, die das wertebasierte Investieren demokratisieren soll.
„Unsere Zielgruppe ist jene Gruppe von Anlegern, die ihre Investitionen mit ihren Überzeugungen und Werten in Einklang bringen wollen“, erklärt der Luxemburger Gründer Georges Bock im Gespräch mit t3n. „Die Menschen haben persönliche Vorlieben, in welche Unternehmen und Themen sie investieren wollen – und noch viel mehr Abneigungen, in was sie ihr Geld nicht investiert wissen wollen.“ Doch viele herkömmliche Bankberater:innen können hier nur begrenzt weiterhelfen und gar nicht so genau sagen, ob beispielsweise ein Unternehmen etwas mit Atomkraft zu tun hat, welche Art der Gentechnik man nutzt oder für welchen Grad an CO₂-Ausstoß und Klimaerwärmung es steht. Greenwashing-Themen gibt es bekanntermaßen selbst in großen Fondsgesellschaften.
Spricht man mit dem Gründer, wird schnell klar, dass der ehemalige Unternehmensberater die Themen Nachhaltigkeit in der Geldanlage und wertebasiertes Investieren mit Blockchain-Technik unter einer Haube in Einklang bringen will. Das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg versteht sich als digitaler Marktplatz für wertebasiertes Investieren, hat also durchaus Fondsgesellschaften als Teil des Ökosystems im Blick. Investiert wird dabei in klassische aktive (also durch ein Management verwaltete) Fonds zu den unterschiedlichen Themen.
Aussagekräftige Fondsauswahl via Clarity.ai
Bei der Auswahl will Moniflo mit entsprechenden aussagekräftigen Ratings aus dem Hause Clarity.ai ansetzen, wobei die Käufe und Verkäufe über eine App (iOS und Android) abgewickelt werden. Das von Clarity.ai entwickelte Ranking-System basiert auf den 16 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) und soll für fundierte Entscheidungen über die sozialen, die ökologischen und die ethischen Auswirkungen der Investments sorgen. Indem sie bis zu 19 Aktivitäten ausschließen, können die Nutzer:innen ihr Engagement entsprechend ihren persönlichen Überzeugungen individuell anpassen. Die üblichen Finanzinformationen stehen ebenfalls in umfassender und praktischer Form zur Verfügung, um sicherzustellen, dass die Nutzer:innen finanziell fundierte Entscheidungen treffen können.
Zur Auswahl stehen insgesamt rund 200 nachhaltige OGAW-Fonds (Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren, wie das offiziell heißt), die alle unter den Artikeln 8 und 9 der SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation) fallen. Damit deckt das Unternehmen in der Tat ein recht umfangreiches Portfolio an Werten und Impact-Vorstellungen ab, mit dem die Anlegenden gut variieren können. Bock verweist übrigens darauf, dass die Performance solcher ESG-orientierter Fonds gar nicht schlechter als die nicht wertebasierter Investments ausfallen müsse.
Blockchain-basierter Ansatz bei der Verwaltung
Bock sieht Moniflo als Alternative, die der selbstbestimmten Do-it-yourself-Mentalität der neuen Anleger:innen gerecht werde, denen wichtig ist, was mit ihrem Geld passiert. „Dabei wollen wir sicherstellen, dass jede einzelne Anlageentscheidung ein persönlicher und maßgeschneiderter Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und gerechteren Zukunft für alle ist“, sagt Georges Bock. Das Investieren soll dabei gerade für die LOHA-Zielgruppe ( Lifestyles of Health and Sustainability) möglichst persönlich und nachvollziehbar werden und „eine neue Welle von sozial- und umweltbewussten Investor:innen fördern“, wie er es formuliert.
Anders als viele Neobanken hat Moniflo allerdings keine klassische Partnerbank für die Verwahrung der Werte, sondern arbeitet auf Blockchain-Basis mit einem dokumentierten Wertpapiereigentum gegenüber den Kund:innen. Damit gehört Moniflo zu den ersten Fintechs, die das luxemburgische Gesetz zur Nutzung der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) für die Verwahrung von gängigen Wertpapieren auf der Blockchain in Europa nutzen. Allerdings brauchte es für den neuen Ansatz wohl einige Überzeugungsarbeit bei den Regulierungsbehörden, wie Bock erzählt. Bock hat mit seinem Team etliche Jahre an der dazu passenden Technologie gearbeitet, erste Meldungen über das Unternehmen und sein Betaprogramm gab es bereits vor gut zwei Jahren. Bei der Verwahrung des Geldes, das auf das Depotkonto fließt, von dem aus dann investiert wird, kommt indes Mangopay als Dienstleister zum Einsatz.
Doch dieser andersartige Ansatz im Vergleich zu anderen Investmentplattformen ist den meisten Kund:innen wohl gar nicht großartig bewusst, dürfte sie aber auch im Hinblick auf die Sicherheit nicht betreffen. Zur Gewährleistung der Sicherheit gibt Moniflo den Nutzer:innen eine Garantie im Rahmen der Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro für ihre Bareinlagen über Mangopay und eine Garantie in Höhe von 20.000 Euro für den Verlust von Wertpapieren, etwa aufgrund von Fahrlässigkeit eines zugelassenen regulierten Instituts. Darüber hinaus gelten die Wertpapiere als Sondervermögen, das von einer Insolvenz der Investmentplattformen nicht betroffen wäre.
Innovatives Geschäftsmodell – geht die Rechnung auf?
Geld verdienen will Moniflo unter anderem über Kickbacks und Bestandsprovisionen der Fondsgesellschaften – kein neuer Ansatz, aber ein durchaus einträglicher für viele Vermittlungsplattformen. Hinzu kommen datenbasierte Beratungsdienstleistungen für die Fondsgesellschaften, die aber keinerlei Einfluss auf die Bewertung und das Ranking von Fonds haben werden, und Content-Marketing auf der Plattform. Ungewöhnlicher ist, dass die Kund:innen keine regelmäßigen Gebühren für die Blockchain-Plattform selbst bezahlen, sondern sie werden (abgesehen von den üblichen Fondsgebühren und ‑provisionen) lediglich beim Upload des Geldes mit einer Provision zwischen 0,2 und 0,9 Prozent zur Kasse gebeten. Ob diese Rechnung auf Dauer aufgeht, hängt von der Zahl an Kund:innen ab, die das Konzept überzeugend finden – und von dem Vertrauen, das Investor:innen in den Blockchain- und DLT-Ansatz haben.
Unterm Strich fungiert die Anlageplattform als zweiseitiger Marktplatz, der die Kluft zwischen europäischen Fonds, die nach neuen Wegen für den digitalen Vertrieb ihrer Produkte suchen, und einer neuen Gruppe von Anleger:innen überbrückt, die ihre Investitionen mit ihren Überzeugungen und Werten in Einklang bringen wollen. Doch der Gründer denkt bereits weiter und erklärt, man arbeite an KI-basierter, dialogorientierten Kund:innenkommunikation bei der Auswahl der Fonds. In der Tat dürfte hier bei der genannten Zielgruppe einiges Potenzial stecken, denn nicht nur Bankberater:innen können die richtigen Fragen formulieren. „Wir haben den Ehrgeiz, das Benutzer:innenerlebnis von Moniflo durch den Einsatz von KI-gesteuerten App-Funktionen kontinuierlich auszubauen.“